Blick auf das Dorf; Quelle: V. Pagnier, Wikipedia

Region Provence-Alpes-Côte d'Azur, Departement Alpes-de-Haute-Provence

Der Ort*)
Dorf von 1200 Einwohner*innen an der via Domitia, nördlich des Luberon. Mit dem Auto von Forcalquier 23 km (D 4100), von Manosque 22 km (D 907/D 4100)

Die Ereignisse
1941 zog der Dichter René Char aus seiner Heimatstadt L'Isle-sur-la-Sorgue nach Céreste, er war von der örtlichen Polizei fälschlich als Mitglied der – verbotenen - KPF gelistet worden. Er hatte in den 20er und 30er Jahren Gedichte und Erzählungen publiziert; während der Volksfront begonnen, sich politisch einzumischen. Er fuhr kreuz und quer durch das Land, nahm Kontakt zu den entstehenden Widerstandsgruppen sowie STO-Verweigerern auf. Er stellte das Publizieren ein, er wollte sich nicht der Zensur unterwerfen. Widerstand war für ihn „Hoffnung“. Nach der Landung in Nordafrika (November 1942) engagierte er sich stärker in der Résistance (MUR – Vereinte Widerstandsbewegungen und AS-Armée Secrète) und wurde im Herbst 1943 unter dem Decknamen 'Capitaine Alexandre' zum Verantwortlichen für die S.A.P. (Fallschirmabwürfe und Landungen) des Departements ernannt. In Céreste war sein 'Hauptquartier'.

Tour d'Embarbe; Quelle: Lubman, Wikipedia, CC BY-SA 3.0

Fallschirmabwurfplatz 'Hautes-Plaines'; Quelle: S. Thébault, Wikipedia, CC BY-SA 3.0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Er suchte und fand Landeplätze und Verstecke sowie Mannschaften zum Abholen, Transportieren und Verteilen der Waffen – und die Unterstützung vieler Dorfbewohner*innen und Bauern. Fallschirmabwurfplätze wurden u.a. neben der Tour d'Embarbe (Céreste) und auf den 'Hautes-Plaines' oberhalb von Mane bei Forcalquier angelegt (auf der Stele steht: Résistance Hautes-Plaines, Fallschirmabwürfe SAP, Dezember 1943 bis August 1944) . Im Departement wurden viele male Waffen in Empfang genommen und Waffendepots angelegt.
Am frühen Morgen des 23. Juni 1943 umstellten SS und Milice das Dorf Céreste auf der Suche nach René Char.. Männer, Frauen und Kinder mussten sich auf dem Dorfplatz versammeln. Keiner verriet ihn. Char beschreibt die Szene in den Feuillets d'Hypnos (s. Literatur), Fragment Nr. 128.

Gedenktafel Roger Bernard

Stele Roger Bernard ; Quelle: wikipedia Sébastien Thébault, CC BY-SA 3.0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1944 kam der junge Poet Paul Bernard, der vor dem STO-Zwangsarbeitsdienst aus Pertuis (Vaucluse) geflohen war, nach Céreste und in Kontakt zu Char. Er sollte am 22. Juni 1944 eine Nachricht nach Céreste bringen, wurde aber an der Grenze zum Nachbarort Viens (heute Teil von Saint-Martin-de-Castillon) von SS-Männern und Angehörigen der Wehrmachtsdivision 'Brandenburg' angehalten und – nachdem sie bei ihm einen Revolver fanden – sofort erschossen – in den Rücken. René Char sah das aus der Ferne, hat aber nicht eingegriffen, weil er Repressalien gegen die Einwohner und die Zerstörung von Céreste befürchtete (vgl. Char, Feuillets d'Hypnos, Fragment 138).
Freunde aus Viens und Céreste errichteten am Ort seiner Erschießung eine Stele mit der Inschrift: „Hier ist Roger Bernard für Frankreich gestorben. Von der Gestapo ermordet am 22. Juni 1941 im Alter von 23 Jahren.“ Außerdem erinnert eine Gedenktafel in Céreste an den „Poeten und Résistant Roger Bernard, geboren am 11. Mai 1921 in Pertuis (Vaucluse), für Frankreich gestorben am 22. Juni 1944 an der Route de Viens (Vaucluse)“ (Rue du Nid d'Amour/Ecke Cours Aristide Briand).

Gedenken

Gedenktafel René Char an seinem Wohnhaus

zeitweise von René Char genutztes HausStraße René Char/Capitaine Alexandre

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am ehemaligen Haus von René Char wurde eine Gedenktafel angebracht, Text: „In diesem Haus wohnte der Dichter René Char alias Capitaine Alexandre, in der Résistance Chef der S.A.P. für das Departement. Seine Kameraden und er führten 1940 – 1944 von Céreste aus und in den Alpes de Haute-Provence den Kampf für die Freiheit gegen die faschistische und Nazi-Unterdrückung“ (Rue de la Bourgade, nahe der Einmündung der Rue de l'Hôtel de Ville). Char nutzte weitere Häuser, eines – mit zwei Eingängen - befand sich in der (heutigen) Rue René Char/Ecke Rue du Nid d'Amour 1. Dort beginnt die nach ihm benannte Straße, sie führt durch das ehemalige Stadttor 'Porte Notre-Dame'. Der heutige Place de Verdun hieß zeitweise 'Place Capitaine Alexandre'.

Literatur/Medien
Dictionnaire Historique de la Résistance, Paris 2006, S. 209f. (zu SAP), S. 288 (zu René Char)
ONAC 04 u.a. (Hg.): Memorial de la Résistance et des Combats de la Seconde Guerre Mondiale dans les Basses Alpes (Alpes de Haute-Provence), Digne 1992, S. 52-54
Bauschulte, Manfred: René Char. Poet und Partisan. Eine Biographie, Wien 2017
http://www.ajpn.org/commune-4045.html
http://www.hauteprovenceinfo.com/article-7199-cereste-une-marche-resistance-et-poesie-en-hommage-a-roger-bernard.html

http://jncuenod.blog.tdg.ch/apps/print/258826 (JC Cuénod, über R. Char und R. Bernard)
http://maitron-fusilles-40-44.univ-paris1.fr/spip.php?article169034
http://www.pertuisien.fr/flash.php?flash=77682
http://www.memorialgenweb.org/memorial3/html/fr/resultcommune.php?idsource=107643
https://fr.wikipedia.org/wiki/C%C3%A9reste
https://fr.wikipedia.org/wiki/Saint-Martin-de-Castillon
https://de.wikipedia.org/wiki/Ren%C3%A9_Char
https://fr.wikipedia.org/wiki/Ren%C3%A9_Char
http://museedelaresistanceenligne.org/media7942-Roger-Chaudon

*) Dank an Claudia Wörmann, Köln, für viele Hinweise und Tipps