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Kaunas VII. Fort


Der Ort
Das VII. Fort liegt am nördlichen Stadtrand von Kaunas im Stadtteil Žaliakalnis am Ende der Archyvo Straße.

Opfer vor dem VII. Fort (H.E.A.R.T)


Die Ereignisse

„Die weitaus meisten Opfer in Kaunas starben in den ersten Wochen deutscher Herrschaft nicht durch Pogrome auf offener Straße, sondern im VII. Fort“ (Dieckmann 2011). Hierher wurden Ende Juni 1941 jüdischen Flüchtlinge gebracht, die vor den von der Grenze heranmarschierenden Deutschen versuchten zu fliehen, von der Wehrmacht jedoch eingeholt worden waren. Es folgten die gefangenen Juden aus dem Ende Juni bereits völlig überfüllten Zentralgefängnis in der A. Mickevičius-Straße und Juden aus der Umgebung. Innerhalb weniger Tage wurden mehrere tausend Menschen unter unmenschlichen Bedingungen im VII. Fort eingepfercht, misshandelt und auf barbarische Weise getötet. Solly Ganor, damals 13 Jahre alt, wurde mit Mutter und Bruder zum VII. Fort gebracht. Was er dort sah, war für ihn die Hölle. „Ein riesiges Gelände, ein Hof, der schräg von den Mauern abfiel. Unten waren Tausende von Männern. An den Hängen über ihnen standen unzählige Litauer, viele in Zivilkleidung, die ihre Waffen auf sie richteten. Gelbe Blitze zuckten aus den Läufen ihre Gewehre. Von überall her stieg blauer Rauch in die Luft. Unter uns versuchten schreiende Menschen, den Kugeln auszuweichen, wie wahnsinnig rannten sie von einer Seite auf die andere. Überall lagen Verwundete und Tote“ (Ganor 2005). Nach vorsichtigen Schätzungen gab es im VII. Fort 5.000 Todesopfer. Frauen und Kinder wurden auch vom VII. in das IX. Fort getrieben und dort ermordet.

Das VII. Fort stand unter gemeinsamer deutsch-litauischer Kontrolle. Es war auf deutsche Initiative als „Judenkonzentrationslager“ errichtet worden, die litauische Provisorische Regierung hatte am 30. Juni 1941 seine Organisation und Verwaltung durch ein Regierungsmitglied und den litauischen Stadtkommandanten geregelt. Von deutscher Seite aus war für einige Tage der Chef des Einsatzkommandos 1b, SS-Oberführer Erich Ehrlinger, verantwortlich, bis Karl Jäger am 3. Juli als Chef des Einsatzkommandos 3 die Befehlsgewalt auch über das VII. Fort übernahm. Die Serie der Massaker begann am 30. Juni, angeführt von Mitgliedern der SS-Einsatzkommandos, ausgeführt von Angehörigen der litauischen Hilfstruppen. Der Jäger-Bericht verzeichnet allein für den 4. und 6. Juli 1941 nahezu 3.000 jüdische Opfer. Auch litauische Kommunisten waren unter den Getöteten.

Ein katholischer und ein protestantischer Geistlicher besuchten den Ort der Massaker. Um Intervention gebeten, teilte die Wehrmachtsseelsorge (!) ihnen mit, die Ereignisse im VII. Fort seien außerhalb der Verantwortung der Wehrmacht, deren Befehlshaber damit nichts zu tun haben wollen.

Gedenkstein VII. Fort
Gedenken
 
Man erreicht das VII. Fort von der Tvirtovės Allee nach dem Hinweisschild („Kauno Tvirtovės VII Fortas 0,3km“), in dem man rechts in die Archyvo-Straße einbiegt. Man erkennt den Backsteinkomplex des VII. Forts (Archyvo g. 61), zweigt jedoch vor dem Ende der Archyvo links in die Algirdo-Straße ab, an deren Ende befindet sich ein Parkplatz. Von dort geht man ca. 50m zu Fuß zum Denkmal für die Opfer der Massaker. 
(GPS 54.91522139 23.92686139 / 54°54.9133'N 23°55.6117'E)

Auf dem Gelände des VII. Forts selbst erinnern eine an der Mauer des Gebäudes angebrachte Tafel und ein eindrucksvoller Gedenkstein an die Opfer. Der Text der Tafel (Litauisch und Jiddisch) lautet: „Hier ermordeten die Hitler-Besatzer in den Monaten Juni und Juli 1941 ungefähr 8.000 Menschen.“ Die Inschrift auf dem Gedenkstein (Litauisch und Jiddisch) lautet: „1941 ermordeten die Nazis und ihre lokalen Kollaborateure ungefähr 3.000 Menschen, die meisten von ihnen Juden aus Kaunas.“


Literatur / Medien
Dieckmann 2011, Bd. 1, S. 329, S. 583f.; Ders. / Sužiedėlis, Saulius: The Persecution and Mass Murder of Lithuanian Jews during Summer and Fall of 1941: Sources and Analysis, Vilnius 2006; Ganor, Solly: Das andere Leben. Kindheit im Holocaust, Frankfurt/M. 2005, S. 53; Holocaust Atlas 2011, S. 40/41; Jelin, Meir: Die Todesforts in Kaunas, in: Grossmann / Ehrenburg 1994: Das Schwarzbuch, S. 583 (Auszug unter http://fluchschrift/verbrechen/juli1941.htm)

http://www.holocaustatlas.lt/EN/#a_atlas/search//page//item/23/
https://en.wikipedia.org/wiki/Kaunas_Fortress
http://vilnews.com/2012-12-18271
http://www.H.E.A.R.T.org/einsatz/ninthseventhfort.html (Foto)

Foto
H.E.A.R.T: "Jewish women standby murdered corpses outside the Seventh Fort in Kaunas."