Sie stammte aus einer Winzerfamilie der Bourgogne. Der Vater wurde im ersten Weltkrieg schwer verwundet. Nach dem Studium an der Sorbonne arbeitete sie als Geschichtslehrerin in einem Mädchengymnasium in Straßburg. Heirat mit dem jüdischen Lehrer Raymond Samuel Boston (Raymond Aubrac). Beide engagierten sich in der Widerstandsgruppe Libération Sud. Lucie war Mitarbeiterin der Zeitschrift gleichen Namens und Verbindungsagentin. Sie organisierte die Flucht von Gefangenen, darunter die ihres Mannes, der von Klaus Barbie verhaftet worden war, und beteiligte sich an Sabotageakten. Auf der beratenden Versammlung der Provisorischen Regierung in Algier 1944 vertrat sie als einzige Frau die Befreiungsbewegung. Nach der Befreiung unterstützte sie den Stockholmer Appell zur Ächtung der Atombombe, stritt für Frauenrechte und für die Anerkennung des Beitrags der Frauen in der Résistance; in den 50er Jahren gegen die Kolonialkriege in Algerien und in Indochina, in den 60er für ein unabhängiges Vietnam, in den 80er gegen die Revision der Geschichte. Als 90jährige engagierte sie sich noch für Asylsuchende, für amnesty international und für die Parität.
Mehrere Lucie-Aubrac-Straßen und -Schulen erinnern an die Widerstandskämpferin.
Literatur/Medien:
Aubrac, Lucie: Ils partiront dans l’ivresse. Paris, 1984 (dt.: Heldin aus Liebe. Eine Frau kämpft gegen die Gestapo, München 1996). dies.: Cette exigeante liberté. Paris, 1997.
Film von Claude Berri: Lucie Aubrac, 1997
Dictionnaire historique de la Résistance. Sous la direction de François Marcot, avec la collaboration de Bruno Leroux et Christine Levisse-Touzé. Paris, 2006, S. 353f.