Senegalschützen; Quelle: FNDIRP

Les tirailleurs sénégalais („Senegalschützen“)
Die „tirailleurs sénégalais“ wurde im 19. Jahrhundert von Frankreich als „koloniale Hilfstruppen“ gegründet. Die Soldaten kamen überwiegend aus den französischen Kolonien Westafrikas. Wie schon im 1. Weltkrieg kämpften sie auch im 2. Weltkrieg meist an vorderster Front auf französischer Seite. Von 40000 auf dem französischen Festland eingesetzten Schützen starben etwa 17000, davon etwa 1000 durch Mord nach ihrer Gefangennahme.

Addi Bâ 1942 im maquis; Quelle: Wikipedia, gemeinfrei Sie waren – ebenso wie nordafrikanische Soldaten (aus Algerien, Marokko, Tunesien) – an der Landung in der Provence und der Befreiung Frankreichs 1944/45 beteiligt. Einige wurden in der Résistance aktiv. Addi Bâ Mamadou aus Guinea schloss sich nach seiner Flucht aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager mit etwa 40 anderen einem Maquis in den Vogesen an und schleuste tirailleurs in die Schweiz. 1943 wurde er von den Deutschen verhaftet, verurteilt und am 18. Dezember 1943 als „der schwarze Terrorist“ in Épinal erschossen. Er wurde 2003 posthum mit der Medaille der Resistance geehrt.

Rassistisch motivierte Untaten an Senegalschützen
Rassistisch motivierte Tötungen von gefangenen schwarzafrikanischen Soldaten durch Wehrmacht und SS gab es z.B.
- bei den Schlachten an der Somme (Airaines, Quesnoy-sur-Airaines, Hangest-sur-Somme; 5.-7. Juni 1940: Tötung von über 50 gefangenen Soldaten, darunter Hauptmann Charles N'Tchoréré),
- in Clamecy (Nièvre, Burgund) am 18. Juni 1940,
- in Chasselay und anderen Dörfern bei Lyon am 19./20. Juni 1940.
Nach Schätzungen wurden mehr als 1000 westafrikanische Soldaten ermordet. Zudem behandelte die Wehrmacht die „schwarzen“ Kriegsgefangenen meist schlechter als ihre weißen französischen Kameraden.

Friedhof für 'Senegalschützen', Chasselay bei LyonMordbefehle oder ein systematisches Vorgehen gab es nicht – anders als z.B. im Krieg gegen die Sowjetunion („Kommissare“, Juden). Die Tötungen und Misshandlungen wurden möglich auf dem Hintergrund übler Propaganda gegen die „Wilden“, die „Untermenschen“.
So hatte z.B. die Parteizeitung der NSDAP „Völkische Beobachter“ im Mai 1940 eben diese Angehörigen der französischen Armee als „schwarze Bestien“ rassistisch außerhalb der zivilisierten Gesellschaft vorverurteilt und auch schon die Formulierung „Untermenschen“ gegen sie verwendet: "Auch heute wieder hat Frankreich die grausamen schwarzen Bestien aus dem Urwald auf uns losgelassen und wiederum haben sie ihren tierischen Instinkten freien Lauf gelassen. Ein Teil dieser Untermenschen ist bereits in deutschen Gefangenenlagern untergebracht."

Nach 1945
Nach der Befreiung Frankreichs wurden die Hoffnungen der afrikanischen Menschen auf einen gleichberechtigten Status ihrer Herkunftsländer enttäuscht. Auch die Résistance verstand unter Befreiung etwas anderes als die Afrikaner. Jene wollte die Befreiung der Menschen, z.B. durch die wirtschaftlichen und sozialen Reformen, wie sie im Programm des Widerstandsrats CNR von 1943 gefordert waren. Die Menschen aus Afrika dachten an die Befreiung ihrer Länder vom Kolonialismus (vgl. Ruscio, a.a.O., S XV).
Die meisten Staaten wurden erst um 1960 unabhängig. Unterschiede bei den Soldatenpensionen wurden erst 2011 beseitigt.


Literatur/Medien
Scheck, Rafael: Hitlers afrikanische Opfer. Die Massaker der Wehrmacht an schwarzen französischen Soldaten, Hamburg 2009
Lieb, Peter: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44, München 2007, S. 18f.
Cercil-Musée Mémorial - Lettre d'information juillet 2016
Guillermond, Etienne: Addi Bâ. Résistant des Vosges, Paris 2013
Ruscio, Henri: Libérer la France, mais quelle France?, in: Le Patriote résistant, Supplément du N° 925, décembre 2017, S. XIII-XV
http://addiba.free.fr/accueil.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Senegalesische_Infanterie
http://www.cheminsdememoire.gouv.fr/fr/les-tirailleurs-senegalais
http://www.cheminsdememoire.gouv.fr/de/les-soldats-doutre-mer-pendant-la-seconde-guerre-mondiale (dt.)