Schriftgröße A A A

Hénin-Beaumont

Region Hauts-de-France/Nord – Pas-de-Calais, Departement Pas-de-Calais

Der Ort
Stadt von etwa 26500 Einwohner/innen (2014) im ehemaligen französisch-belgischen Kohlerevier; Bergbau von 1854 bis 1990. 1971 zusammengeschlossen aus den Gemeinden Hénin-Liétard und Beaumont-en-Artois. Bahnhof: (Regional-) Züge u.a. nach Arras, Lens, Lille, Paris. Mit dem Auto von Arras 25 km (D 950 →Douai bis Sortie/Ausfahrt 15, dort A 1 →Lille, sortie 16 od. 17); von Lille 31 km (A 1 →Arras, Sortie/Ausfahrt 17).

Die Ereignisse
Judenverfolgung und Deportation
Wehrmacht und die Vichy- Regierung erließen ab 1940 diskriminierende Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung, z.B. Zugang zu Berufen, Geschäften, Tragen des Judensterns. Bei der Razzia in der Region Nord – Pas-de-Calais am 11. September 1942 (jüdisches Neujahrsfest) sowie im Dezember 1943 wurden 19, meist ausländische, jüdische Männer, Frauen und Kinder verhaftet und in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert (Namen bei http://memoiresdepierre.pagesperso-orange.fr/alphabetnew/h/heninbeaumontlistedeportes.html).

Gedenktafel Erschossene Stele Résistance Totendenkmal

Widerstand
Fast alle Bergleute in den Kohlegruben beteiligten sich am Streik der Grubenarbeiter. Am 29. Mai 1941 demonstrierten Hausfrauen in Hénin, angeführt von Émilienne Mopty. Sie hielten die – wenigen - Streikbrecher von der Arbeit ab, ermutigten schwankende Bergleute, riefen Parolen wie „Keine Briketts für den Feind“, „Brot, Fleisch und Seife!“, „Kumpel, vorwärts“. Französische Polizisten scheuten davor zurück, die Versammlung aufzulösen. Nach Eingreifen der Wehrmacht (OFK 670 in Lille, General Heinrich Niehoff) wurden 13 Streikende am 3. Juni in Valenciennes als „Rädelsführer“ zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt, darunter 4 Männer aus Hénin-Liétard, drei weitere wurden später in das KZ Sachsenhausen deportiert. Erst am 10. Juni nahmen die Bergarbeiter die Arbeit wieder auf (Näheres vgl. Bergarbeiterstreik 1941 in Nordfrankreich).

Gedenkfafel V. Boric/V. Poryk in Arras Denkmal sowj. Résistants bei Befreiung Getötete

Nach Ende des Streiks schlossen sich viele von der Polizei gesuchte Bergleute den FTP an, besorgten falsche Papiere und Lebensmittelmarken oder führten Sabatogen an Bahn-, Telefon- und Hochspannungsleitungen und landwirtschaftlichen Anlagen (Silos) aus. Viele wurden gefasst und erschossen, in der Zitadelle von Arras oder in Hénin-Beaumont (18, u.a. der Streikführer Michel Brulé; vgl. Gedenktafel, Rue Gustave Delory/Rue Jules Ferry).
Sie halfen auch den in Lagern (z.B. in Beaumont) lebenden und in den Bergwerken eingesetzen sowjetischen Kriegsgefangenen. Einige schlossen sich nach der Flucht aus dem Lager der Résistance (FTP) an. Vasyl Poryk und Vasyl Kolesnyk wurden im Juli 1944 gefangen und erschossen (vgl. Gedenktafel V. Boric/V. Poryk in der Zitadelle von Arras  und das von der Sowjetunion 1968 gestiftete Denkmal auf dem Friedhof in Hénin, 338 Rue de l'Égalité)
In den Befreiungskämpfen wurden zwei Résistants getötet (Gedenktafel Rue Gustave Delory/Rue Jules Ferry). Hénin wurde am 2. September 1944 von britischen Truppen befreit.

Kurz nach der alliierten Landung in der Normandie wurden die Résistants aus dem Kohlerevier aufgerufen, in die 'Maquis der Ardennen' zu gehen; Näheres vgl. Bourlon (der Ursprung des Aufrufs ist bis heute unbekannt). Die FTP-Männer aus Henin-Beaumont wurden bald von deutschen Soldaten entdeckt, bei Guise (Aisne) nahe Cambrai eingekreist und nach Verhören am 14. Juni 1944 in Arras erschossen; darunter Louis Dubois, Zygfried Dominiak und Robet Salé aus Hénin; vgl. Gedenktafel der Erschossenen in Hénin (Rue Jacques Prévert) sowie Gedenktafel in Guise. 

Gedenken
Auf zwei Gedenktafeln wird der Erschossenen gedacht (Rue Jacques Prévert bzw. Kreuzung Rue Gustave Delory/Rue Jules Ferry). Auf dem Friedhof ehren eine Stele die 'Märtyrer der Résistance' sowie ein Denkmal die beiden Sowjetmenschen in den Reihen der Résistance (338 Rue de l'Ègalité) Das Totendenkmal ehrt auf besonderen Tafeln die getöteten Deportierten, Résistants und die bei Bombenabwürfen getöteten Einwohner/innen. (338 Rue de l'Égalité).

Literatur/Medien
Dejonghe, Étienne/Le Maner, Yves: Le Nord – Pas-de-Calais dans la main allemande 1940-1944, Lille 1999, S. 346
Fossier, Jean-Marie: Zone interdite. Nord Pas-de-Calais, Paris 1977, S.80f., 
http://pabqt.free.fr/rues/egalite/03.html 
http://memoiresdepierre.pagesperso-orange.fr/alphabetnew/h/heninbeaumontresistant.html  
http://pcfarras.over-blog.com/article-hommage-a-vasyl-poryk-105544350.html  
https://fr.wikipedia.org/wiki/H%C3%A9nin-Beaumont