Giorgio Perlasca wurde am 31. Januar 1910 in Como geboren und hatte sich schon als Schüler der faschistischen Bewegung angeschlossen. 1935 meldete er sich als Freiwilliger zum Abessinienfeldzug und kämpfte von 1936 bis 1939 auf der Seite Francos im spanischen Bürgerkrieg. Er ging als Geschäftsmann nach Budapest und entfremdete sich auf Grund der Rassegesetze von 1939 und des Bündnisses „Berlin-Rom“ zunehmend vom Faschismus Mussolinis. Nach dem Einmarsch der Deutschen in Budapest im März 1944 drohte Perlasca die Verhaftung. Da er keine Möglichkeit sah, nach Süditalien in die von den Alliierten zurückeroberten Gebiete zu gelangen, stellte sich Perlasca den ungarischen Behörden und ließ sich mit Diplomatenstatus internieren. Aus Furcht, von den Deutschen als Zwangsarbeiter deportiert zu werden, tauchte er im Oktober 1944 mit Genehmigung des ungarischen Innenministeriums in Budapest unter und ersuchte von der spanischen Botschaft Hilfe. Auf Grund seiner Verdienste in Spanien erhielt er einen spanischen Pass und wurde mit der Betreuung der von Spanien geschützten Juden betraut. Die spanische Botschaft hatte, wie auch Botschaften anderer neutraler Länder, einer Anzahl von Juden Schutzpässe ausgestellt, mit der Begründung, es handele sich um Nachfahren der 1492 aus Spanien vertriebenen sephardischen Juden und hatte diese in angemieteten Häusern untergebracht. Perlasca intervenierte bei Mitgliedern der ungarischen Regierung gegen rechtswidrige Übergriffe, suchte regelmäßig den Güterbahnhof auf, von dem täglich Juden in Viehwagons zur Vergasung abtransportiert wurden, und konnte so in Einzelfällen Juden noch auf dem Abtransport retten. Seine Hauptaufgabe war es jedoch, täglich die Häuser aufzusuchen, in denen die „spanischen Juden“ untergebracht waren und durch seine Präsenz als offizieller Abgesandter der Botschaft Übergriffe der SS-Kommandos und der ungarischen Behörden sowie der Pfeilkreuzler, die sich mit dem Nahen der Roten Armee zunehmend radikalisierten, zu verhindern.
Ende November 1944 setzte sich der spanische Botschafter in die Schweiz ab, was die ungarische Regierung als Abbruch der diplomatischen Beziehungen verstand und die Räumung der „Judenhäuser“ anordnete. Kurz entschlossen und wahrheitswidrig gab sich Perlasca als Vertreter des spanischen Botschafters aus und konnte – oft unter Einsatz seines Lebens – bis zum Einmarsch der russischen Armee am 16. Januar 1945 tausende Juden vor der Deportation retten. Giorgo Perlasca starb am 15. August 1992 in Padua. 1989 wurde er von Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt, die Stadt Como erinnert an ihn mit einem Gedenkstein in der Nähe des Monumento alla Resistenza Europea.
Literatur / Medien:
Nina Gladitz / Perez Lorenzo: Der Fall Giorgio Perlasca. In: Dachauer Hefte Nr. 7 (1991) S. 129–143 (ZDF-Dokumentarfilm Perlasca von 1992); Enrico Deaglio: Die Banalität des Guten. Die Geschichte des Hochstaplers Giorgio Perlasca, Frankfurt 1994; Wolfgang Benz (Hrsg.): Überleben im Dritten Reich. Juden im Untergrund und ihre Helfer, München 2003; de.wikipedia.org/wiki/Giorgio_Perlasca