Region Piemont / Provinz Turin
Der Ort
Margone ist eine auf ca. 1450 Metern Höhe liegende Teilgemeinde des kleinen piemontesischen Ortes Usseglio mit noch ca. 10 Einwohner/innen.
Von Turin aus fährt man zunächst über die Tangenziale bis Venaria Reale, weiter Richtung „Valli di Lanzo“ auf der SP 1 über Lanzo Torinese und biegt kurz vor Traves auf die SP 32 ab, die bis in den Talschluss des Val di Viù über Usseglio nach Margone (70 km ab Turin) und weiter zum Lago di Malciaussia führt.
Der Lago Dietro La Torre ist nur zu Fuß erreichbar: Kurz hinter Usseglio zweigt im Weiler Villaretto vor den Kraftwerksanlagen rechts eine schmale Straße in das Vallone d’Arnas ab, die bis Castello für den privaten Verkehr freigegeben ist. Für die restlichen 10 km werden knapp 3 Stunden benötigt.
Die Ereignisse
In Margone hatte der für das Sanitätswesen der Garibaldini in den Lanzotälern zuständige Dr. Attilio Bersano Begey eine Krankenstation aufgebaut, nachdem diese Region Ende Juni 1944 zur Zona Libera, zum von deutschen Besatzern und Mussolinis RSI-Armee vollständig befreiten Gebiet, erklärt werden konnte. Die am 30. Juni 1944 von den Partisanen requirierte leerstehende Villa Cibrario in Margone bot Platz für 60 Patienten. Es gab einen Operationssaal, eine Intensivstation, und in der ersten Etage wurden drei Krankensäle eingerichtet, einer davon als Isolierstation für Patienten mit antsteckenden Krankheiten. Das Einzugsgebiet der Klinik reichte auch über die Valli di Lanzo hinaus: Garibaldini brachten ihre Verletzten auch aus dem Susatal.
Als die Durchkämmungsaktion 'Unternehmen Strassburg' Anfang September 1944 begann, ließ Dr. Begey zunächst seine nur leichtverletzten Patienten in ein - vorher dafür vorbereitetes - Gebäude der Socièta Idroelettrica Ovest Ticino am Ufer des kleinen Stausees Lago Dietro La Torre auf 2.366 Metern Höhe transportieren: Die Patienten wurden mit dem Wagen nach Crot bei Usseglio zur Talstation der zum Bau der Stauseen errichteten Decauville-Bahn gebracht und dann hinaufgefahren. Ein Pfleger und ein Medizinstudent wechselten sich in wöchentlichem Turnus bei der Grundversorgung ab und hielten Dr. Begey, der in regelmäßigen Abständen vorbeikam, zwischenzeitlich auf dem Laufenden.
Als abzusehen war, dass das Tal von den Deutschen zurückerobert werden würde, wurde für die noch nicht wieder einsatzfähigen Patienten die endgültige Evakuierung nach Frankreich eingeleitet. Über den 3.077 Meter hohen Colle Autaret wurden die Männer zunächst nach Bessans (F) befördert, von wo aus die Patienten in das Militärkrankenhaus von Aix-les-Bains (F) gebracht wurden.
Insgesamt wurden 328 Patienten von Dr. Begey in Margone und Lago Dietro La Torre versorgt.
Gedenken
Im Rahmen des Projekts „Gedächtnis der Alpen“ (La memoria delle Alpi, www.memoriadellealpi.org) wurde in den letzten Jahren ein Netz von Wanderwegen (sentieri) ausgebaut („Wege auf den Spuren der Freiheit“ und „Wege auf den Spuren der Partisanen“), die auf die Wege der Flüchtlinge und der Partisanen in den Bergen führen und auf Informationstafeln die Geschichte des Widerstands und der Verfolgung zeigen. Vor der (nicht zugänglichen) Villa Cibrario steht eine Informationstafel des Projektes.
Literatur:
Avondo, Gian Vittorio / Cavoretto, Walter Franco / Faure-Rolland, Valter / Sesia, Ezio, Sui Sentieri dei Partigiani. 59 itinerari alla scoperta della Resistenza tra le montagne della provincia di Torino, Edizioni CDA, Turin 1995, S. 125-127; Bade, Sabine / Wolfram Mikuteit: Partisanenpfade im Piemont. Wege und Orte des Widerstands zwischen Gran Paradiso und Monviso. Ein Wanderlesebuch, Konstanz 2018, S. 111-118 und 124-127; Bersano Begey, Attilio: Il servizio sanitario partigiano in piemonte 1943–1945, In: Minerva Medica, Vol. 61, Turin 1970; Boccalatte, Luciano / D’Arrigo, Andrea / Maida, Bruno: 38–45 – Una guida per la memoria. Luoghi della guerra e della resistenza nella provincia di Torino, Istituto piemontese per la storia della resistenza e della società contemporanea ‚Giorgio Agosti‘, Turin 2007, S. 96f.; www.rivolidistoria.it/GIUSTI/1.compressed.pdf; resistenza.eu/hospitaeler-resistenza-lanzotaeler