Ioannis Rallis, 1878 in Athen als Sohn des früheren griechischen Ministerpräsidenten Dimitrios Rallis geboren, war nach seinem Jurastudium ab 1905 bis zum Beginn der Metaxas-Diktatur für verschiedene Parteien/ Wahlbündnisse Abgeordneter der griechischen Nationalversammlung und Minister mehrerer Kabinette.
Am 7. April 1943 wurde Rallis von den deutschen Besatzungskräften als Nachfolger von Konstantinos Logothetopoulos als Ministerpräsidenten eingesetzt und führte die dritte (und letzte) griechische Kollaborationsregierung bis zum Ende der deutschen Besatzung. Nach dem zwar devoten, aber nach Ansicht der Deutschen seiner Aufgabe nicht gewachsenen Logothetopoulos, wurde mit Rallis „ein letzter Versuch unternommen, die notwendigen Maßnahmen über eine stärkere griechische Regierung selbst, gestützt von den Besatzungsmächten, durchzuführen. Der Vorteil dieses Vorgehens würde gegenüber der griechischen Bevölkerung und dem Ausland darin liegen, daß die Verantwortung für alle Maßnahmen von der griechischen Regierung getragen wird, die Maßnahmen propagandistisch also nicht gegen die Besatzungsmächte von der Feindseite ausgeschlachtet werden können [...] Es wäre also zur Übernahme der Regierung und deren Neubildung eine geeignete Persönlichkeit zu finden, die aus ihrer früheren politischen Entwicklung heraus uns die Gewähr für eine loyale Zusammenarbeit bietet, deren innerpolitische und außenpolitische Einstellung sich mit unseren Zielsetzungen weitgehend deckt. Diese unsere Ziele wären nach Lage der Dinge:
a) Eine Säuberung der Staatsapparate, der Gendarmerie und Polizei von unzuverlässigen und achsenfeindlichen Elementen. b) Rücksichtslose Bekämpfung der kommunistischen Organisationen und der EAM [...] Unter den danach in Frage kommenden Persönlichkeiten sehe ich als die geeignetste den Exminister Jannis Rhallys an“ (aus dem Telegramm des Gesandten Günther Altenburg an das Auswärtige Amt vom 22. März 1943 zur Bildung einer griechischen Kollaborationsregierung, zit. nach Bundesarchiv, S. 228, Dok. 129, Hervorh. der Red.).

Seinem Auftrag wurde Rallis gerecht: Nachdem bereits im April 1943 ein erster griechischen Verband zur „Bandenbekämpfung“, das „Freiwilligen-Bataillon Saloniki“ unter dem Kommando von Georgios Poulos, aufgestellt worden war, fiel in die Ära von Ioannis Rallis die Aufstellung von bewaffneten Evzonen-Regimentern (ab Juni 1943), die Bewaffnung von Polizei- und Gendarmerie-Einheiten und die Aufstellung der berüchtigten sogenannten „Sicherheitsbataillone“ (Tagmata Asfalias) ab Herbst 1943. Auch setzte er weder der Deportation der Juden (siehe: Judenverfolgung in Griechenland) etwas entgegen, noch gingen seine Einwände nach von den Deutschen verübten Massakern an der Zivilbevölkerung über halbherzige Noten (wie im Fall von Kalavryta) hinaus.
Nach Abzug der Deutschen wurde Ioannis Rallis verhaftet und anschließend durch ein Sondergericht wegen Kollaboration zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Er starb am 26. Oktober 1946.

Literatur / Medien:
Bundesarchiv (Hg.): Europa unterm Hakenkreuz - Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941 - 1945), Dokumentenauswahl und Einleitung von Martin Seckendorf unter Mitarbeit von Günter Keber, Jutta Komorowski, Horst Muder, Herbert Stöcking und Karl Übel, Berlin 1992; Fleischer, Hagen: Deutsche „Ordnung“ in Griechenland, in: Droulia u. ders. (Hg.): Von Lidice bis Kalavryta, Berlin 1999, S. 151-223; de.wikipedia.org/wiki/Ioannis_Rallis