Region Piemont / Provinz Turin

Der Ort
San Giorio di Susa ist eine Gemeinde mit ca. 1.000 Einwohner/innen im piemontesischen Susatal. Der Ort ist von Turin über die Autobahn A 32 (Ausfahrt Avigliana), weiter auf der SP 24 zu erreichen (ca. 48 km).

Die Ereignisse
Der Schwur - historische Fotos auf der Infotafel im Parco della MemoriaUnmittelbar nach dem italienischen Kriegsaustritt am 8. September 1943 hatten sich um Carlo Carli, Egidio Liberti, Walter Fontan, Felice Cima und Marcello Albertazzi im unteren Susatal erste Widerstandsgruppen gebildet. Aufgrund der von ihnen verübten Sabotageakte auf die für die Deutschen strategisch extrem wichtige Eisenbahnverbindung Turin – Modane (F), Brücken und Telegrafenleitungen, wurden Teile des Tales bereits Ende Oktober 1943 zum ‚Bandengebiet‘ erklärt.
Am 8. Dezember 1943 versammelte sich eine Anzahl von Männern auf einer Lichtung bei Martinetti oberhalb von San Giorio di Susa. Don Francesco Foglia zelebrierte die Messe. Danach legten die Männer den Schwur von Garda ab: Sie schworen auf die mitgeführte italienische Trikolore, so lange gegen den Nazi-Faschismus zu kämpfen, bis das Land befreit wäre. Der 8. Dezember 1943 wird seither als offizielle Geburtsstunde der Resistenza im Susatal gefeiert.

Rifugio Val Gravio Das 1928 errichtete Rifugio Val Gravio diente den ersten Partisanengruppen im Val di Susa als Rückzugsort. Während der großangelegten Auskämmungsaktion im benachbarten Val Sangone Anfang Mai 1944 querten auch viele Partisanen aus Coazze den Orsiera-Rocciavré-Kamm und versuchten, sich im Susatal in Sicherheit zu bringen. Am 12. Mai 1944 rückten aber auch Truppen aus dem Susatal zum Rifugio Val Gravio vor: Fünf Partisanen aus dem Sangonetal wurden getötet und das Rifugio niedergebrannt.



Gedenken
Parco della Memoria in Martinetti
Parco della Memoria
Im Jahr 2004 wurde an der Stelle, an dem Männer aus dem Susatal am 8. Dezember 1943 der Schwur von Garda leisteten, eine Erinnerungsstätte eingerichtet. Dieser kleine Parco della Memoria ist über einen einstündigen durch Kastanienwald führenden Rundweg erreichbar. Anfahrt ab San Giorio di Susa über die Weiler Martinetti und Vietti auf der Straße nach Pognant. Kurz hinter Vietti beginnt der Sentiero della Memoria an einer links abzweigenden Forststraße. Dem Hinweisschild zum Pilone di Garda folgen.

Rifugio Val Gravio
Mahnmal am Rifugio Val GravioEtwas unterhalb der Hütte, wo die Leichen der fünf Partisanen in einem Massengrab verscharrt wurden, erinnert ein Mahnmal an die Opfer. Das Rifugio Val Gravio wurde erst nach dem Krieg wieder aufgebaut.
Vom ehemaligen Kartäuserkloster Certosa di Montebenedetto führt ein Wanderweg in etwas über einer Stunde zum Rifugio. Um dies Kloster von San Giorio di Susa aus zu erreichen, fährt man zunächst Richtung Talausgang bis Villar Focchiardo. Von dort ist der Weg zur Certosa di Montebenedetto ausgeschildert (13 km).

Literatur:
Bade, Sabine / Wolfram Mikuteit: Partisanenpfade im Piemont. Wege und Orte des Widerstands zwischen Gran Paradiso und Monviso. Ein Wanderlesebuch, Konstanz 2018, S. 135-140; Boccalatte, Luciano / D’Arrigo, Andrea / Maida, Bruno: 38–45 – Una guida per la memoria. Luoghi della guerra e della resistenza nella provincia di Torino, Istituto piemontese per la storia della resistenza e della società contemporanea ‚Giorgio Agosti‘, Turin 2007, S. 236f.; Touring Club Italiano (Hg): I Sentieri della Libertà. Piemonte e Alpi occidentali. 1938–1945. La Guerra, la Resistenza, la persecuzione razziale. A cura di Livio Berardo, Milano 2007, S. 153f.