Schriftgröße A A A

Saint-Jean-de-Maurienne

Region Rhône-Alpes, Departement Savoie

Der Ort
Stadt von 8150 Einwohnern (1940: ca. 5100) im mittleren Maurienne auf der linken Talseite mit einer Aluminumhütte. Bahnhof an der Strecke Lyon, Chambéry ↔ Modane, Turin. Mit dem Auto von Aiguebelle 35 km, von Chambéry 74 km (D 1006 bis Hermillon, dort auf D 906).

Die Ereignisse
Im Ort waren ab November 1942 italienische Besatzungssoldaten stationiert; der örtliche Chef der von Pétain gegründeten Légion Française des Combattants, Fodéré, wurde am 19. Mai 1943 verhaftet und bis Anfang Juli in Embrun (Alpes-Maritimes) interniert. Ab September 1943 waren deutsche Gebirgsjäger, die Organisation Todt und drei Gestapo-Männer aus Lyon im Ort.
Im Mai 1944 wurde die Aluminium-Produktion für drei Monate durch Sabotage beeinträchtigt.
10. Juli 1944 kam eine Résistancegruppe in den Ort, zog sich aber sogleich zurück, als deutsche Verstärkung aus Saint-Michel-de-Maurienne anrückte. Bei der folgenden blutigen Repression wurden sieben Bürger, darunter eine Frau von 69 Jahren, durch Schüsse deutscher Soldaten getötet. Am 23. August wurden drei junge Männer - unter der falschen Anschuldigung, auf einen deutschen Konvoi geschossen zu haben - festgenommen und auf Befehl des Hauptmanns am Flussufer erschossen.
Am 27. August 1944 bezog die Wehrmacht Position im Gebiet von Saint-Jean-de-Maurienne und Hermillon: einmal die von Frankreich nach Italien abziehenden Verbände, begleitet von Milice-Männern; zum anderen Einheiten der zur Sicherung des Rückzugs von Italien gekommenen 90. Panzerdivision (erfahren im Kampf gegen die Zivilbevölkerung und Partisanen). Am 1. September drangen sie in die Häuser ein, um zu plündern. Zwei Einwohner wurden durch Schüsse getötet. Sie nahmen Geiseln, die sie ins Gefängnis brachten, aber beim Abzug dort vergaßen. Als sie später zurückkamen, waren die Zellen leer- die Résistance hatte die Geiseln befreit. Währenddessen lieferten sich FFI und deutsche Truppen in der Umgebung heftige Kämpfe. Kurz vor ihrem Abzug am 2. September 1944 sprengten die Deutschen das Kraftwerk der Aluminiumfabrik und die Brücken. Nachmittags wurde die Gemeinde von den FFI befreit.

Totendenkmal Totendenkmal, Ausschnitt Gedenkstein mit Appell de Gaulle's Totenmal Friedhof Tosi

Gedenken
Am Fuß des Totendenkmals ehrt eine Tafel die Toten des Zweiten Weltkriegs: die Erschossenen, die Deportierten und die zivilen Opfer, z.B. der Repression am 10. Juli (am Kreisel vor dem Rathaus/Place de l'Hôtel de Ville). In einer nahen kleinen Grünanlage kann man auf einer Tafel des Gedenksteins den Text des Aufrufs von de Gaulle vom 18. Juni 1940 lesen (Square Jardin de l'Europe). Die Kreuze am Fuße des Totenmals auf dem Friedhof/Cimetière Tosi gedenken der Internierten und Deportierten 1940-1945 (Place du Souvenir Français/Rue des Écoles).

Literatur/Medien
Perrier, Rosine: J'appartiens au silence, Montmélian 1997, S. 245ff.
Villermet, Christian: A noi Savoia. Histoire de l'occupation italienne en Savoie: novembre 1942 - septembre 1943, Montmélian 1999, S. 239
http://www.ac-grenoble.fr/savoie/pedagogie/docs_pedas/chemins_memoire/maurienne/maurienne_meurtres_destructions.pdf?PHPSESSID=6f784898b58ddfd0bef5ebf2c877c85f
http://france3-regions.francetvinfo.fr/alpes/2014/09/02/st-jean-de-maurienne-fete-sa-liberation-70-ans-apres-542508.html
http://www.ordredelaliberation.fr/fr_compagnon/261.html
http://www.ledauphine.com/savoie/2014/05/08/rafael-decore-70-ans-apres-sa-resistance