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Hagondange

Region Lothringen/Lorraine, Departement Moselle

 

Der Ort

Stadt im (ehemaligen) lothringischen Stahlrevier, 9400 Einwohner/innen. Das Stahlwerk wurde 1911 vom Thyssen-Konzern gebaut, 1979 der letzte Hochofen ausgeblasen. 17 km nördlich von Metz (A 31 →Thionville, bei Sortie/Ausfahrt 39 Talange in Richtung Hagondange fahren).

 

Die Ereignisse

Während der Annexion wurde der Ort von den Deutschen 'Hagendingen' genannt und das Stahlwerk dem Krupp-Konzern zugeschlagen. Er beutete viele sowjetische Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter aus; sie waren in Lagern in der Nähe der Fabrik untergebracht. Eine bedeutende Fluchthelferorganisation leitete frz. Kriegsgefangene, später auch Wehrdienstverweigerer, über die Grenze ins nichtbesetzte Frankreich.

Seit Ende 1940 gab es Kontakte von Charles Hoeffel, Bahngewerkschafter in Montigny-lès-Metz, ins Stahlrevier mit dem Ziel: Aufbau des Widerstands. In Hagondange war Marguerite Durrmeyer bald Kontaktperson zu Jean Burger, dem Leiter der Widerstandsorganisation Groupe Mario. Im Juli 1942 besorgte sich ein Kommando der Gruppe Papier für Flugblätter in einer Druckerei, wenig später nahm sie Kontakt zu sowjetischen Kriegsgefangenen im Lager Ban Saint-Jean bei Boulay auf. 

Totendenkmal; © Gérard Schutz, genweb Denkmal für die Opfer des Faschismus Denkmal für die NS-Opfer Denkmal für die sowjetischen Opfer

Mitte 1943/Anfang 1944 verhaftete die Gestapo in mehreren Razzien etwa 150 Widerstandskämpfer, Fluchthelfer, Wehrdienstverweigerer und Geiseln (oft Familienangehörige) und deportierte sie -  meist über das Fort de Queuleu -  in die Konzentrationslager. Etwa 45 haben nicht überlebt. Marguerite Durrmeyer wurde – nach Verrat – im Oktober 1943 verhaftet und in das SS-Lager Schirmeck im Elsass deportiert, wo sie am 20. November 1944 befreit wurde.

In mehreren Wellen wurden die Juden der Stadt verhaftet und über das Lager Drancy bei Paris in die Konzentrations- und Todeslager deportiert; elf haben nicht überlebt.

113 in die deutsche Wehrmacht zwangsrekrutierte 'Malgré-nous' sind in den Kämpfen an der Ostfront gefallen.

Synagoge Gedenktafel in der Synagoge; © Gérard Schutz, genweb Grabstele

Gedenken

Mit dem Monument aux Morts/Totendenkmal am Place Jean Burger gegenüber dem Rathaus ehrt die Stadt „ihre für Frankreich gestorbenen Soldaten und Widerstandskämpfer.“ Die Stadt erinnert mit mehreren Denkmälern auf dem Friedhof (Rue du Cimetière) an die in der Zeit der nazideutschen Annexion gestorbenen und ermordeten Bürger/innen. Eine 1946 aufgestellte Stele gedenkt der fast 50 in den KZ umgekommenen Deportierten: „Die Gemeinde Hagondange seinen Kindern, Opfer des Faschismus, gestorben damit Frankreich lebt.“ Ein behauener bunter Sandstein mit einer Friedenstaube ist den „Opfern des Nazismus“ gewidmet. Das Denkmal in Form eines roten Sterns wurde 1967 eingeweiht und ist den „für die Freiheit gestorbenen sowjetischen Deportierten“ gewidmet: In Hagondange und Region waren viele sowjetische Kriegsgefangene und Zivilisten als Zwangsarbeiter in den Minen und Fabriken eingesetzt und sind an Unterernährung und Krankheiten  gestorben. Entkräftete und Marschunfähige wurden bei der Evakuierung ins Reichsinnere erschossen.

In der seit einiger Zeit nicht mehr genutzten Synagoge (8 Rue Henri Hoffmann) wird auf einer Tafel der elf in den KZ ermordeten jüdischen Menschen aus Hagondange gedacht. Sechs von ihnen werden auf einer Zusatztafel zu einem Grabstein erwähnt „Dem Andenken unserer geliebten, in die Nazilager deportierten Verwandten“ (Friedhof, israelitischer Teil); sie gehörten zur weiteren Familie Cahen aus Ennery, deren sechs Kinder und 13 Enkelkinder in den Nazilagern ermordet wurden: http://judaisme.sdv.fr/histoire/shh/martyrol/martyr.htm

 

Literatur/Medien

Burger, Léon: Le groupe „Mario“ – une page de la Résistance Lorraine, Metz 1965, bes. S 9ff., 122ff, 128ff.
Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.)/Hermann Volk: Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Band 4: Saarland, Köln 1990, S. 151
http://ascomemo.chez.com/contents3.html (annexion)
http://ascomemo.chez.com/objective4.html (Marguerite Durrmeyer)
http://fr.wikipedia.org/wiki/Hagondange