Antonio Gramsci, geboren am 22. Januar 1891 in Ales/Sardinien und aus armen Familienverhältnissen stammend, studierte mit Hilfe eines schmalen Stipendiums und ständig von Hunger und Krankheiten behindert von 1911 bis 1915 Literaturwissenschaften in Turin. Wegen der häufigen Krankheitsunterbrechungen wurde Gramsci 1915 das Stipendium entzogen. Er fand als Journalist eine Existenzgrundlage. Palmiro Togliatti war Gramscis Studienkollege, beide wurden aktive Mitglieder der Sozialistischen Partei (PSI). In den sozialen Auseinandersetzungen der Jahre 1917 bis 1920 wurde Gramsci zum Theoretiker und Mitorganisator der radikalen Turiner Rätebewegung. Er gründete mit politischen Freunden 1918 die Wochenzeitung Ordine Nuovo, die zur Plattform jener PSI-Mitglieder wurde, die 1921 in Livorno als Abspaltung von der sozialistischen Partei die Kommunistische Partei Italiens (PCI) gründeten. Er wurde 1923 deren Generalsekretär, wurde dann aber 1926 trotz seiner Immunität als Parlamentsabgeordneter mit fast der gesamten PCI-Führung verhaftet und 1928 wegen „Konspiration gegen den Staat“ und „Klassenhetze“ zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt Die Haftbedingungen ruinierten seine schwache Gesundheit vollends. Am 27. April 1937 starb Gramsci in Rom, wenige Tage nach seiner Haftentlassung.

Gramsci schrieb in seiner Haftzeit trotz Krankheit und menschlicher wie politischer Ausgrenzung durch seine Partei, deren Unterwerfung unter den autoritären Kurs Stalins er schon vor seiner Inhaftierung kritisiert hatte, von 1929 an die berühmten, erst Jahre später veröffentlichten „Gefängnishefte“. Am Beispiel der italienischen Geschichte entwickelte er dort u.a. die Theorie, eine Klasse könne nur dann in einem breiten gesellschaftlichen Bündnis zur bestimmenden politischen Kraft werden, wenn sie die kulturelle Hegemonie in der Gesellschaft erlangen könne. Auch der Begriff des „historischen Blocks“ im Sinne eines gesellschaftlichen Kompromisses gehörte zum Zentrum von Gramscis historisch und theoretisch tief begründeten Denken.

Literatur / Medien:
Kebir, Sabine: Antonio Gramscis Zivilgesellschaft. Hamburg 1991; Neubert, Harald: Antonio Gramsci – Hegemonie, Zivilgesellschaft, Partei. Eine Einführung. Hamburg 2001; Antonio Gramsci, Gefängnishefte. Hg. Klaus Bochmann Bochmann u. Wolfgang Fritz Haug,  Bd. 1 bis 10, Hamburg 1991 ff.; de.wikipedia.org/wiki/Antonio_Gramsci