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Florenz

Region Toskana / Provinz Florenz

Zerstörte Brücke, Florenz 1944 (Foto: Imperial War Museum London)Die Stadt
Zu Florenz, der Hauptstadt der Toskana, und zur Provinz Florenz gehören 44 Kommunen. Die Stadt selbst hat ca. 400.000 Einwohner/innen, die Metropolregion ca. 1,5 Millionen. Florenz spielte u.a. in der Zeit des Risorgimento, der nationale Vereinigung Italiens im 19. Jahrhundert, als vorläufige Hauptstadt des Königreichs Italien eine wichtige Rolle und wurde in dieser Zeit zu einer modernen Stadt umgebaut.

Die Ereignisse
In Florenz begann nach der deutschen Besatzung bereits im November 1943 die Gefangennahme und Deportation der jüdischen Bewohner der Stadt. Am 6. November wurden bei einem Überfall Gläubige aus der Synagoge in der Via Farini abgeholt, Juden nach einer Liste mit genauen Adressen aus ihren Häusern geholt und auf dem Gelände der jüdischen Gemeinde zusammengetrieben. Über dreihundert Personen wurden festgenommen, daunter Kinder und alte Menschen. Am 9. November 1943 wurden sie vom Bahnhof Santa Maria Novella nach Auschwitz deportiert. Die Deutschen konnten dabei auf die aktive Hilfe italienischer Faschisten zählen.

Obwohl Hitler befohlen hatte, die Stadt von allen Kampfhandlungen auszunehmen, organisierte sich der Widerstand in der Stadt. An zahlreichen Häusern erinnern Gedenktafeln an erschossene Partisanen. Die Entwicklung verschlimmerte sich im Frühjahr 1944. Einige Stationen:

  • Am 4. März 1944 wurde in der Toskana ein Generalstreik ausgerufen, dem sich auch Arbeiter aus Florenz, Prato und Empoli angeschlossen hatten. 340 am Streik beteiligte Männer wurden am 8. März 1944  nach Mauthausen deportiert.
  • Am 22. März 1944 wurden auf dem Campo di Marte fünf junge Bauernsöhne aus Vicchio erschossen, da sie sich geweigert hatten, sich der Armee von Salò anzuschließen.
  • Eine wichtige Funktion im Widerstandskampf kam dem Untergrundsender Radio Cora zu, der den Alliierten Informationen lieferte. Der Sender wurde am 7. Juni 1944 von den Deutschen lokalisiert und ausgehoben.
  • Ein Ort des besonderen Terrors in Florenz wurde die Villa Triste, Sitz der Gestapo, in der Gefangene gefoltert und ermordet wurden.
  • Von Florenz aus operierte ein Untergrundnetz, das Juden versteckte und ihnen gefälschte Papiere besorgte, um deren Flucht zu ermöglichen. Der legendäre Radrennfahrer Gino Bartali, der selbst eine jüdische Familie versteckte, arbeitete für Piese illegalen Gruppen, unter anderem auch für Delasem.

Ende Juli 1944 eroberte die britische Armee die 10 km südlich von Florenz bis dahin von der Wehrmacht gehaltene Verteidigungslinie. Florenz wurde von den Deutschen zur „offenen Stadt“ erklärt. Das Verbot der Zerstörung wurde aber wieder zurückgenommen und der Befehl zur Sprengung sämtlicher Brücken – außer des Ponte Vecchio – und einer ganzen Häuserzeile der historischen Altstadt gegeben. Partisanen, die die Sprengungen verhindern wollten, wurden mit den Häusern in die Luft gesprengt. Auch auf dem Hauptbahnhof Santa Maria Novella kam es zu einem Gefecht zwischen Partisanen und deutschen Soldaten. Die Partisanen lieferten sich mit der sich nach Norden zurückziehenden deutschen Armee heftige Kämpfe (Pian d'Albero, Tre Pini).
 

Gedenken
Eine Auswahl der vielen Orte des Gedenkens in der Stadt:

Gedenktafel für die Partisanen der Stadt Florenz
Im Palazzo Vecchio an der Piazza Signoria hängt eine Tafel zu Ehren aller  
gefallenen und ermordeten Partisanen der Kommune Florenz.

Gedenkstätte für die Opfer von Florenz
Auf dem Friedhof Rifredi in der Via Panciatichi 62 befindet sich eine eindrucksvolle Gedenkstätte für die Opfer von Florenz: namentlich genannte oder unbekannte PartisanInnen der Kämpfe in und um Florenz, sowie die Namen der zivilen Opfer.   

