Georgios Poulos, 1889 in Platanos/ Westgriechenland geboren, war Oberst der griechischen Armee, aus der er wegen seiner Beteiligung am republikanischen Militärputsch 1935 entlassen wurde. Poulos war Mitglied der faschistischen, antisemitischen, paramilitärischen Vereinigung EEE (Nationale Union Griechenlands), die 1927 in Thessaloniki gegründet, 1933 zur Partei umgewandelt wurde und gute Beziehungen zu Berlin unterhielt: EEE-Kader besuchten im Mai 1933 zu Studienzwecken Berlin, sie wurden im Propagandaministerium, im Auswärtigen Amt und von Reichsleiter Rosenberg empfangen. Unter der Metaxas-Diktatur verboten, wurde die EEE nach der Besetzung Griechenlands durch die Deutschen mit Zustimmung der Besatzungsstellen am 15. Mai 1941 neu gegründet. Ihr neuer Chef wurde Georgios Poulos. Seine Dienste (er baute beispielsweise ein eigenes Agenten- und lnformantennetz auf) wurde von den Besatzungsstellen geschätzt.
„Freiwilligen-Bataillon Saloniki“
Als die deutsche Wehrmacht im April 1943 im Bereich des Befehlshabers Saloniki-Ägäis einen ersten griechischen Verband zur „Bandenbekämpfung“, das „Freiwilligen-Bataillon Saloniki“, aufstellte, wurde das Kommando dem „als äußerst zuverlässig geltenden Obersten Poulos“ übertragen, „wobei Ausbilder, Rahmenpersonal und selbst Uniformen deutsch“ waren (Fleischer 1986, S. 458). Das zunächst aus 300 Männern bestehende „Freiwilligen-Bataillon Saloniki“ beteiligte sich zunächst an „Säuberungsunternehmen“ der Wehrmacht gegen die ELAS; agierte später auch eigenständig, stand aber stets unter deutschem Befehl. Anstatt aber gegen die Partisanen in den Bergen zu kämpfen, verfolgten sie vorwiegend angebliche Mitglieder und Sympathisanten der EAM in Dörfern und kleinen Städten und übten dabei blanken Terror aus, führten Zwangsrekrutierungen durch, plünderten Dörfer aus, die ihrer Ansicht nach „kommunistisch“ waren, spürten Juden auf, die von christlichen Familien versteckt worden waren (siehe auch: Judenverfolgung in Griechenland), und ermordeten viele unschuldige Zivilisten. Ab Frühjahr 1944 arbeitete Poulos auch mit Fritz Schubert, dem Anführer einer anderen bewaffneten Kollaborationseinheit, zusammen. Ihr letztes gemeinsam verübtes Verbrechen ist das Massaker von Giannitsa, wo am 14. September 1944 zunächst alle männlichen Einwohner zusammengetrieben und innerhalb kürzester Zeit mindestens 75 Menschen ermordet wurden, viele davon mit Eisenstangen erschlagen, darunter auch der Bürgermeister der Stadt. Weitere Menschen wurden in der Umgebung umgebracht. Poulos' Männer nahmen die Wertgegenstände der Opfer an sich und steckten danach den Ort in Brand. Der Rot-Kreuz-Beauftragte Emile Wenger, der den Ort des Verbrechens kurz nach dem Massaker aufsuchte, bezeichnete Giannitsa als „tote Stadt“.
Beim Abzug der Deutschen weigerte sich Poulos, zurückgelassen zu werden und erklärte seine Bereitschaft, auch außerhalb Griechenlands an der Seite Deutschlands zu kämpfen. „Dieser Versicherung von Georgios Poulos, „als politischem Führer nationalsozialistisch denkender Griechen“, schenkt die vorgesetzte Polizeidienststelle „uneingeschränkt“ Glauben, und tatsächlich erfüllt der politisierende Oberst die in ihn gesetzten Erwartungen bis zum 18. April 1945, als er sich weigert, im bayerisch-österreichischen Grenzbereich seine knapp 300 ,,Polizei-Freiwilligen“ gegen die US Army verheizen zu lassen“ (Fleischer 1994, S. 391).
Georgios Poulos wurde dennoch von den Amerikanern nach Griechenland ausgeliefert und trotz seines Angebotes, zukünfig den antikommunistischen Kampf auf Seiten der neuen Regierung fortzuführen, im Dezember 1947 in Thessaloniki von einem Militärtribunal zum Tode verurteilt und am 11. Juni 1949 in Athen hingerichtet.
Literatur / Medien:
Fleischer, Hagen: Im Kreuzschatten der Mächte – Griechenland 1941-1944, Frankfurt/M. 1986; Fleischer, Hagen: Kollaboration und deutsche Politik im besetzten Griechenland, in: Bundesarchiv (Hg.): Europa unterm Hakenkreuz. Okkupation und Kollaboration (1938-1945), 1994, S. 377-96: Kalogrias, Vaios: Makedonien 1941-1944, Okkupation Widerstand Kollaboration, Ruhpolding 2008;