Die deutsch-italienische Historikerkommission ist 2008 von Außenministern Deutschlands und Italiens ins Leben gerufen worden und hat im März 2009 ihre Arbeit aufgenommen. Der Kommission gehören jeweils fünf italienische und deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an (von deutscher Seite: Wolfgang Schieder (Vorsitzender), Gabriele Hammermann, Lutz Klinkhammer, Thomas Schlemmer, Hans Woller), die sich um die Erarbeitung eines gemeinsamen Geschichtsbildes der deutsch-italienischen Kriegsvergangenheit bemühen sollten. Im Mittelpunkt des Auftrags stand die Geschichte des von der deutschen Besatzung 1943 bis 1945 auf italienischem Boden geführten Krieges und der damals verübten Verbrechen. Besonderes Augenmerk sollte dem Schicksal der etwa 600.000 italienischen Militärangehörigen gelten, die beim Kriegsaustritt Italiens im September 1943 in Gefangenschaft geraten, jedoch völkerrechtswidrig nicht als Kriegsgefangene behandelt, sondern als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert worden waren (Militärinternierte). Anlass für die Bildung der Historikerkommission waren Gerichtsverfahren, mit denen ehemaliger „Militärinternierte“ Entschädigung für ihre Deportationszeit durch den deutschen Staat durchzusetzen versuchten. Das oberste italienische Militärgericht gab den Klagen gegen den deutschen Staat statt, wogegen die Bundesregierung den Internationalen Gerichtshof in Den Haag angerufen und im Februar 2012 Recht bekommen hat..

Im Dezember 2012 hat die Kommission ihren Bericht vorgelegt. Er spricht von dem Versuch, „die unterschiedlichen nationalen Erinnerungskulturen zuminderst aufeinander auszurichten“ (Süddeutsche Zeitung 20. 12. 2012). Neben Vorschlägen und ersten Ergebnissen der Forschung (u.a. Zeugnissen aus Tagebüchern und Erinnerungen ehemaliger „Militärinternierter“) empfahl die Kommission, in Berlin eine Gedenkstätte für die ehemaligen „Militärinternierten“ zu errichten und eine „Deutsch-Italienische Zeitgeschichtsstiftung“ ins Leben zu rufen, um weitere wissenschaftliche Arbeiten zu fördern. Die „Frankfurter Rundschau“ (20. 12. 2012) bemerkt: „Kritiker bemängeln, die Arbeit der Historiker sei ein Alibi angesichts der Weigerung der Bundesregierung, den Opfern nationalsozialistischer Gewalt weitere Entschädigung zu zahlen“. Hinweise: Der Abschlussbericht der Deutsch-Italienische Historikerkommission ist abrufbar unter www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/121218-d-ital-historikerkomm/252896

Literatur / Medien:
de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-italienische_Historikerkommission  www.villavigoni.it; /www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/942231/