Der weit ausgedehnte Bezirk Kaunas liegt mit seiner Hauptstadt Kaunas und den größeren Städten Jonava und Kėdainiai fast im Zentrum der zehn Bezirke des Landes. Wirtschaftlich, kulturell und politisch bestimmend ist seit jeher die Großstadt Kaunas. Während der deutschen Besatzungszeit 1941–1944 waren im Bereich des Generalkommissariats Litauen (Reichskommissariat Ostland) unter dessen Chef Adrian von Renteln in der Stadt Kaunas der Stadtkommissar Hans Cramer und im Bereich Kaunas-Land Gebietskommissar Arnold Lentzen die Chefs der Ende Juli 1941 eingesetzten deutschen Besatzungsverwaltung. Das Gebiet Kaunas-Land umfasste den Landkreis Kaunas und die Kreise Kėdainiai, Marijampolė, Šakiai, Vilkaviškis und Lazdijai. Der Besatzungsverwaltung war die litauische Verwaltung untergeordnet, auf deren Kooperation die deutschen Kommissariate gleichzeitig jedoch angewiesen waren. Die von den Kommissaren Cramer und Lentzen unmittelbar in Angriff genommene Hauptaufgabe war – neben der Verfolgung und Ausschaltung von Vertretern oder Sympathisanten des Sowjetsystems – die Erfassung, Entrechtung und die im August einsetzende Ghettoisierung der Juden.

Bezirk Kaunas (L. Briedis)Auch im Bezirk Kaunas – in Kaunas Stadt und in den Landkreisen – wurden die Juden nach organisatorischer Vorbereitung durch die örtliche litauische Verwaltung, bewacht von litauischer Polizei und „Weißarmbindern“, an die Orte der Massenmorde getrieben. Dort wurden sie unter Befehl der SS-Sicherheitspolizei erschossen. Das „Muster“ dieser Zusammenarbeit zwischen den deutschen Kommissariaten, der SS-Sicherheitspolizei und der litauischen Kommunalverwaltung funktionierte unter Einbeziehung der antisowjetischen „Aufständischen“ im Bezirk Kaunas auf schreckliche Weise, wie die Darstellungen zu den einzelnen Gedenkorten zeigen. Nach den Pogromen und Mordaktionen des Juni/Juli 1941 in Kaunas Stadt wurde das Ghetto in Kaunas mit ungefähr 30.000 Gefangenen, das dem Befehl des Stadtkommissars Cramer unterstand, am 15. August 1941 abgeriegelt; es folgte die bis Ende Oktober anhaltende Vernichtungswelle, der tausende Ghetto-Gefangene zum Opfer fielen. Im Befehlsbereich des Gebietskommissars Lentzen waren praktisch alle Juden der Landkreise der Region im Laufe des August 1941 zu zentralen Sammelpunkten geschafft und bis Anfang September ermordet worden.

Literatur und Medien
Nachweise zu Kaunas siehe unter Kaunas Stadt bzw. Ghetto Kaunas; zum Gebietskommissariat Kaunas Land: Dieckmann 2011, Bd. 2, S. 866-876 sowie bei den Darstellungen zu einzelnen Gedenkorten des Bezirks Kaunas; Bubnys, Arūnas: Holocaust in Lithuanian Province in 1941 (http://www.docscopic.info/ENG.pdf).

https://de.wikipedia.org/wiki/Kaunas
https://de.wikipedia.org/wiki/Verwaltungseinteilung_Litauens 
http://www.litauen.info/landkarte-litauen/bezirk-kaunas/ (Abb. Karte / Leidykla Briedis)
http://lithuaniangenealogy.org/static_db/LT-settlements.php
http://www.yadvashem.org/Kaunas county