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Vinca

Provinz Massa-Carrara, Region Toskana

Vinca heuteDer Ort
Vinca, eine Teilgemeinde von Fivizzano, liegt auf 800 m Höhe am Talende unterhalb der schroffen Felsen der Apuanischen Alpen. Der Ort ist erreichbar von Carrara aus auf der SS 446 Richtung Fosdinovo, ca. 20 km nach Carrara und 5 km vor Fosdinovo Abzweig Richtung Marziaso, weiter nach Tenerano und Monzone. In Monzone Einfahrt in das Tal an Monzone Alto vorbei nach Vinca.

Das Ereignis
Am 24. August 1944 drang eine Truppe der Panzer-Aufklärungsabteilung 16 unter dem Befehl von Walter Reder nach Vinca vor und tötete dort 173 Dorfbewohner – Männer, Frauen und Kinder – auf grausame Weise. Innerhalb von drei Tagen war Vinca zerstört, verbrannt und ausgeplündert. An dem Massaker waren auch hundert Milizen der „Schwarzen Brigaden“ aus Carrara unter dem Kommando von Giulio Lodovico beteiligt. Der Oberbefehlshaber Südwest meldete über die Operationen der Truppe Reders, dass in diesem Gebiet in der Zeit vom 24. bis 27. August „332 Banditen getötet“, „weitere 27 Banditen niedergemacht“,  „600 Einzelgehöfte“ und „17 Bandenortschaften“, darunter das „Hauptlager Vinca vernichtet“ worden waren. „1635 festgenommene Italiener“ wurden zum Arbeitseinsatz nach Deutschland deportiert.


Sarkopharg Mutter und Kind

Gedenken
Auf dem Friedhof von Vinca sind die Namen der Ermordeten, eingeteilt nach ihrem Alter vom Säugling bis zum Greis, auf einer großen Marmorwand eingemeißelt. In einem offenen Monument auf der Ebene darüber ist die Gestalt einer Mutter mit ihrem Kind und einer weiteren Figur dargestelt. Die Inschrift auf dem Sarkopharg bringt Erinnerung, Trauer, Liebe und Vergebung zum Ausdruck. Auf einer Tafel neben dem Monument sind nochmals die Namen aller Ermordeten aufgeführt.
Auf der unteren Dorfstraße (an der Piazza) erinnert ein Gedenkstein an das Massaker. 

Gedenstätte auf dem Friedhof Tafel mit Namen der Opfer Monument Gedenkstein an der Piazza

 

Nach 1945:
1951 wurde Walter Reder in einem Prozess wegen seiner Verantwortung zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Jahre 1985 wurde er auf Intervention der österreichischen Regierung vom damaligen italienischen Regierungschef Craxi aus der Haft entlassen.

Am 21. März 1950 lautete das Urteil in einem Strafprozess in Perugia gegen 64 Mitglieder der „Schwarzen Brigaden“ wegen ihrer Beteiligung an dem Massaker in Vinca auf lebenslängliche Haft und langjährige Haftstrafen. Diese wurde in der Folgezeit aufgrund der 1946 erlassenen Amnestie für faschistische Straftaten stark reduziert. 

Am 26. Juni 2009 sind vom Militärgericht in Rom neun Angehörige der 16. SS-Panzer-Aufklärungsabteilung der 16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer-SS“ - in Abwesenheit - zu lebenslanger Haft wegen mehrfachen, besonders schweren Mordes verurteilt worden. Das Gericht befand die neun Männer für schuldig, 1944 Massaker in verschiedenen Ortschaften der Gemeinde Fivizzano in, u.a. in Vinca und Bardine San Terenzo, begangen zu haben. 

Literatur / Medien:
Schreiber, Gerhard: Deutsche Kriegsverbrechen. Täter, Opfer, Strafverfolgung.  München 1996, S. 184; Simonis de, Paolo: 3. Guida ai luoghi delle stragi nazifasciste in Toscana, o.O. 2004,  S. 173–183  (+ Wanderweg)
resistenza.de/spaete-urteile-fuer-die-vergessenen-massaker-in-fivizzano-1944
resistenzatoscana.org/monumenti/fivizzano/monumento_del_cimitero_di_vinca