Aufbau des Lagers Sobibor
Die Vorbereitungen für den Bau des zweiten Vernichtungslagers in Sobibór begannen im Winter 1941/42, verantwortlich war Richard Thomalla, der auch das Lager Belzec aufgebaut hatte. Auch die örtliche Bevölkerung wurde herangezogen, z.B. beim Anlegen von Gräben oder dem Bau von Holzbaracken. Im April 1942 kamen das deutsche Lagerpersonal sowie Trawniki-Männer dazu. Mehrere hundert aus Włodawa nach Sobibor verschleppte Juden mussten verschiedene 'seltsame Gebäude' errichten, nämlich für die Gaskammern und Krematorien – sie gehörten zu den ersten, die darin getötet wurden.
Während der Aufbauphase inspizierte Heinrich Himmler das Lager am 12. Februar 1943 : An dem Tag „führte SS Oberscharführer Erich Bauer …. eine Demonstrationsvergasung von über 200 extra ausgewählten jungen jüdischen Mädchen aus …. Wlodawa durch. Sie waren zwei Tage lang bis zur Ankunft von Himmler in einem Abschnitt des sog. „Schlauchs“ festgehalten worden, dem Gang, der zu den Gaskammern führte“ (Blatt, a.a.O., S. 29; s.a. Uhl u.a., S. 145f.).
Das Lagergelände war ca. 600 Meter lang und 400 Metern breit. Ein ca. drei Meter hoher, mit Zweigen durchflochtener, doppelter Stacheldrahtzaun sollte den Blick ins Lagerinnere verhindern und jede Flucht unmöglich machen. Auf einem Schild über dem Lagereingang stand „SS-Sonderkommando“. Das Lager hatte zeitweise die Tarnbezeichnung 'Waldlager Wlodawa'.
Das Lager war in drei, später in vier Teile ('Lager') unterteilt. Das sogenannte Vorlager war die Verwaltungszone des Lagers. Hier befanden sich ebenfalls die Unterkünfte für die Deutschen sowie für die Trawniki-Männer. Abgetrennt durch Zäune schloss sich westlich des Vorlagers das Lager 1 an, das von Karl Frenzel geleitet wurde. Hier befanden sich die Wohnquartiere für die jüdischen „Arbeits-Häftlinge“ und Werkstätten, in denen Schuster, Schneider, Zimmerleute oder Mechaniker arbeiteten.
Lager 2 war der „Aufnahmebereich“ des Lagers. Auf einem teilüberdachten Platz mussten sich die Opfer entkleiden, nachdem sie ihr Gepäck abgegeben hatten. Mehrere Sortierbaracken und Magazine zur Lagerung der geraubten Gegenstände befanden sich ebenfalls in Lager 2.
Lager 3: Vom Lager 2 führte ein etwa 150 m langer Pfad zu Lager 3. Er war von beiden Seiten mit Stacheldraht umzäunt und mit Zweigen durchflochten, um jede Einsicht zu verwehren. Am Ende dieses sogenannten „Schlauchs“ befand sich das Lager 3. Durch den Pfad wurden die Opfer nackt zu den Gaskammern in Lager 3 getrieben. Vorher wurde den Frauen, in einer Baracke am Ende des "Schlauchs", die Haare abgeschnitten. Der Zugang zum Lager 3 war streng verboten; es gab praktisch keinen Kontakt zu den dort eingesetzten Häftlingen.
Die Gaskammern befanden sich in einem Backsteingebäude, das im Sommer 1942 erweitert wurde. (Die einzelnen Kammern waren wahrscheinlich quadratisch, ca. 16 qm² groß. Im Spätsommer 2014 fanden Archäologen die Reste der Gaskammern. Ein 200 PS starker Motor, der das tödliche Kohlenmonoxid erzeugte, stand in einem angebauten Schuppen.
In den Gaskammern befanden sich Brause-Attrappen, um die Opfer bis zuletzt im Glauben zu lassen, dass sie duschen würden. Jede Kammer hatte einen zweiten Ausgang, durch die man die Leichen der Opfer nach der Vergasung herausbringen konnte. Eine Lorenbahn verband die Gaskammern mit den riesigen Leichengruben. Dort wurden die Leichen anfangs verscharrt, ab Spätherbst 1942 auf großen Scheiterhaufen verbrannt.
Lager 4: Im nordöstlichen Bereich sollte auf Befehl Himmlers ein Lager für die Aufbereitung Beutemunition für die Wehrmacht entstehen, dazu kam es aber wegen der Schließung des Lagers nach dem Häftlingsaufstand nicht (Näheres bei Schelvis, aaO, S. 33ff.).