Hans Frank, Sohn eines Rechtsanwalts, 1918 im Freikorps Epp (Niederschlagung der Münchener Räterepublik), 1923 SA und NSDAP, Mittäter des Hitlerputsches, als Rechtsanwalt 2400 Verfahren in NS-Sachen, 1933 bayerischer Justizminister (Entmachtung der SA, „Röhm-Morde“), Reichskommissar zur Gleichschaltung der Justiz in den Ländern, Präsident der „Akademie für Deutsches Recht“. 1939 Generalgouverneur der von der Wehrmacht besetzten Teile Polens (vgl. Generalgouvernement), Hitler direkt unterstellt; er residierte prunkvoll in der Krakauer Burg Wawel im Belvedere-Palais in Warschau und seiner Privatresidenz Kressendorf („König von Polen“); plünderte Kunstschätze des Adels und der Kirche.
Er betrieb eine „kulturelle Kontrastpolitik,“ 30 Prozent aller polnischen Wissenschaftler und Lehrer an höheren Schulen wurden ermordet. „...., Schließung aller Bildungsanstalten, insbesondere der technischen Schulen und Hochschulen, zur Verhütung des Nachwuchses einer polnischen Intelligenzschicht“, forderte er im Oktober 1939. Mitverantwortlich für die Ermordung Hunderttausender Juden, Einweisung der Juden in Ghettos, Deportation von 1 Million polnischer Zwangsarbeiter*innen; im Sommer 1940 Ermordung von 7000 potentiellen politischen Gegnern und Widerstandskämpfern sowie Intellektuellen. Ab Mitte 1942 endete seine Alleinherrschaft, weil SS-Reichsführer Himmler Anordnungen auch für das Generalgouvernement treffen konnte (z.B. Ermordung von über 2 Million Juden sowie 50.000 Sinti und Roma in der „Aktion Reinhardt“).
Am 17./18. Januar 1945 setzte sich Frank auf seinen Hof am Schliersee/Bayern ab, wurde von US-Soldaten verhaftet und im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher angeklagt, vom Internationalen Gerichtshof wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt, am 16. Oktober hingerichtet.
Literatur/Medien
Benz/Graml/Weiß (Hg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus, Stuttgart 2007, S. 551ff., 913
Gutman, Israel u.a. (Hg.): Enzyklopädie des Holocaust, Berlin 1993, S. 477ff.
Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, 3. Aufl., Frankfurt/M. 2003, S. 160
Kochanowski, Jerzy/Kosmala, Beate: Deutschland, Polen und der Zweite Weltkrieg. Geschichte und Erinnerung, 2. Auflage, Potsdam/Warschau 2013, S. 295-297
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Frank