Region Hauts-de-France/Picardie, Departement Aisne

Der Ort
Dorf von 590 Einwohner/innen im Südosten der Region. Mit dem Auto von Laon 39 km (N 2 →Maubeuge bis Chambry, dann D 51).

Die Ereignisse
zerstörtes Dorf; Quelle: Mémorial de Tavaux Am 30. August 1944, die US-Truppen waren nicht mehr weit entfernt, geriet ein Dutzend junger Résistants, die die Deutschen daran hindern wollten, eine Brücke im Nachbardorf zu sprengen, mit zwei jungen SS-Soldaten im Dorfcafé aneinander. In dem Geplänkel wurde ein deutscher Soldat gefangen, der andere konnte fliehen. Bei einem weiteren Schusswechsel wurden ein Résistant und ein deutscher Offizier getötet. Die Résistancegruppe zog sich in einen einige km entfernten Wald zurück; ihr Chef befürchtete Repressalien und schickte nach Verstärkung.

Massaker durch SS-Soldaten
Am frühen Nachmittag riegelten deutsche SS-Soldaten das Dorf mit Panzern, Maschinengewehr und Truppentransportern ab. Es waren Kampfgruppen der SS-Leibstandarte Adolf Hitler und der 12. SS-Panzerdivision 'Hitler-Jugend' unter ihrem Kommandeur SS-Brigadeführer Kurt Meyer ("Panzermeyer"), mit viel "Erfahrung" aus der Partisanenbekämpfung in der Sowjetunion bzw. unter dem NS-Regime aufgewachsen und indoktriniert. Dann setzten sie systematisch alle Häuser und Höfe in Brand. Die Einwohner/innen wurden in zwei Gebäude gegenüber dem Rathaus eingesperrt.

Gedenktafel Familie Lalin/HursonIm östlichen Ortsteil begannen die jungen SS-Soldaten, auf alle zu schießen: z.B. auf Einwohner/innen, die nicht hatten fliehen oder sich verstecken können. Sie warfen Granaten in die Keller, in denen Einwohner/innen Schutz gesucht hatten. In einem Haus töteten sie zwei Erwachsene und zwei Kinder durch Kopfschüsse. Insgesamt massakrierten sie 21 alte Menschen und Kinder kaltblütig und zerstörten 86 Häuser und Höfe total.

Gedenktafel Gabriel Vasseur Die Überlebenden blieben zwei Tage in ihren Verstecken oder in den Wäldern. Die US-Soldaten waren inzwischen nur noch einen km von Tavaux entfernt. Der junge Résistant Gabriel Vasseur, der sie ins Dorf führen sollte, wurde kurz vor dem Hof L'Espérance von einem deutschen Heckenschützen erschossen (kurz vor der Kreuzung D 25/D 946 Ferme de l'Espérance). Am 31. August 1944 zogen die US-Amerikaner und dutzende Résistants als Befreier in Tavaux-et-Pontséricourt ein. 

 

 

Denkmal der Massakrierten und DeportiertenGedenken
Das Denkmal nennt die Namen der 21 Opfer des Massakers, darunter elf Frauen, und von vier Deportierten. Es steht auf einer Platte mit einem zerbrochenen Hakenkreuz (Kreuzung Grande Rue/Rue de la Résistance). An einzelnen Häusern weisen Gedenktafeln auf Erschossene hin (z.B. der Familie Lalin/Hurson).

Denkmal – Ausschnitt2014 wurde eine Stele zum Gedenken an die Opfer in den drei Orten Tavaux, Plomion und Étreux aufgestellt, die kurz nacheinander von den SS-Einheiten heimgesucht worden waren. Text der Erinnerungstafel: "Im Gedenken an alle Opfer der Nazi-Barbarei - Tavaux 30. August 1944, Plomion 31. August 1944, Étreux (Weiler Gard) 2. September 1944 – Märtyrerdörfer des Departement Aisne" (neben dem Eingang zur Kirche, 4 Rue de l'Église).

 

Stele der Nazi-Opfer in drei DörfernLiteratur/Medien
Lieb, Peter: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44, München 2007, S. 158ff., 577
Nice, Alain: Tavaux 30-31 août 1944 - Histoire d'une tragédie, juillet 2002; ders.: La Guerre des partisans, 2001 (über FTP de l’Aisne)
http://ardennetiensferme.over-blog.com/article-7124421.html (Massaker in Tavaux und Gedenken)
http://fr.1001mags.com/parution/-02-l-aisne/numero-203-jui-aou-2014/page-30-31-texte-integral
http://www.lunion.fr/region/tavaux-n-oublie-pas-ses-martyrs-d-aout-1944-ia3b26n396582
https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Meyer_(SS-Mitglied)
https://fr.wikipedia.org/wiki/Tavaux-et-Ponts%C3%A9ricourt