Schon seit Mitte 1943, noch vor dem Kriegsaustritt Italiens am 8. September, bereitete sich die Wehrmacht auf die Besetzung Italiens vor, da sich die NS- und die militärische Führung vor einem Sturz Mussolinis im Juli 1943 und um die innere Stabilität des Partners der „Achse Berlin Rom“ fürchtete. Die italienische Bevölkerung war kriegsmüde, die deutsch-italienischen Truppen in Nordafrika hatten im Mai 1943 kapituliert, die Bombenangriffe auf italienische Städte setzten 1943 mit voller Wucht ein, die Alliierten landeten am 9./10. Juli auf Sizilien. Die deutsche Wehrmacht bereitete sich im Juli 1943 mit dem „Plan Achse“ so massiv auf die Okkupation Italiens vor, dass sie noch am Tag der Bekanntmachung des italienisch-alliierten Waffenstillstandes und dem Kriegsaustritt Italiens am 8. September 1943 schlagartig in die noch nicht von den Alliierten befreiten Gebiete Italiens und in die bisherigen Besatzungszonen Italiens auf dem Balkan und in Südfrankreich einrücken und die gesamte italienische Armee innerhalb nur weniger Tage entwaffnen konnte (vgl. Militärinternierte). Aus der verbündeten Wehrmacht und SS war über Nacht die brutale Besatzungsmacht geworden, die drei Ziele verfolgte – erstens: hinhaltender, möglichst Kräfte schonender Widerstand gegen die aus dem Süden vorrückenden Alliierten; zweitens: sowohl wirtschaftliche Ausbeutung des Landes, als auch drittens: die Ausbeutung der italienischen Arbeitskräfte (Deportation, Zwangsarbeit).
Oberste Militärs waren die Generalfeldmarschälle Rommel (Norditalien, ab November 1943 in Frankreich eingesetzt), und Albert Kesselring, zunächst in Süditalien, ab November 1943 Oberbefehlshaber für alle Wehrmachts- und SS-Verbände in Italien. Das besetzte Italien wurde in drei Militärzonen eingeteilt, im Osten wurde die Operationszone Adriatisches Küstenland, im Norden die Operationszone Alpenvorland (jeweils bereits mit Obersten Kommissaren, da die Gebiete für die rasche Germanisierung und zum Anschluss an das Deutsche Reich vorgesehen waren) sowie die Operationszone Nordwest-Alpen entlang der französisch-schweizerischen Grenze. Während diese Operationszonen militärisch dem Oberkommando Kesselrings unterstellt waren, wurden die davon begrenzten Gebiete Ober- und Mittelitaliens faktisch von der deutschen Militärverwaltung beherrscht, die für die wirtschaftliche Ausbeutung und die Rekrutierung von Arbeitskräften zu sorgen und das öffentliche Leben zu kontrollieren hatte. Die SS unter dem Befehl des SS-Obergruppenführers Karl Wolff baute die Geheimpolizei und italienische SS- und Milizeinheiten auf, war aber militärisch, insbesondere bei der Partisanenbekämpfung dem Oberbefehl Kesselrings unterstellt.
„… im Zusammenhang mit Kriegsverbrechen oder völkerrechtswidriger Kriegführung ist eine pauschale Unterscheidung zwischen Wehrmacht auf der einen und Waffen-SS oder Polizei auf der anderen Seite unstatthaft. Weder die Wehrmacht noch die Waffen-SS, die SS oder die Polizei blieben im Felde unbefleckt, vielmehr agierten sie als funktionierende Instrumente eines Unrechtsregimes“ (Schreiber 1996, S. 9). Kriegsverbrechen in Italien
Literatur / Medien:
Gerhard Schreiber: Deutsche Kriegsverbrechen. Täter, Opfer, Strafverfolgung. München 1996; Andrae, Friedrich: Auch gegen Frauen und Kinder. Der Krieg der deutschen Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung in Italien 1943-1945. München- Zürich 1995; Kohl, Christiane: Der Himmel war strahlend blau. Vom Wüten der Wehrmacht in Italien. Wien 2004; Martin Seckendorf, Ein williges und fügsames Instrument. Die Wehrmacht in Italien 1943 bis 1945, in: Johann Klotz (Hg.), Vorbild Wehrmacht? Köln 1998, S. 66 ff.;Gentile, Carlo, Wehrmacht und Waffen-SS im Kampf gegen die Resistenza, in: Klinkhammer u.a., Die „Achse“ im Krieg. Paderborn 2010, S. 492 ff.;
www.academia.edu/1755371/Wehrmacht_und_Waffen-SS_im_Partisanenkrieg_Italien_1943-1945_Krieg_in_der_Geschichte_vol._65_Paderborn_Schoningh_201