Am 8. September 1943 gaben die anglo-amerikanischen Kriegsalliierten über Rundfunk den Abschluss eines Waffenstillstands mit der Regierung Badoglio bekannt. Vorausgegangen war die Entmachtung Mussolinis am 25. Juli 1943 durch den faschistischen Großrat und die Ernennung Marschall Badoglios zum neuen Ministerpräsidenten Italiens, der angesichts der hoffnungslosen militärischen Lage – die alliierten Truppen waren am 9./10. Juli in Sizilien und Kalabrien an Land gegangen – in Geheimgesprächen den Austritt Italiens aus dem Krieg ausgehandelt hatte. Noch am Abend des 8. September 1943 begann die deutsche Wehrmacht, die von den Verhandlungen der Beauftragten Badoglios mit den Alliierten erfahren hatte und auf die Entscheidung der neuen italienischen Regierung vorbereitet war, mit der Besetzung Italiens, die mit all ihrer Brutalität und mit schweren Opfern vor allem der Zivilbevölkerung bis zur deutschen Kapitulation am 2. Mai 1945 andauerte. Dem 8. September 1943 vorausgegangen war ein rapider Zerfall der deutsch-italienischen „Achse Berlin–Rom“, begleitet von zunehmend rassistischer Abwertung des italienischen Bündnispartners sowohl in der Spitze der NSDAP wie auf den Ebenen der militärischen Führung. Neben dem Vorwurf militärischer Unfähigkeit und „lascher“ Besatzungspolitik vor allem in Kroatien, Slowenien und Griechenland spielte die italienische „Zurückhaltung“ in der „Judenfrage“ dabei eine erhebliche Rolle (Judenverfolgung in Italien).
Mit dem Kriegsautritt Italiens entfiel auf deutscher Seite jede taktische Rücksichtnahme. Reichspropagandaminister Goebbels wollte nach dem „Verrat“ Italiens nicht nur Südtirol, sondern den gesamten ehemaligen österreichischen Landbesitz in Norditalien dem Deutschen Reich einverleiben. Der „feige italienische Wortbruch“ sollte mit drakonischer Härte beantwortet werden. Die „deutsche Antwort“ fiel dem entsprechend aus: Zwischen dem Sturz Mussolinis im Juli und der Bekanntgabe des Waffenstillstands am 8. September 1943 waren die deutschen Truppen bereits massiv verstärkt worden, um die Entwaffnung der in Südfrankreich, auf dem Balkan und in Italien selbst stehenden italienischen Streitkräfte schlagartig einleiten zu können. Die nach dem 8. September ergehenden Befehle der Wehrmachtsleitung in Berlin und der Befehlshaber in Italien (Verbrecherische Befehle) ordneten an: bei Widerstand gegen die Entwaffnung, bei Kooperation mit „Banden“ oder mit dem „Feind“ sollten nach kurzem Ultimatum die italienischen Offiziere als Freischärler erschossen, die Mannschaften als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert werden (Militäriniternierte). Damit war nicht nur der Weg in den befohlenen, tausendfach verübten Mord an italienischen Soldaten mit dem Höhepunkt des Massakers an über 5.000 italienischen Soldaten auf der Insel Kephalonia beschritten, sondern auch der blutige Terror von Wehrmacht und SS gegen die italienische Zivilbevölkerung vorgezeichnet, dem bis Mai 1945 über 10.000 Zivilisten, unter ihnen viele Frauen und Kinder, zum Opfer fallen sollten.
Am 2. Mai 1945 erfolgte die bedingungslose Kapitulation der von den alliierten Truppen und den Widerstandsorganisationen geschlagenen deutschen Streitkräfte in Italien.
Literatur / Medien:
Schreiber, Gerhard: Deutsche Kriegsverbrechen. Täter, Opfer, Strafverfolgung. München 1996, insbes. S. 17 ff; Andrae, Friedrich: Auch gegen Frauen und Kinder. Der Krieg der deutschen Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung in Italien 1943–1945. München- Zürich 1995, S. 11 ff. und 37 ff.; Seckendorf, Martin: Ein williges und fügsames Instrument. Die Wehrmacht in Italien 1943–1945, in: Johannes Klotz (hg.), Vorbild Wehrmacht. Köln 1998 (1998); Kuby, Erich: Verrat auf deutsch. Wie das dritte Reich Italien ruinierte, Hamburg 1982; de.wikipedia.org/wiki/Fall_Achse