Die deutschen „Einsatzgruppen“ hatten zu Beginn des Eroberungs- und Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion im Sommer 1941 in Massenerschießungen in den eroberten Gebieten zehntausende Juden und sowjetische Bürger*innen ermordet. Die NS-Führung sann auf eine effizientere Tötungsart, um die „Endlösung der Judenfrage“ möglichst zügig zu realisieren.
Im November 1941 befahl der Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, mit dem Bau von Lagern zu beginnen, in denen die Menschen in Gaswagen und Gaskammern ermordet wurden. Die Morde in Kulmhof (Chełmno), Belzec, Sobibor und Treblinka wurden von den Tötungsspezialisten der „Aktion T4“ ausgeführt, die der SS von der Organisation T4 in der Kanzlei Hitlers zur Verfügung gestellt wurden.
In den Vernichtungslagern wurden die jüdischen Männer, Frauen und Kinder fast alle gleich nach ihrer Ankunft ermordet, meist mit Giftgas. Diese Todesfabriken oder Mordstätten dienten nicht der „Umerziehung“, der Erniedrigung der Häftlinge oder der (vorübergehenden) Ausbeutung der Arbeitskraft. Ihr einziger Zweck bestand in den heimlichen Massenmorden an Juden (Shoah, Holocaust), Sinti und Roma (Porajmos) und anderen Bevölkerungsgruppen.

Deutsche Vernichtungslager und Mordstätten im besetzten Osteuropa
Deutsche Vernichtungslager und Mordstätten im besetzten Osteuropa; © Sémhur / Wikimedia Commons / CC BY-SA-3.0Im besetzten Polen errichteten die NS-Machthaber sechs Vernichtungslager. Im besetzten Weißrussland (Belarus) betrieben die Deutschen zwei Vernichtungslager: Maly Trostenez nahe Minsk und Bronnaja Gora/Bronnaja Hara (zwischen Brest und Minsk); viele der Deportierten wurden in Massenerschießungen umgebracht.

Deutsche Vernichtungslager im besetzten Polen:

Kulmhof (Chełmno), nordöstlich von Posen/Poznan, ab Dezember 1941
Belzec, südöstlich von Lublin, März – Dezember 1942
Sobibor, nordöstlich von Lublin, Mai 1942 – November 1943
Treblinka, nordöstlich von Warschau, Juli 1942 – November 1943.

Auschwitz bei Krakau, ab 1942
Majdanek bei Lublin, ab 1942/43
waren sowohl Konzentrations- als auch Vernichtungslager.

Die Opfer wurden – unabhängig von Alter, Geschlecht und Arbeitsfähigkeit – meist unmittelbar nach der Ankunft vergast, teils mit Autoabgasen (Kohlenmonoxid), teils mit Zyklon B. Zur Tarnung wurde der Massenmord als „Sonderbehandlung“, „Säuberung“ oder „Umsiedlung“ bezeichnet. Die meisten Vernichtungslager wurden nach der Schließung dem Erdboden gleichgemacht, um die Spuren zu verwischen. In Sobibor und Treblinka kam es 1943 zu Häftlingsaufständen; mehrere hundert Häftlinge konnten fliehen, wenige überlebten.

Unterschiede zu Konzentrationslagern
Selbst die schlimmsten Konzentrationslager boten ein klein wenig Hoffnung auf Überleben. In den Vernichtungslager hingegen bestanden keinerlei Optionen des Überlebens. Die wenigen, die zur Arbeit selektiert wurden, sollten als Zeugen ebenfalls nicht überleben. Auch sie waren dazu bestimmt, in den Gaskammern zu sterben. Von einer "Überlebensquote" zu sprechen, ist bei Vernichtungslagern sinnlos.
In Belzec wurden 450.000 Menschen getötet - drei Männer sind bekannt, denen die Flucht aus dem Lager gelang und die das Kriegsende überlebten: Rudolf Reder, Chaim Hirszman und Israel Spira. In Kulmhof/Chełmno wurden 360.000 Juden getötet, es überlebten nur zwei: Shimon Srebrnik und Mordechai Podchlebnik. In Sobibor wurden bis zu 185.000, in Treblinka über 780.000 Juden ermordet -  in beiden Lagern überlebten jeweils rund fünfzig Menschen das Kriegsende, vor allem aufgrund der Aufstände.

Majdanek wurde im Juli 1944, Auschwitz-Birkenau im Januar 1945 von der Roten Armee befreit.
Neben den Vernichtungslagern gab es zahlreiche andere Stätten des Massenmordes an Juden, Sinti und Roma, und Bürgern slawischer bzw. baltischer Staaten (besonders Polen, Serbien, Sowjetunion; z.B. Babi Yar/Babyn Jar - heute Ukraine; Paneriai / Ponary, heute Litauen).

Literatur/Medien
Berger, Sara: Experten der Vernichtung. Das T4-Reinhardt-Netzwerk in den Lagern Belzec, Sobibor und Treblinka, Hamburger Edition 2014
Blatt, Thomas "Toivi": Sobibór - der vergessene Aufstand, Hamburg/Münster 2004
Gutman, Israel u.a. (Hg.): Enzyklopädie des Holocaust, Berlin 1993, Stichwort 'Vernichtungslager'
Kochanowski, Jerzy/Kosmala, Beate (Hg.): Deutschland, Polen und der Zweite Weltkrieg. Geschichte und Erinnerung, Potsdam/Warschau 2013, S. 238ff.
Kogon, Eugen/Langbein, Hermann/Rückerl, Adalbert u.a. (Hg.): Nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas. Eine Dokumentation, 2. Aufl., Frankfurt 1983
Lehnstaedt, Stephan: Der Kern des Holocaust. Bełżec, Sobibór, Treblinka und die Aktion Reinhardt, München 2017
Rückerl, Adalbert (Hg.): NS-Vernichtungslager im Spiegel deutscher Strafprozesse. Belzec, Sobibor, Treblinka, Chelmno; 3. Auflage, München 1979
https://de.wikipedia.org/wiki/Vernichtungslager
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:WW2_Holocaust_Europe_map-fr.svg?