Hans Cramer, zuletzt SA-Brigadeführer, geboren am 23.09.1904 in Heilbronn als Sohn eines Gymnasiallehrers; machte die mittlere Reife und eine Ausbildung zum Buchdrucker und Papierfachkaufmann und war bis 1935 kaufmännischer Direktor einer Papierfabrik. Bereits 1919 trat er dem deutsch-völkischen Schutz- und Trutzbund bei, war 1922–1923 als Freiwilliger im Freikorps. 1928 trat er in die NSDAP und in die SA ein, 1937 war er Bürgermeister in Dachau, im März/April 1938 Propagandatruppenführer in Österreich. Nach dem Überfall auf Polen im September 1939 wurde er Stadtkommissar und 1940 Bürgermeister in Włocławek (Leslau), wo er sich durch brutale Gewalt gegen Juden „auszeichnete“ und für Geiselerschießungen, Erpressung von Kontributionen und für Deportationen verantwortlich war.
Die gleiche Brutalität zeigte Hans Cramer nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941, als er als Stadtkommissar in Kaunas eingesetzt wurde. Dort war er als Chef der Besatzungsverwaltung für das Ghetto und die von dort ausgehenden Deportationen und Mordaktionen verantwortlich. Nachdem das Ghetto im September 1943 in die Kontrolle der SS übergegangen war, verließen Cramer und seine Untergebenen Kaunas mit großen Teilen des geraubten jüdischen Vermögens. Cramer soll im April 1945 gefallen sein.
Literatur / Medien
Dieckmann 2011, Bd. 1, S. 460f.; Ders.: Überlegungen zur deutschen Besatzungsherrschaft in Osteuropa 1941–1944: Das Beispiel Litauen, in: Annaberger Annalen 5/1997, S. 26-46 (http://annaberger-annalen.de/jahrbuch 1997/pdf); Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt/M. 2003, S. 96; Matthäus, Jürgen: Das Ghetto Kaunas und die "Endlösung" in Litauen, in: Benz, Wolfgang / Neiss, Marion (Hg.): Judenmord in Litauen, Berlin 1999, S. 97-112, S. 111; Neumann, Alexander: Leben und Sterben im Ghetto Kaunas 1941, in: Bartusevičius u.a. (Hg.): Holocaust in Litauen, Köln 2003, S. 145-155, S. 147.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Cramer_(SA-Mitglied)
Foto: Yad Vashem, Digital Collections, Photo Archive, Item ID 3859850