Bezirk Alytus
Der Ort
Simnas, eine kleine Ortschaft im Süden Litauens mit ca. 1.500 Einwohnern (2011), liegt am gleichnamigen See etwa 25km westlich von Alytus und ebenfalls etwa 25km südöstlich von Marijampolė. Man erreicht den Ort von Marijampolė aus auf der Straße Nr. 182 und Nr. 131 in Richtung Alytus oder von Alytus aus auf der Straße Nr. 131 in Richtung Kalvarija.
Die Ereignisse
Deutsche Truppen erreichten am 23. Juni 1941 Simnas. Zwei Monate lang herrschte dort relative Ruhe, doch am 22. August wurden auf deutschen Befehl – SS-Sicherheitspolizei hatte die „Konzentration“ der Juden des ganzen Kreises Alytus angeordnet – alle jüdischen Männer auf den Platz vor der örtlichen Versammlungshalle beordert. Von dort wurden 100 junge Männer auf Lastwagen geladen mit zunächst unbekanntem Ziel, angeblich zum Straßenbau. Wenig später verbreitete sich die Nachricht, dass die verschwundenen Männer in der Nacht vom 28. auf 29. August ermordet worden sind, vermutlich im Wald Vidzgiris bei Alytus. Ähnliches geschah am 1. September, als nach einer erneut befohlenen Versammlung 60 junge jüdische Frauen nach Alytus geschafft wurden.
Am 10. September schließlich wurden alle Juden in Simnas aufgefordert, sich zu ehemals sowjetischen Unterkünften beim christlichen Friedhof zu begeben. Von dort wurden sie, noch etwa 400 an der Zahl, am 12. September unter Schlägen und bis auf die Unterwäsche entkleidet drei Kilometer weit in den Wald bei Kalesninkai getrieben. Dort mussten sie in eine große, vorbereitete Grube hinuntersteigen und wurden von deutschen und litauischen Angehörigen des SS-Rollkommando Hamann unter dem Kommando des litauischen Offiziers Bronius Norkus ermordet. Der überlieferte Bericht des Chefs des SS-Einsatzkommando 3, Karl Jäger, weist für den um Alytus gelegenen Bereich für die Zeit vom 9. bis 12. September 1941 mehrere Mordaktionen aus, die vom Rollkommando Hamann durchgeführt worden sind. Im „Jäger-Bericht“, einer Art Tagebuch der Exekutionen, wird die Zahl der 414 Mordopfer aufgeschlüsselt: „12.9.1941 Simnas 68 Juden 197 Jüdinnen 149 J’Kind. 414.“
Einige Opfer konnten entkommen, sie wurden von litauischen Bauern gerettet und konnten sich später mit einer Gruppe Geflohener aus dem Ghetto von Kaunas zusammenschließen. Dreizehn von ihnen haben überlebt. Einige der Mörder wurden auf Grundlage der Zeugenaussage eines Überlebenden nach dem Krieg vor ein sowjetisches Gericht gestellt.