Region Lothringen/Lorraine, Departement Meuse
Der Ort
Stadt mit knapp 16.000 Einwohner/innen, Hauptort des Departements Meuse. Bahnhof →Paris, Strasbourg, →Nancy, Metz. Mit dem Auto von Metz über Nancy 130 km (A 31 →Nancy, Dijon bis Sortie/Ausfahrt 12, dort N 4 →Paris, Bar-le-Duc).
Die Ereignisse
Besatzung
Die Stadt wurde Mitte Juni 1940 von deutschen Truppen eingenommen, viele Einwohner flohen nach Südfrankreich (vgl. Exode), „Unerwünschten“ (z.B. „Frankophilen“, Linken) verweigerten die Deutschen die Rückkehr in die Stadt, die in der 'verbotenen Zone' (vgl. Besatzungszonen) lag. Bar-le-Duc hatte eine deutsche Garnison, Sitz der Feldkommadantur 590 und der Sipo/SD/Gestapo. Im deutschen Gefängnis in den Räumen der 'Ecole Normale'; (heute: Präfektur) waren insgesamt 925 Menschen eingesperrt; es wurde auch als Zwischenstation vor Deportationen genutzt. Nach der Landung in der Normandie und kurz vor dem deutschen Rückzug nahm die Repression durch die Nazi-Truppen zu. Am 28. Juli 1944 abends erschossen sie fünf Widerstandskämpfer am Stadtrand. In Bar-le-Duc hatte sich das für das Massaker am 29. Juni 1944 im Saulx-Tal verantwortliche Wehrmachtsbataillon aufgehalten.
Judendeportationen
Die jüdische Gemeinde hatte am Kriegsanfang noch fünfzehn Familien. In den von den Detuschen durchgeführten Razzien vom 9./10. Oktober 1942 und 3. März 1943 wurden mindestens dreißig Männer, Frauen und Kinder verhaftet und über die Lager Écrouves und Drancy bei Paris in die Todeslager deportiert. Nur wenige überlebten. Unter den Opfern war die siebenköpfige Familie Akar; die fünf Kinder im Alter von drei Monaten bis 16 Jahren wurden sofort nach der Ankunft im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau durch Gas ermordet, der Vater kam im KZ Mauthausen um.
Widerstand
Von Anfang an gab es Fluchthilfe für frz. Kriegsgefangene, z.B. aus dem Lager Bar-le-Duc, und für abgeschossene alliierte Piloten, die aus der 'verbotenen Zone' herausgebracht wurden. Später wurden auch STO-Verweigerer und aus den Lagern bei den lothringischen Erzgruben und Stahlwerken geflohene sowjetische und jugoslawische Kriegsgefangene in die Maquis in den Wäldern um Bar-le-Duc geleitet. 1942 zirkulierten Flugblätter mit der Parole 'Vive de Gaulle'. Am 6. Mai 1942 protestierten etwa 300 Hausfrauen gegen die Nahrungsmittelknappheit.
Im Vorfeld und nach der alliierten Landung in der Normandie (6. Juni 1944) nahmen die Aktivitäten zu: Die Eisenbahnlinie Paris – Deutschland, Kanalschleusen, Telefonleitungen wurden mehrfach durch Sabotage unterbrochen, 'Ostland'-Höfe (vgl. Lothringen, Einführung) attackiert. Eine aus zehn Personen bestehende Gruppe barg vom gaullistischen Geheimdienst BOA abgeworfene Waffen und brachte abgesprungene Agenten auf den Weg zu ihren Einsatzorten. Eine davon war die Hebamme Elise Longeaux, die ein Auto hatte und sich relativ frei bewegen konnte. Die Gruppe wurde im Februar 1944 verhaftet, gefoltert und deportiert; fünf von ihnen kamen in den Konzentrationslagern ums Leben, E. Longeaux (siehe Foto) überlebte im KZ Ravensbrück, ihr Mann kam am 20. Februar 1945 im KZ Flossenbürg um.
Am 28. August 1944 holten die Deutschen fünf junge Résistants aus dem Gefängnis Bar-le-Duc und erschossen sie am Stadtrand im Viertel Fédération. Am 29. August griffen Résistants das Gefängnis an und befreiten die Gefangenen. Am 31. August befreiten US-Truppen die Stadt.