Inschrift auf dem Denkmal für die Gefallenen an der Gotenlinie in Pietrasanta (Foto: Baldini)Verlauf der Goten-Linie (Karte: Wikipedia)Nach der Landung der Alliierten in Süditalien (Juli 1943 Sizilien, September 1943 Golf von Salerno und Reggio/Kalabrien) zogen sich die deutschen Truppen nur zögernd und unter Anwendung der Praxis der „verbrannten Erde“ (vgl. verbrecherische Befehle) zurück und errichteten dabei vor allem zwei feste Verteidigungslinien: zunächst die sog. Gustav-Linie vom Tyrrenischen Meer zur Adria, die die Alliierten südlich von Rom aufhalten sollte. Nachdem diese Front ab Mai 1944 nicht mehr zu halten war, wurde im Sommer 1944 die „Gotenlinie“ (auch „Apennin-Festung“ und „Grüne Linie“) ausgebaut – wie bei der Errichtung der vorherigen Verteidigungslinien unter brutalem Einsatz der Bevölkerung, verbunden mit massiver Zerstörung der Infrastruktur und Ausplünderung (vgl. wirtschaftliche Ausbeutung). Die „Gotenlinie“ reichte von der Flanke der Apuanischen Alpen im Westen bei Massa–Carrara quer über den Südabhang des toskanisch-emilianischen Apennin bis Rimini / Pesaro und bestand aus Gräben, Zäunen, Minenfeldern, befestigten Stellungen und Bunkern. Entlang dieser Befestigung sowie nördlich und südlich von ihr verübten die deutschen Truppen eine Unzahl von Kriegsverbrechen, deren blutigste u.a. mit den Orten Sant’Anna di Stazzema (Provinz Lucca, nahe Carrara) und Marzabotto (südlich von Bologna) verbunden sind. Die schweren Kämpfe entlang der „Gotenlinie“ im Sommer und Herbst 1944 waren nicht nur der deutschen Abwehr gegen die angreifenden Alliierten geschuldet, in gleichem Maße auch der „Bandenbekämpfung“, dem grausamen Kampf der deutscher Wehrmachts- und SS-Truppen gegen die inzwischen erstarkten und organisierten Partisanengruppen, der mit großer Brutalität gegen die Resistenza und mit unmenschlicher Rücksichtslosigkeit gegenüber der Zivilbevölkerung geführt wurde. Zahlreiche Gedenkorte, Museen und Geschichtsinstitute, von der Küste bei Carrara bis zur Adria, erinnern an die Schreckenstaten der deutschen Besatzer, vor allem im Sommer und Herbst 1944 (Toskana, Emilia-Romagna), aber auch an die Erfolge der Resistenza beim Kampf für die Befreiung Italiens (Partisanenrepubliken).

Literatur / Medien:
Andrae, Friedrich: Auch gegen Frauen und Kinder. Der Krieg der deutschen Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung in Italien 1943-1945. München- Zürich 1995, S. 6o f.; Silingardi, Claudio: Alle Spalle della Linea Gotica. Storie Luoghi Musei di Guerra e Resistenza in Emilia-Romagna, Modena 2009;  de.wikipedia.org/wiki/Gotenstellungwww.lineagotica.eu