Region Ligurien / Provinz Savona
Der Ort
Die Hafenstadt Savona ist mit 60.760 Einwohner/innen (Stand 31. Dezember 2012) der Hauptort und Verwaltungssitz der ligurischen Provinz Savona. Die drittgrößte Stadt Liguriens liegt an der Strada Statale 1, der „Via Aurelia“, und am Knotenpunkt der Autobahnen A10 (Ventimiglia-Genua) und A6 (Turin-Savona).
Die Ereignisse
Nach dem Einmarsch von Wehrmacht und der SS am 9. September 1943 folgte die rasche Etablierung der Militärverwaltung und die Übernahme der Kontrolle über die Rüstungs- und Kriegsproduktion. Vor allem dem Eisenwerk ILVA kam hierbei Bedeutung zu, in dem u.a. U-Boote für die deutsche Kriegsmarine gebaut wurden. Während Partisanenformationen vor allem im savonesischen Hinterland aktiv waren, versuchten kleinere Aktionsgruppen von GAP und SAP (Gruppi d’Azione patriottica, Squadre d’Azione Partigiana) in Savona, mit Bombenanschlägen, Attentaten und Sabotage militärischer Einrichtungen das Besatzungsregime zu erschüttern. Als „Sühnemaßnahmen“ erfolgten willkürliche Verhaftungen und Erschießungen von an den Anschlägen vollkommen unbeteiligten Frauen und Männern.
Während des am 1. März 1944 vom CLN ausgerufenen Generalstreiks kam es in Savona in allen größeren Fabriken zu Sitzstreiks. Daraufhin schickte die Militärkommandatur deutsche Streifen in die Fabriken und ordnete die sofortige Wiederaufnahme der Arbeit an. „Als es dennoch nicht zur Arbeitsaufnahme kam, wurden 108 streikende Arbeiter aus den Ilva-Eisenwerken verhaftet, dem SD übergeben und in das Polizeisammellager Bergeggi verbracht. Auf die Nachricht hin, daß diese Arbeiter in ein KZ im ,,Generalgouvernement" deportiert werden sollten, wurde die Arbeit in allen Werken der Stadt im Laufe des Nachmittags wiederaufgenommen“ (Klinkhammer, S. 291). Von den festgenommenen Männern wurden 67 in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert, nur 8 überlebten.
Gedenken
Viele Straßen und Plätze in Savona wurden nach Kriegsende umbenannt und erinnern an Frauen und Männern, die im Widerstand ihr Leben verloren. Im Stadtteil Oltre Letimbro, wo aktuell das Resistenza-Institut seinen Sitz hat und 1974 auch das Monumento alla Resistenza errichtet wurde, erhielt bereits am 2. Juli 1945 die „Via dei Legionari“ den neuen Namen „Via dei Partigiani“. Zuletzt wurden im Mai 2013 ein Platz und eine Grünfläche nach Mitgliedern der Bewegung Giustizia e Libertà benannt („Piazza Gustavo Capitò“ und „Giardino Nicola Panevino“).
Forte Priamar
An der Ostseite des Forte Priamar ist vor dem Eingang zu den ILVA-Werken eine Tafel aufgestellt, die an die Opfer der 20-monatigen Besatzungszeit unter der Belegschaft erinnert. Zu ihnen gehörte auch Angelo Bevilacqua (1895-1944), eine der Symbolfiguren des savonesischen Widerstands, der bei ILVA gearbeitet hatte, bis er sich den Partisanen anschloss und als politischer Kommissar in einer Garibaldi-Brigade im Hinterland von Savona fungierte.
An der Westseite des Forte Priamar erinnert eine Gedenktafel an der Festungsmauer an 3 Frauen und 3 Männer, die dort am 1. November 1944 ohne vorherigen Prozess hingerichtet wurden – als „Repressalmaßnahme“ nach dem Attentat auf einen Offizier der Guardia Nazionale Repubblicana (GNR), der für die Zwangsrekrutierung von Arbeitern für die deutsche Rüstungsindustrie zuständig war. Sie gehörten zu den Menschen, die zwei Wochen zuvor während einer Razzia verhaftet worden waren, u.a. - wie die 28-jährige Friseuse Paola Garelli und die 68-jährige Luigina Comotto - wegen Verbindungen zur antifaschistischen Frauenorganisation „Gruppo di Difesa della Donna“.
(Die Gedenktafel befindet sich an einem Teil der Festungsmauer, der zum Hof des Kindergartens "Nostra Signora della Neve Regina Margherita" gehört, Eingang Via Dante Aligheri.)
Forte della Madonna degli Angeli
Nachdem am 23. Dezember 1943 in einer Trattoria eine von der GAP gelegte Bombe 7 Tote (darunter auch ein deutscher Offizier) forderte, erging von der deutschen Militärkommandatur der Befehl, sofort eine Auswahl politischer Gefangener vor ein militärisches Schnellgericht zu stellen. 7 Zivilisten – darunter die Anwälte Cristoforo Astengo und Renato Wuillermin – wurden im Morgengrauen des 27. Dezember 1943 zum Tode verurteilt. Die Exekution wurde unmittelbar danach im Hof des Forte degli Angeli durchgeführt. Das Ereignis ist als „Natale di sangue“ (Blut-Weihnacht) in die Geschichte Savonas eingegangen. Noch heute sind die Einschusslöcher des Exekutionskommandos in der Mauer zu erkennen. Eine Gedenktafel erinnert dort an die Opfer.
Monumento alla Resistenza
Seit April 1974 steht auf der Piazza Martiri della Libertà das Monument zu Ehren der Opfer der Resistenza. Geschaffen wurde das Mahnmal von dem Bildhauer Agenore Fabbri (1911-1998), der selbst der Mailänder Widerstandsbewegung angehörte.
Informationen: Istituto Storico della Resistenza e dell'Età Contemporanea della provincia di Savona (ISREC) mit öffentlich zugänglicher Bibliothek, Via Maciocio 21, 17100 Savona, Tel. 019-813553 und 019-8936891, E-Mail: [email protected], www.isrecsavona.it.
Literatur / Medien:
Klinkhammer, Lutz: Zwischen Bündnis und Besatzung. Das nationalsozialistische Deutschland und die Republik von Salò 1943 – 1945, Tübingen 1993, S. 285ff.; Istituto Ligure per la storia della Resistenza e dell'Età contemporanea (ILSREC): Memoria nella pietra – Monumenti alla Resistenza ligure 1945-1995, Genua 1996; Istituto Storico della Resistenza e dell'Età Contemporanea della provincia di Savona (ISREC): Savona in Guerra - Militari e vittime della provincia di Savona caduti durante il secondo conflitto mondiale (1940-’43 / 1943-’45), Savona 2013;