Martin Graßnick wurde am 5. Mai 1917 in Mainz geboren. Sein Vater verlor als „Vierteljude“ die Stelle eines Baubeamten in Mainz. Martin Graßnick musste das Gymnasium verlassen und machte eine Ausbildung als Bauzeichner an der Bauschule Mainz. Zur Wehrmacht eingezogen, wurde er als Leutnant an der Ostfront eingesetzt, nach der Besetzung Italiens war er von September 1943 bis Mai 1944 Chef einer Pionierkompanie in Pescara – die adriatinische Hafenstadt bildete damals den östlichen Endpunkt der Gustavlinie. Er half den in der Stadt verbliebenen Einwohnern, die nicht geflüchtet waren, und den von Süden hinzu gekommenen Flüchtlingen, indem er für ihre Unterkunft und Verpflegung sorgte. Außerdem setzte er Männer bei den von seiner Einheit zu leistenden Pionierarbeiten ein und konnte auf diese Weise viele von ihnen vor der Deportation zur Zwangsarbeit nach Deutschland schützen. Bevor Graßnick dem Befehl folgte, aus Pescara abzuziehen (er wurde danach an anderen Frontabschnitten eingesetzt und überlebte den Krieg), ließ er zahlreiche Familien samt Hausrat auf Militärlastwagen nach Wunsch der Betroffenen in die Berge oder zu Verwandten in Sicherheit bringen. Graßnick, nach dem Krieg Architekt und Hochschullehrer an der Universität Saarbrücken, wurde 1984 vom italienischen Staatpräsidenten Sandro Pertini für sein menschliches Verhalten, das in Deutschland erst 2012 durch einen Bericht der Süddeutschen Zeitung einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde, geehrt und mit dem Verdienstorden der italienischen Republik ausgezeichnet (Henning Klüver: Der gute Feind. Martin Graßnick ist der einzige frühere Soldat der Wehrmacht, den die Republik Italien geehrt hat. Er zeigte, was so vielen anderen Besatzungsoffizieren fehlte: Menschlichkeit." (SZ 19./20.05.2012)

Literatur / Medien:
Süddeutsche Zeitung vom 19./20. Mai 2012, V2/6); de.wikipedia.org/wiki/Martin_Gra%C3%9Fnick