Region Abruzzen / Provinz Chieti

Der Ort
Eingang des ehemaligen Internierungslagers in CasoliCasoli, eine abruzzische Gemeinde mit 5.640 Einwohner/innen (Stand 2016) und sehenswertem Altstadtkern, liegt zu Füßen des Maiella-Massivs ca. 40 km südlich der Provinzhauptstadt Chieti. Von dort ist der Ort über die SS 81 zu erreichen.

Die Ereignisse
Campo di Concentramento Casoli
Von Juni 1940 bis Februar 1944 existierte in Casoli eines der 15 Internierungslager der Region Abruzzen. Es wurde vom faschistischen Italien unter Mussolini als Internierungslager für ausländische männliche Juden, vor allem aus Deutschland, Österreich und Polen, eingerichtet (siehe: Judenverfolgung in Italien). Die ersten 50 Juden, die in Casoli interniert wurden, waren 1940 aus Triest deportiert worden, darunter auch der Verlobte von Rita Rosani, Giacomo Nagler, der im Februar 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordet wurde.

Im Mai 1942 wurden die jüdischen Insassen des Lagers in das Lager Campagna in der Provinz Salerno (Kampanien) und weitere Lager gebracht. Danach diente Casoli vor allem zur Internierung politischer Gefangener aus dem damaligen Jugoslawien, aus Slowenien und Kroatien. Drei Gebäude wurden dafür genutzt: die Gemeindeschule, die Gewölbe des Palazzo Tilli und das frühere Kino. Sie boten Platz für 150 Internierte.
Im Februar 1944 wurde das Internierungslager Casoli aufgelöst.

Gedenktafel in Erinnerung an Holocaust-Opfer

Gründung der Brigata Maiella
Am 5. Dezember 1943 gründete eine Gruppe von Männern, die gegen die deutsche Besetzung Italiens kämpfen wollten, im Haus des Anwalts Ettore Troilo in Casoli die „Brigata Maiella". Diese schnell anwachsende Einheit beteiligte sich an der Seite der Alliierten an der Befreiung.

Gedenken
Gedenktafeln am ehemaligen Internierungslager
Am Eingang des Palazzo Tilli weist eine Tafel das Gebäude als Ort des Gedenkens aus („Luogo della Memoria - Campo di Concentramento a Casoli"). Zwei Gedenktafeln sind jenen Juden gewidmet, die Insassen des Lagers Casoli waren und nach dem Kriegsaustritt Italiens aus unterschiedlichsten Lagern nach Auschwitz-Birkenau und Triest San Sabba deportiert und dort ermordet wurden.
Casoli, Via Boretti 14

Am 25.04.2018 besuchte der italienische Präsident Sergio Mattarella das Campo Casoli. Dieser Besuch stellt den ersten Besuch eines italienischen Staatspräsidenten in einem italienischen Konzentrationslager dar und ist somit von enormer Bedeutung sowohl für Casoli als auch für die Italienische Erinnerungskultur.
(https://www.youtube.com/watch?v=-rI7qMjAu5c&feature=youtu.be)

 

Gedenktafel an der Piazza della Memoria (Foto Lorentini)Piazza della Memoria
Am 27. Januar 2018 wurde in Casoli der Platz vor dem Treppenaufgang zum Palazzo Tilli in Piazza della Memoria umbenannt. Eine Gedenktafel erinnert dort jetzt namentlich an alle 218 Insassen des Lagers, von denen 108 Juden und 110 Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien waren.

Gedenktafel am Wohnhaus von Ettore Troilo
Eine Tafel erinnert am früheren Wohnhaus von Ettore Troilo an die dort vollzogene Gründung der „Brigata Maiella".
Casoli, Corso Umberto I 68


Centro di documentazione on line sul campo di concentramento di Casoli (1940-1944)
[email protected]
Das digitale Archiv www.campocasoli.org bietet vielfältige Informationen über die Geschichte des Lagers, über alle bisher identifizierten ehemaligen Insassen, es beinhaltet Originaldokumente, Fotos und Zeitzeugenberichte.

Literatur / Medien:
Giuseppe Lorentini, "L'ozio coatto". Storia sociale del campo di concentramento fascita di Casoli (1940-1944), Ombre corte, Verona 2019; Capogreco, Carlo Spartaco: I campi del duce - L'internamento civile nell'Italia fascista (1940-1943), Turin 2004, S. 208-209; Voigt, Klaus: Zuflucht auf Widerruf – Juden und andere Verfolgte des Hitlerregimes in Italien 1933–45, Band 2, Stuttgart 1993; www.campocasoli.org; anpi.it/media/uploads/patria/2012/10-14_PALOMBARO.pdf; www.campifascisti.it/scheda_campo.php?id_campo=235