Damaskinos Papandreou (bürgerlicher Name: Dimitrios Papandreou) wurde am 3. März 1891 in Dorvitsia (Region Westgriechenland) geboren. Nach Jura- und Literaturstudium in Athen trat er 1917 in den Klerus ein. Nach Stationen als Metropolit (Erzbischof) von Korinth und einem längeren USA-Aufenthalt wurde er 1938 zum Metropoliten von Athen und ganz Griechenland gewählt. Dieses Amt konnte er erst nach Ende der Metaxas-Diktatur, die er unter Hausarrest in einem Kloster verbrachte, antreten.
Nach der Besetzung Griechenlands durch die Deutschen baute Damaskinos ein Netzwerk des Klerus auf, mit dem Notlagen der Bevölkerung gemildert werden sollten, die aus der Besatzung folgten. Er trat gegen willkürliche Übergriffe auf unbeteiligte Zivilisten, die Verschleppung von Zwangsarbeitern und Geiselnahmen auf und positionierte sich offen gegen die Deportation der jüdischen Bevölkerung Griechenlands aus der deutschen Besatzungszone (Judenverfolgung in Griechenland). Gleich nachdem er von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Athens über die erste Deportation jüdischer Bürger aus Thessaloniki informiert worden war, wandte er sich am 23. März 1943 zusammen mit anderen hochrangigen Vertretern der Athener Zivilgesellschaft in einem Protestschreiben an Premierminister Logothetopoulos und forderte ein Ende der Judenverfolgung: Die griechisch-orthodoxe Religion kenne keine Unterscheidung nach Rasse oder Religion und verurteile dementsprechend jeden Versuch der Diskriminierung. Nachdem diese Intervention erfolglos blieb, wies er den griechischen Klerus an, gefährdete Juden zu unterstützen. Ein geheimes Netzwerk sorgte dafür, Ausweispapiere zu fälschen, um von der Deportation bedrohten Menschen zur Flucht in die von der ELAS beherrschten Gebiete oder ins Ausland zu verhelfen.
Nach der Kapitulation Italiens wurde die Judenverfolgung auf die ehemals italienisch besetzten Gebiete Griechenlands ausgeweitet: Am 3. Oktober 1943 verkündete der erste Höhere SS- und Polizeiführer Jürgen Stroop (die Behörde des HSSPF Griechenland war kurz davor installiert worden) bei Todesstrafe die Meldepflicht für alle Juden in den ehemals italienisch besetzten Gebieten. Dem Metropoliten drohte Stroop, ihn wegen seiner Proteste gegen die Verfolgung der griechischen Juden erschießen zu lassen. Damaskinos Antwort ist in den Sockel seiner Statue vor der Mitropolis von Athen eingelassen: „Die Mitglieder des griechischen Klerus werden nicht erschossen, sie werden gehängt. Bitte respektieren Sie diese Tradition!“ (Dabei dürfte es sich um eine Anspielung auf die Ermordung des Patriarchen Gregor V 1821 in Konstantinopel durch die Türken handeln).
Nach Ende der deutschen Okkupation fungierte Damaskinos vom 30. Dezember 1944 bis zu dessen Rückkehr nach Griechenland im September 1946 als Regent für König Georg II. Er starb am 19. Mai 1949 in Athen und wurde im Jahr 1969 durch die israelische Gedenkstätte Yad Vashem als Gerechter unter den Völkern geehrt.
Literatur / Medien:
en.wikipedia.org/wiki/Damaskinos_of_Athens; www.ushmm.org/information/exhibitions/online-exhibitions/special-focus/holocaust-in-greece/athens; db.yadvashem.org/righteous/family.html?language=en&itemId=4043030; www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/Holocaust/greekbishop.html (Wortlaut des Briefes von Erzbischof Damaskinos und anderen wg. Deportation der Juden an Premierminister Logothetopoulos)