Josef Scheungraber wurde am 8. September 1918 geboren. 1937 meldete er sich freiwillig zur 1. Gebirgsdivision in Mittenwald und kämpfte im Zweiten Weltkrieg in Polen, Frankreich, Russland und Kreta, bevor er sich 1942 auf eigenen Wunsch nach Italien versetzen ließ. Dort war er zeitweilig Ordonnanzoffizier von Generalfeldmarschall Kesselring und als Kompanieführer eines Gebirgs-Pionier-Bataillons für das Massaker in Falzano di Cortona im Juni 1944 verantwortlich, bei dem vierzehn Bewohner des Orts auf brutale Weise ermordet worden waren. Nach dem Krieg betrieb Scheungraber in Ottobrunn bei München eine Schreinerei und war ein angesehenes Mitglied des Gemeinderats. Erst 2008 wurde er vom Landgericht München für dieses Kriegsverbrechen angeklagt, nachdem ihn 2006 bereits ein Militärgericht in La Spezia in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt hatte. Scheungraber wurde 2012 in einem der letzten Kriegsverbrecher-Prozesse ebenfalls zu lebenslänglicher Haft verurteilt, auf Grund seines körperlichen und geistigen Zustands aber für haftunfähig erklärt. Der Prozess gegen Scheungraber erregte großes Medieninteresse, unter anderem auch wegen der Kritik an der ungebrochenen Traditionspflege des „Kameradenkreises der Gebirgstruppe“ und ihren Veteranentreffen, die mit Bundeswehrunterstützung jährlich zu Pfingsten in Mittenwald stattfinden.
Scheungraber starb am 22. Juli 2015 in Ottobrunn.
Literatur / Medien:
de.wikipedia.org/wiki/Josef_Scheungraber; www.sueddeutsche.de/muenchen/urteil-ns-kriegsverbrecherprozess-ermahnung-fuer-die-zukunft-1.157101-2; www.sueddeutsche.de/muenchen/kriegsverbrecherprozess-in-muenchen-das-grosse-verschweigen-1.176256-5