Pietro Badoglio wurde am 28. September 1871 in Grazzano Monferrato im Piemont geboren. Im Verlauf seiner Militärkarriere wurde er am Ende des Ersten Weltkriegs stellvertretender Generalstabschef und 1919 Senator. Als Gegner Mussolinis wurde er zunächst auf den Botschafterposten in Brasilien abgeschoben. Als er auf die faschistische Seite wechselte, ernannte ihn Mussolini 1925 zum Generalsstabchef, 1926 zum Marschall. Von 1929 bis 1935 war er Generalgouverneur in der italienischen Kolonie Libyen, 1935/36 Befehlshaber im Abessinien-Krieg. Für seine Rolle bei der Unterwerfung Äthiopiens unter völkerrechtswidrigem Einsatz von Giftgas wurde Badoglio nie zur Rechenschaft gezogen. Er war Gegner des 1940 begonnenen Feldzugs gegen Griechenland und trat in dessen Verlauf, der zum Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Griechenland führte (April 1941), als Generalstabschef zurück. Von Juli 1943 – nach Mussolinis Entmachtung – wurde Badoglio vom italienischen König zum Ministerpräsidenten ernannt. Am 3. September 1943 unterschrieb er nach Geheimverhandlungen mit den bereits in Süditalien stehenden Alliierten einen Waffenstillstand, der am 8. September 1943 über Rundfunk bekannt gemacht wurde. Damit war Italien aus dem Bündnis mit Deutschland ausgetreten. Allerdings unterließen es die Regierung Badoglio und der italienischer Generalstab, den Streitkräften einen Demobiliserungsbefehl zu geben, die deshalb ohne Orientierung blieben und von der auf den „Verrat Italiens“ vorbereitete deutschen Armee überfallartig und brutal entwaffnet wurden (vgl. Kriegsaustritt Italiens, Militärinternierte, Kephalonia). Die Regierung Badoglio erklärte im Oktober 1943 Deutschland den Krieg, hatte sich aber zu diesem Zeitpunkt mit dem italienischen König bereits in das von den Alliierten befreite Süditalien abgesetzt. Auf Druck der aus dem Exil zurückgekehrten Antifaschisten trat Badoglio im Juni 1944 als Ministerpräsident zurück. 1945 wurde er vom italienischen Senat wegen seiner Zusammenarbeit mit den Faschisten ausgeschlossen, zwei Jahre später jedoch wieder rehabilitiert. Badoglio zog sich aus der Politik zurück und starb am 1. November 1956 in seinen Geburtsort im Piemont.
Literatur /Medien:
Hans Woller, Die Abrechnung mit dem Faschismus in Italien 1943 bis 1948. München u. a. 1996; de.wikipedia.org/wiki/Pietro_Badoglio