Bezirk Vilnius
Der Ort
Kalveliai mit ca.1.600 Einwohnern liegt ca.30 km östlich von Vilnius nahe der Grenze zu Weißrussland und ist erreichbar auf der Str. 101 Richtung Minsk. Einen gewissen Aufschwung erhielt der Ort im 19 Jahrhundert mit dem Bau der Eisenbahn und dem Abbau von Torf in der Umgebung. Die Hälfte der damaligen Bewohner von Kalveliai waren Juden, die das Geschäftsleben des Ortes dominierten.
Die Ereignisse
Die jüdischen Bewohner von Kalveliai wurden – vermutlich bei einer Mordaktion im September Jahres 1941 – aus dem Ort deportiert und bei Vėliučionys oder in Paneriai ermordet. Im Herbst1942 wurde im Torfmoor Margiai einige Kilometer entfernt von Kalveliai in der Nähe des Dorfs Nemėžėlė ein Außenlager des Ghettos von Vilnius eingerichtet, im dem bis Mai 1943 über 300 Juden unter schwierigsten Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten. Am 08. Juli 1943 kam Bruno Kittel vom "Judenreferat" der Gestapo Vilnius, in das Lager und hielt vor den versammelten Lagerinsassen eine Rede, in der er sie zur Arbeit antrieb und vor Kontakten zu den sowjetischen Partisanen in den umliegenden Wäldern warnte. Zur selben Zeit umstellten SS und litauische Hilfstruppen das Lager. Als Kittel das Lager verließ, wurden die Wohnbaracken mit Granaten zerstört und die Bewohner des Lagers – 240 Männer, Frauen und Kinder – in der Nähe mit Maschinengewehren erschossen.
Gedenken
Zu der schwer erreichbaren Gedenkstätte gelangt man mit dem Pkw von Vilnius auf der Straße Nr.101. In Kaveliai biegt man links in die Zaliasilio-Straße, überquert die Bahnlinie, biegt jedoch vor dem zweiten Bahngleis rechts ab (bei einem Holzpfeiler Kalveliu Girininkija); bei einer Weggabelung links halten (unbefestigte Straße), passiert nach einer Brücke den Weiler Uztilciai und erreicht ein braunes, hohes Holzkreuz, bei dem man links abbiegt und auf der Sandpiste, vorbei an Gehöften, das Ortsschild "Nemežėlė" erreicht. Danach biet man bei erster Möglichkeit bei einem Holzkreuz links und erreicht nach ca.600 m einen schwarzen Markstein, der Richtung Waldrand zeigt. Von hier aus überquert man zu Fuß eine Wiese (ca. 200 m) und erreicht einen weiteren Markstein. Dort folgt man nach rechts einen Pfad entlang dem Waldrand und gelangt nach ca. 250 m zu einem eingezäunten Privatgelände. Links an dessen Zaun entlang bahnt man sich durch Gestrüpp einen Weg und erreicht in ca. 100 m das Lindenwäldchen, in dem sich die Gedenkstätte mit folgender Inschrift (in Jiddisch und Litauisch) befindet: "Hier ermordeten im Juni 1943 Hitlers Schergen und ihre lokalen Kollaborateure 300 jüdische Männer, Frauen und Kinder. Wir werden immer an diese unschuldigen Märtyrer erinnern."
GPS 54.66078972 25.70181000 / 54°39.6474'N 25°42.1086'E
Literatur / Medien
Holocaust Atlas 2011, S. 301; Dieckmann (2011), Bd. 2, S. 1136;
Guzenberg I., “The 1942 General Population Census in Lithuania: Labor Camps of the Vilnius Ghetto” – The Jewish Museum. Vilnius Ghetto: Lists of Prisoners, Vol. 2, Vilnius, 1998, S. 54
http://www.holocaustatlas.lt/EN/#a_atlas/search//page//item/162/
http://www.yahadmap.org/#village/kalveliai-vilnius-lithuania.864