Région Pays de la Loire, Departement Maine-et-Loire

Schloss von Saumur; Stich 15. Jhd.; gemeinfrei


Schloss von Saumur;  Foto: CJ DUB, wikimedia
















Der Ort
Die Stadt von 27125 Einwohner*innen (2016) liegt im Westen Frankreichs an der unteren Loire, Weinbau und Kellereien, Nationale Reitschule 'Cadre Noir'; früher bedeutende Kavallerie. Bahnhof an den Linien Tours ↔Saint-Nazaire und Chartres ↔Bordeaux. Saumur liegt an der N 147 und der D 347. Mit dem Auto von Angers 51 km (D 952, entlang der Loire) oder 61 km (D 748, D 761).

Die Ereignisse

Kavalleriemuseum; Quelle: Musée de la Cavalerie

Frontstalag 181
Nach zwei Tagen schwerer Kämpfe mit den Kadetten der Reitschule 'cadre noir' und 'tirailleurs sénégalais' (französische afrikanische Kolonialsoldaten) überquerte die deutsche Wehrmacht die Loire und rückte am 20. Juni 1940 nach Saumur ein. Sie eröffnete in Gebäuden der Kavallerieschule ein Kriegsgefangenenlager, das Frontstalag 181. Die allermeisten Gefangenen waren französische Kolonialsoldaten aus Nord- oder Schwarzafrika oder Indochina. Möglicherweise „aus Achtung vor der hartnäckigen Verteidigung“ entließ der deutsche Kommandant, Kavalleriegeneral Kurt Feldt, 3000 Gefangene, darunter auch viele 'tirailleurs' (vgl. Scheck, a.a.O., S. 144; vgl. aber auch S. 52). Daran wird u.a. im Musée de la Cavalerie, Place Charles de Foucauld, erinnert.

Tafel Deportation jüdischer Menschen



Judendeportation
Wie im gesamten Departement und in der besetzten Nordzone wurden in einer von der SiPO-SD gesteuerten Razzia mit Hilfe französischer Polizisten in Saumur und Nachbarorten 23 jüdische Menschen festgenommen, darunter eine Anzahl französischer Juden. Sie wurden am nächsten Tag nach Angers transportiert und von dort in das KZ und Vernichtungslager Auschwitz deportiert, keiner überlebte. Danach flohen 27 Personen über die Demarkationslinie in die unbesetzte Südzone. Daran erinnern Bodenplatten am Totendenkmal (gegenüber dem Rathaus/Mairie, Rue Molière) und eine Tafel für sechs Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren (Place des Recollets).



Résistance
Ehrentafel für vier CND-Résistants

Sehr bald gab es u.a. wegen der nahen Demarkationslinie Fluchthilfe und Nachrichtendienst. Drei Männer und eine Frau vom Netz Confrérie Notre-Dame/CND-Castille konnten 1941 durch Funkübermittlung dazu beitragen, dass drei schwere deutsche Kriegsschiffe (Scharnhorst, Gneisenau und Bismarck) manövrierunfähig gemacht bzw. zerstört wurden; vgl. die Ehrentafel für Bernard Anquetil, Funker des CND (erschossen am 24. Oktober 1941 auf dem Mont-Valérien), Jean Decker, Fernande
und Henri Combe (in einem Seitengebäude des Rathauses/der Mairie, Rue Molière).

 


 

 

 

 


Gedenktafel an ehem. Gestapo-Sitz



Repression

Viele von der Feldgendarmerie oder der Gestapo verhaftete Widerstandskämpfer und politische Gegner/innen wurden in deren Dienstgebäude festgehalten, verhört, misshandelt und gefoltert - bevor sie verurteilt, deportiert oder erschossen wurden. Eine Gedenktafel erinnert daran: „1940-1944. Im Gedenken an die Résistants und Geiseln aus Saumur, Opfer der Nazi-Barbarei, die für Frankreich gestorben sind oder gelitten haben“ (am Eingang zum ehemaligen Hôtel Bouvet-Mayaud, heute: 10 Rue du Maréchal Leclerc). Von 173 Résistants wurden drei erschossen, 63 in die KZ deportiert, wo 36 (oder 40) ums Leben kamen (vgl.: http://saumur-jadis.pagesperso-orange.fr/recit/ch51/r51d12sociologie.htm).

 


Stele elf Erschossene

Befreiung

Nach der alliierten Landung in der Normandie und dem Durchbruch von Avranches (31. Juli 1944) zogen die alliierten Truppen zunächst an Saumur vorbei. Nach Aktionen von Maquisards in den Wäldern rund um Saumur reagierten die Deutschen mit Zerstörungen, Sprengung der Loire-Brücken und mit Terror.
Am 19. August ergriffen Soldaten aus unbekannten Gründen willkürlich einige Einwohner in einem nordwestlichen Vorort und erschossen sie; elf andere nahmen sie mit zum Verhör durch Feldgendarmen und erschossen sie am nächsten Morgen in der Nähe. Die Leichen wurden erst am 9. März 1945 entdeckt (http://saumur-jadis.pagesperso-orange.fr/recit/ch52/r52d10drames.htm). Auf einem Gedenkstein ist zu lesen: „Hier wurde am 9. März 1945 ein Massengrab mit elf Leichen, Männer und Frauen aus der Umgebung von Saumur, entdeckt. Sie waren am 20. August 1944 erschossen worden. Erinnere Dich…“ „Erschossen am 20. August 1944, Opfer des Nazismus“; eine Gedenkzeremonie findet hier jährlich statt (Stele am Ende der Avenue du Breil, GPS 47.272722, -0.099222).
Am 30. August verließen die letzten deutschen Einheiten Saumur. Die Stadt war befreit.








Literatur/Medien
ONAC 49: Frontstalag 181 – Un camp de prisonniers de guerre français à Saumur, Angers
Petit Futé. Guide des lieux de mémoire, Paris, Ausgabe 2012/2013, S. 195
Scheck, Raphael: Hitlers afrikanische Opfer. Die Massaker der Wehrmacht an schwarzen französischen Soldaten, Hamburg 2009
http://saumur-jadis.pagesperso-orange.fr/recit/ch47/r47f.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Feldt