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Villard-de-Lans

Region Rhône-Alpes, Departement Isère

Der Ort
Große Gemeinde von etwa 4000 Einwohner/innen im nördlichen Vercors, seit Anfang des 20. Jahrhunderts (Ski-)Tourismus und Sanatorien. Von Grenoble 59 km (D 1532 →Romans-sur-Isère bis Sassenage, dort D 531 →Valence). 

Die Ereignisse
Mit Kriegsbeginn wurde aus dem Heil- und Touristenort ein Zentrum für Flüchtlinge und Verfolgte aus Mitteleuropa sowie, bes. nach der Besetzung ab Mai/Juni 1940 (vgl. Exode), aus Nordfrankreich und Belgien. Viele jüdische Menschen wurden in Heimen und Privathäusern versteckt und vor der Deportation gerettet. Darunter waren z.B. Georges Perec und Boris Cyrulnik, nach dem Krieg Schriftsteller bzw. Psychiater (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Perec bzw. https://fr.wikipedia.org/wiki/Boris_Cyrulnik). Unter deutscher Besatzung wurden mehrere Personen und Familien in die Vernichtungslager deportiert. 

ex-Hôtel du Parc (Lycée Norwid); Quelle: Wikipedia Gedenktafel an Lycée polonais am ehem. Hotel Gedenktafel am Lycée Norwid in Paris; Quelle: Widipedia

Lycée polonais Cyprian Norwid
Nach der Besetzung von Paris durch die Wehrmacht wich die polnische Schule Cyprian Norwid (benannt nach dem polnischen Poeten Cyprian Kamil Norwid; vgl. hier) nach Villard-de-Lans aus. Sie war untergebracht im Hôtel du Parc et du Château (nahe Rathaus) und in einem Hotel im Nachbarort Lans. „Sie war ein Ort der Zuflucht und Bildung, eine Schule des moralischen, kulturellen und militärischen Widerstands“. Sie nahm jährlich bis zu 200 Schüler/innen auf: ehemalige polnische Soldaten, Flüchtlinge, Kinder von polnischen Immigranten der 1920er Jahre. Unter den Lehrern waren Professoren an polnischen oder französischen Universitäten. Zahlreiche Schüler und Lehrer gingen zur polnischen (Exil-)Armee in England oder schlossen sich der Résistance an. Über fünfzig von ihnen fielen im Krieg, kamen in den Kämpfen oder die nachfolgende deutsche Repression auf dem Vercors, durch Erschießungen oder in den Konzentrationslagern um.

Friedhof: Grabstein für polnische Lehrer und Schüler Kreuzweg-Station VII – Polen Gedenktafel an Kreuzweg-Station VII

Résistance
Die Initiatoren des „ersten Vercors“ aus Grenoble (vgl. Vercors, Einführung) hatten bald Kontakte zu Sozialisten in Villard-de-Lans, z.B. zum Apotheker Eugène Samuel und dem Busunternehmer Victor Lhuillier. Beim regelmäßigen Austausch wurden Ideen für Lager von STO-Verweigerern und Maquisards entwickelt und umgesetzt, vgl. z.B. Ambel. Die Aktivitäten wurden von der italienischen Besatzungsmacht misstrauisch beobachtet. Ab 25. Mai 1943 verhaftete die politische Polizei OVRA 17 Mitglieder des ersten Vercors-Kreises; sie wurden vom italienischen Militärgericht in Breil-sur-Roya (Provence) verurteilt und in Cuneo (Piemont, Italien) inhaftiert. Nach dem Kriegsaustritts Italiens im September 1943 kehrten einige in den Vercors zurück, andere kämpften an der Seite der italienischen Partisanen. Am 9. Juni 1944 – kurz nach der alliierten Landung in der Normandie – gingen hunderte junger, enthusiastischer, schlecht oder gar nicht ausgebildeter und bewaffneter junger Männer sowie fast alle Gendarmen in die Vercors-Maquis.
Die Stadt wurde am 21. Juli 1944 von deutschen Truppen ohne Kampf besetzt – zerstört wurden der Ortsteil Valchevrière und zwei zur Gemeinde gehörende Höfe.

Totendenkmal Totendenkmal: Tafel für tote Resistants und Deportierte Totendenkmal: Tafel für getötete Einwohner/innen incl. Flüchtlinge

Gedenken
An die polnische Schule erinnern Gedenktafeln am ehem. Schulgebäude in Villard-de-Lans (Hotel du Parc, in der Nähe des Rathauses) sowie in der École polonaise in Paris (15 Rue Lamandé, Paris 17°); der „für Frankreich und Polen gestorbenen“ Lehrer und Schüler wird gedacht auf dem Friedhof mit einem gemeinsamen Grab; auf zwei Tafeln stehen Zahlen, Namen und Angaben zu den Umständen des Todes (Straße Impasse de Meillarot). Das Totendenkmal ehrt auf drei Tafeln die umgekommenen Résistants, Deportierten und Zivilisten (Place de la Libération, neben Rathaus). Auf dem Gemeindefriedhof gibt es zahlreiche Gräber von Vercors-Kämpfern – erkennbar am Symbol der Pionniers du Vercors: Gemse und V mit Lothringer Kreuz - , darunter das von Victor Lhuillier, des „Busfahrers“ der Résistance sowie der zwei am 1. August 1944 in Villard erschossenen FFI-Kämpfer/in Léa Blain und Remy Lifschitz (Impasse de Meillarot).

Friedhof: Grabmal Lhuiller Friedhof: Grabmal FFI-Kämpfer/in Kreuzweg – Station IV

Am Ortsrand von Villard-de-Lans beginnt der Kreuzweg mit 14 Stationen entlang der D 215c nach Valchevrière (am Kreisel  Avenue Jean Séraphin Picard/Route de la Tancannière). Die Station IV  erinnert an den Tod von Vercors-Maquisards aus Villard-de-Lans, die Station VII ehrt das Engagement der Polen und nennt 25 bei den Vercors-Kämpfen oder im Krieg umgekommene Schüler und Lehrer des Lycée polonais (am Abzweig Bois Barbu); die letzte Station XIV befindet sich in der Kapelle von Valchevrière (vgl. dazu und zu weiteren Stationen  den Artikel über Valchevrière). Jeweils Anfang September gehen Menschen, darunter Nachkommen und Freunde/innen der Lehrer und Schüler des Lycée polonais, den Kreuzweg „im Gedenken an die in den Kämpfen des Vercors für Frankreich gestorbenen Kämpfer und Geiseln.“

Literatur/Medien
Vergnon, Gilles: Résistance dans le Vercors. Histoire et lieux de Mémoire, Grenoble 2012
Duclos, Jean-Claude u.a. : 1939 – 1945. L'Isère en Résistance, l'espace et l'histoire, Veurey 2005
http://www.ajpn.org/commune-Villard-de-Lans-38548.html
http://www.ajpn.org/sauvetage-Lycee-Cyprian-Norwid-622.html
http://www.lycee-polonais.com/ (Berichte, Fotos, Biografien aus der Zeit in Villard-de-Lans)
http://museedelaresistanceenligne.org/media2119-LycA
http://fr.wikipedia.org/wiki/Villard-de-Lans
http://fr.wikipedia.org/wiki/Valchevri%C3%A8re