
Émile Chanoux arbeitete als Notar in Aosta, wurde zu einem der führenden Vertreter der valdostanischen Autonomiebestrebungen und arbeitete im Untergrund für diese Ziele, auch zusammen mit Vertretern des französischen Maquis. Er gehörte (zusammen mit Ernest Page und Giorgio Peyronel) zu den Vertretern der valdostanischen Resistenza, die sich am 19. Dezember 1943 in Chivasso mit einer Delegation aus den Waldensertälern (Torre Pellice) trafen, um gemeinsam die Carta di Chivasso (offiziell: Dichiarazione dei rappresentanti delle popolazioni alpine) zu erarbeiten, die heute als eine Art historische Geburtsurkunde des europäischen Föderalismus gilt. Basierend auf Texten von Federico Chabod wurde darin festgehalten, wie die Zukunft Italiens nach Überwindung des Faschismus aussehen sollte: Ein republikanisches föderales System nach Vorbild der Schweiz, das die spezifischen kulturellen, religiösen, sprachlichen und ökonomischen Besonderheiten des Alpenraums nicht unterdrückt, sondern fördert.
Émile Chanoux wurde am 18. Mai 1944 in seiner Kanzlei verhaftet und von SS-Offizieren gefoltert. In derselben Nacht starb er in seiner Zelle unter nie ganz geklärten Umständen – die Questura gab es als Selbstmord aus. Viele Straßen, Plätze und öffentliche Einrichtungen im Aostatal sind nach Émile Chanoux benannt, unter anderem der zentrale Platz vor dem Rathaus in Aosta.
Literatur / Quellen:
Omezzoli, Tullio: Tra fascismo e Resistenza, Aosta 2012; www.fondchanoux.org; www.anpi.it/donne-e-uomini/emilio-chanoux/; it.wikipedia.org/wiki/Émile_Chanoux