Region Abruzzen / Provinz L'Aquila
Der Ort
Onna gehört zur Gemeinde L'Aquila und wurde noch stärker als deren Zentrum vom verheerenden Erdbeben am 6. April 2009 getroffen: 42 der 280 Einwohner/innen wurden getötet, ca. 80 % der Wohngebäude zerstört.
Onna liegt knapp 10 km südöstlich von L'Aquila und ist von dort aus über die SS17 in Richtung Popoli/Pescara erreichbar.
Das Ereignis
Am 2. Juni 1944 war bei dem Versuch der Dorfbevölkerung, in Onna die Beschlagnahmung von Vieh und anderen Gütern zu verhindern, ein deutscher Soldat getötet worden. Dessen Kameraden erschossen daraufhin die erst 17-jährige Cristina Papola: Sie konnte sie nicht zu Giovanni Ludovici führen, der für die Tat verantwortlich war.
Am Nachmittag des 11. Juni 1944, nur 4 Tage nach dem Massaker von Filetto di Camarda, fiel daraufhin eine Einheit der 114. Jäger-Division in Onna ein. Die deutschen Soldaten trieben ca. 30 Männer zusammen, verlangten die Herausgabe von Giovanni Ludovici und versprachen, im Gegenzug alle anderen Männer laufen zu lassen. Deswegen holten Frauen des Dorfes Mutter und Schwester des Gesuchten, die jedoch auch keine Aussagen machen konnten. Während der „Verhöre" gelang es einigen der festgesetzten Männer, sich in Sicherheit zu bringen. Die übrigen 14, darunter auch Jugendliche, wurden zusammen mit der Mutter und Schwester von Giovanni Ludovici von den Soldaten mit Maschinengewehrsalven niedergemäht. Anschließend wurde der Ort teilweise zerstört.
Nach 1945
Eingestelltes Ermittlungsverfahren
Bei einem von der Staatsanwaltschaft Hof eröffneten Ermittlungsverfahren erschien es den Ermittlern „von vornherein zweifelhaft, ob die Tötung der italienischen Zivilisten überhaupt rechtswidrig" (zit. nach Schreiber, S. 168) gewesen sei. Da aber selbst bei einer Bejahung dieser Frage lediglich bereits verjährter Totschlag vorläge, wurde das Verfahren im Jahr 1968 eingestellt.
„Wiederaufbauhilfe statt Reparation" ...
... titelte die Frankfurter Rundschau am 7. Juli 2009, als Kanzlerin Merkel im Vorfeld des G-8-Gipfels in Coppito bei L'Aquila Onna besuchte. „Italienische Gerichte haben die Bundesrepublik mehrfach zu Schadenersatz für Verbrechen der Wehrmacht verurteilt; Deutschland weist dies unter Berufung auf die staatliche Immunität zurück. Als symbolische Wiedergutmachung für das Wehrmachts-Massaker in Onna immerhin konzentriert die Bundesregierung ihre Wiederaufbauhilfe nach dem Erdbeben auf diesen kleinen Ort" (FR).
Aus den Mitteln der deutschen Wiederaufbauhilfe wurde in dem „zweimal zerstörte(n) Dorf" (FAZ) ein Gemeindehaus errichtet.
Gedenken
In Onna
Die Via del Fiume wurde nach der Befreiung in Via dei Martiri umbenannt und dort an der Fassade des Hauses der Familie Ludovici 1945 eine Gedenktafel mit den Namen der insgesamt 17 Opfer angebracht.
Auf einer kleinen Grünfläche hinter der Via dei Martiri befindet sich eine in den 1980-er Jahren errichtete Gedenkstätte für die Opfer.
In Paganica
Auf dem Gemeindefriedhof in Paganica wurde im Jahr 1988 das Sacrario dei Martiri di Onna errichtet.
Literatur / Medien:
Gentile, Carlo: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943–1945, Paderborn 2012, S. 150; Schreiber, Gerhard: Deutsche Kriegsverbrechen. Täter, Opfer, Strafverfolgung. München 1996, S. 167f.; Auszug aus der deutsch-italienischen Datenbank „Atlante delle Stragi Naziste e Fasciste in Italia" für das Massaker in Onna; www.fr.de/politik/wehrmacht-massaker-in-onna-wiederaufbauhilfe-statt-reparation-a-1097148; www.faz.net/aktuell/gesellschaft/ungluecke/italien-nach-dem-erdbeben-hilfe-fuer-onna-das-zweimal-zerstoerte-dorf-1783697.html