Walter Blume wurde am 23. Juli 1906 in Dortmund geboren, arbeitete nach juristischem Staatsexamen und Promotion dort als Hilfsrichter, später im Polizeipräsidium. Er trat am 1. März 1933 der SA und am 1. Mai 1933 der NSDAP bei. Im selben Jahr begann seine Tätigkeit für den SD; 1935 erfolgte sein Übertritt zur SS. Nach Stationen als Chef der Berliner Gestapo, im Reichssicherheitshauptamt, 1941 als Leiter eines Einsatztruppenkommandos in Weißrussland und Russland (Einsatzgruppe B, Sonderkommando 7a), wurde er - mittlerweile Ministerialrat und SS-Standartenführer - ab Juni 1942 zur „Bandenbekämpfung“ in Slowenien eingesetzt. Ab November 1943 war Blume Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) in Athen. Nach seinem Amtsantritt wurde das Personal der Dienststelle rasant aufgestockt und in diversen requirierten Gebäuden der Athener Innenstadt Dienstsitze mit Vernehmungsstellen, Folter- und Haftzellen eingerichtet, unter anderem in der Merlin- und der Koraistraße. Blume war maßgeblich an der Entrechtung, Ghettoisierung und Deportation der griechischen Juden beteiligt (siehe auch: Judenverfolgung in Griechenland). Ihm unterstand zudem das KZ Chaidari, das größte und berüchtigste der über 20 Polizeihaft- und Geisellager, das während der Zeit der deutschen Besatzung Griechenlands bestand. Es wurde und wird wegen der dort zur Tagesordnung gehörenden bestialischen Folterungen auch als „Herz der Hölle“ und „Bastille von Griechenland“ bezeichnet.
„Blume trat in der Endphase der Besetzung als Verfechter eines mit kruden, vulgär-soziologischen Ausführungen begründeten Massenexekutionsplans in Erscheinung [...]. Der nach Schimana oberste SS-Vertreter in Griechenland war der Ansicht, man könne den nach dem deutschen Abzug nachrückenden Briten Schwierigkeiten bereiten, wenn eine kommunistisch-anarchistische Machtübernahme herbeigeführt und Griechenland dadurch ins Chaos gestürzt werde. Er empfahl, zu diesem Zweck alle Angehörigen der bürgerlichen Führungsschicht, die zukünftig tragende Rollen in der griechischen Politik übernehmen könnten, zu liquidieren; zumindest jedoch die hierfür in Frage kommenden Häftlinge des Konzentrationslagers Chaidari“ (Nessou, S. 111). Der krude Plan wurde nicht aufgegriffen.
Nach dem Abzug der deutschen Truppen kehrte Blume zunächst Ende 1944 nach Berlin zurück und wurde nach der deutschen Kapitulation in Salzburg gefangengenommen.
Walter Blume, der „das Blut tausender Zivilisten an seinen Händen hatte“ (Mazower, S. 374), wurde im April 1948 im Nürnberger Einsatzgruppenprozess (Fall 9) gegen ehemalige SS-Führer, die als Kommandeure der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD die Verantwortung für deren Verbrechen in der besetzten Sowjetunion trugen, vom US-amerikanischen Militärgerichtshof II zum Tode verurteilt. Seine in Griechenland begangenen Verbrechen, u.a. seine Beteiligung an der Deportation der Juden Athens, des Epirus und der griechischen Inseln, waren nicht Gegenstand der Anklage. Auf großen öffentlichen Druck hin wurde Blumes Todesurteil - wie auch das vieler anderer Kriegsverbrecher - 1951 vom durch den amerikanischen Hohen Kommissar John McCloy eingerichteten Advisory Board on Clemency for War Criminals auf 25 Jahre Haft reduziert. Er wurde 1955 aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen.
Zehn Jahre später ermittelte die Staatsanwaltschaft Bremen gegen Walter Blume und Anton Burger, ehemaliger Judenreferent beim Befehlshaber der Sipo und des SD in Griechenland, sowie Friedrich Linnemann, der seit Ende 1943 Mitarbeiter im Judenreferat des Befehlshabers der Sipo und des SD in Griechenland tätig gewesen war, wegen der Deportationen griechischer Juden aus Athen, Ioannina, Korfu, Rhodos und Kos. Das Verfahren mit dem Aktenzeichen 10 Js 156/64 wurde eingestellt.
Walter Blume starb am 13. November 1974 in Dortmund.
Literatur / Medien:
Nessou, Anestis: Griechenland 1941-1944, Deutsche Besatzungspolitik und Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung - eine Beurteilung nach dem Völkerrecht, Göttingen 2009; Mazower, Mark: Inside Hitler’s Greece – The Experience of Occupation 1941-44, New Haven 1993; Schminck-Gustavus, Christoph U.: Winter in Griechenland - Krieg - Besatzung - Shoah 1940 – 1944, Göttingen 2011, S. 215-330 ("Die Ermittlung"); de.wikipedia.org/wiki/Walter_Blume; de.wikipedia.org/wiki/Einsatzgruppen-Prozess