Quadraro ist ein erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstandenes Arbeiterviertel im Südosten Roms.
Anfahrt: U-Bahn-Linie A „Porta Furba - Quadraro“
Das Ereignis
Die größte Razzia während der Besatzungszeit
Quadraro, wo sich viele Menschen aus ländlichen Gebieten des Mezzogiorno auf der oft erfolglosen Suche nach Arbeit angesiedelt hatten, galt den deutschen Besatzern Roms als „Wespennest“ (Botschaftsrat Moellhausen) des Widerstands. Neben der GAP („Gruppi d’Azione Patriottica“) waren u.a. die sozialistische Brigata Matteotti, die dem Partito d’Azione nahestehende „Banda Il Lavoro“ und Partisanen der Gruppe „Bandiera Rossa“ in Quadraro aktiv.
Nachdem eine Gruppe um Giuseppe Albano („il Gobbo del Quarticciolo“), die Überfälle auf deutsche Lebensmitteldepots und diverse Sabotageakte verübt hatte, am 10. April 1944 in einer Trattoria auf der Via Tuscolana drei deutsche Soldaten getötet hatte, nahm das deutsche Oberkommando dies - nur 2 Wochen nach dem Massaker in den Ardeatinischen Höhlen - zum Anlass, das Quadraro auszuheben.
„Unter dem Vorwand, die Römer hatten versäumt, die Lektion der „Harschen Antwort“ des Oberkommandos auf die Via Rasella zu lernen“ (Katz, S. 325), begann die Durchkämmungsaktion im Morgengrauen des 17. April 1944, hatte den Name „Unternehmen Walfisch“ und stand wieder unter dem Kommando von SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler. Haus für Haus wurde von der SS sowie zusätzlicher Kräfte der Wehrmacht durchsucht und insgesamt ca. 2000 Männer und Jungen gefangen genommen. Nach einem Auswahlverfahren wurden 947 arbeitsfähige Männer im Alter zwischen 15 und 55 Jahren zunächst nach Fossoli und von dort aus zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. Etwa die Hälfte von ihnen überlebte die dort vorliegenden unmenschlichen Arbeitsbedingungen nicht.
Gedenken
Parco 17 Aprile 1944
Im Parco 17 Aprile 1944 (früher Giardino di Monte Grano) steht das Monumento ai Deportati.
Liceo Jean Piaget
Im Eingang der Schule in der Via Diana 35 befindet sich eine Gedenktafel in Erinnerung an die Ereignisse des 17. April 1944.
Medaglia d'oro al merito civile
Als einzigem Stadtteil Roms ist Quadraro als Zentrum des aktiven antifaschistischen Widerstands und der dafür erlittenen Opfer im Jahr 2004 die Medaglia d'oro al merito civile verliehen worden. Im Jahr 2017 erhielt auch der Stadtteil Centocelle diese Würdigung.
Streetart „ll Nido di Vespe“
In Zusammenarbeit mit dem Museo di Urban Art di Roma MURo hat der römische Künstler Lucamaleonte in Erinnerung an die Aushebung des „Wespennests“ Quadraro und die Deportierten Mauern in der Via di Monte del Grano mit Wespenmotiven versehen.
Gedenken in Florenz
Im Florentiner Bahnhof Campo di Marte, dort, wo die Deportierten auf dem Weg in deutsche Arbeitslager umsteigen mussten, wurde am 29. April 2016 an Gleis 1 eine Gedenktafel angebracht.
Literatur / Medien:
Katz, Robert: Rom 1943–1944: Besatzer, Befreier, Partisanen und der Papst, Essen 2006, S. 323-326; Osti Guerrazzi, Amedeo / Majanlahti, Anthony: Roma occupata 1943 – 1944, Mailand 2012, S. 127-140; it.wikipedia.org/wiki/Rastrellamento_del_Quadraro; www.ilquadraro.it/storia-del-quadraro.html; muromuseum.blogspot.de/2014/06/il-nido-di-vespe-di-lucamaleonte.html