Mahnmal für die Opfer von Cascine
Am Ufer des Arno, im Stadtteil Cascine an der Viale Giorgio Washington, steht ein Mahnmal für 17 hier am 24. Juli 1944 getötete Partisanen.

Gedenkstätte auf dem Friedhof Rifredi (Foto: Baldini) Mahnmal in Cascine (Foto: Baldini)

Gedenkstätte an der Piazza Tasso
In dem kleinen Park an der Piazza Tasso erinnert eine Gedenkstätte mit zwei Tafeln an den Mord unschuldiger Zivilisten von Oltrarno, die hier am 17. Juli 1944 beim Rückzug der Faschisten getötet worden sind. Auf einer Tafel stehen die Namen der Opfer, die zweite ist den getöteten Partisanen und den Deportierten von Oltrarno gewidmet.

Frauenwiderstand
Den Widerstand der Frauen von Florenz ehrt eine Tafel am Chiasso delle Misure.

Gedenktafel für politische Häftlinge
An der Piazza Santa Maria Novella erinnert eine Tafel an einem Gerichtsgebäude an Hunderte politische Gefangene, die hier verurteilt und in die Lager Auschwitz, Buchenwald und Mauthausen deportiert worden sind.

Gedenkstätte an der Piazza Tasso Gedenktafel an der Piazza Santa Maria Novella (Foto:Baldini) Gedenkstätte im Stadion Campo di Marte

Gedenkstätte Campo di Marte
An einem der Eingänge zum Stadion Campo di Marte (Viale Maratona) ist den Opfern der faschistischen Gewalt und den gefallenen Partisanen eine Gedenkstätte gewidmet, u.a. für die am 22. März 1944 ermordeten Bauernsöhne und für die in zahlreichen Kämpfen im Gebiet von Florenz  (u.a. Pian d'Albero, Fiesole, Tre Pini) gefallenen Partisanen

Denkmal im Garten der Synagoge (Foto: Baldini)

Denkmal für die ermordeten Juden
Für die große Zahl der aus Florenz in die Vernichtungslager deportieren Juden und für die ermordeten jüdischen Partisanen gibt es im Garten der Synagoge in der Via Farini 6 ein eindrucksvolles Denkmal mit den Namen der Opfer.

In der Stadt erinnern auch zahlreiche Stolpersteine an die aus Florenz ermordeten, deportierten oder vertriebenen jüdischen Bewohner und Bewohnerinnen  

Adressen:
Istituto Storico della Resistenza in Toscana
Via Carducci, 5/37
50121 Firenze
Tel. 055 284296
E-Mail: [email protected]
http://www.istoresistenzatoscana.it/

Centro Documentazione Sugli Eccidi Nazifascisti
Via dei Pucci, 4
Firenze
Tel. 055 284296
http://www.eccidi1943-44.toscana.it

"Fondo Franca Pieroni Bortolotti" Archivio di Studi di Storia delle Donne, Biblioteca delle Oblate
Via dell'Oriuolo, 26
Firenze
Tel: 055 2616512
Email: [email protected] 
http://www.biblioteche.comune.fi.it/biblioteca_delle_oblate/


Literatur / Medien:
Andrae, Friedrich: Auch gegen Frauen und Kinder. Der Krieg der deutschen Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung in Italien 1943–1945. München/Zürich 1995, S. 173/174; Gerhard Hümmelchen: Die Kämpfe um Florenz im Sommer 1944, Bonn 1965;  De Simonis, Paolo: Passi nella memoria, Rom 2004, S. 63-71 (Wanderführer zu Pian d'Albero);
toscano27.wordpress.com/i-compagni-di-firenze/
toscano27.wordpress.com/firenze-23-marzo-1944-campo-di-marte/
resistenzatoscana.org/monumenti/FI/
resistenzatoscana.org/monumenti/firenze/sacrario_dei_partigiani_fiorentini/ (Foto Friedhof: Baldini)
resistenzatoscana.org/monumenti/firenze/monumento_della_sinagoga/ /Foto Synagoge: Baldini)
resistenzatoscana.org/monumenti/firenze/lapide_alle_donne_della_resistenza/ (Foto Frauenwiderstand: Baldini)
resistenzatoscana.org/monumenti/firenze/lapide_dei_detenuti_politici/ (Foto politische Häftlinge: Baldini)
de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Firenze_Santa_Maria_Novella
www.figlidellashoah.org/pagina.asp?id=128
de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_der_Metropolitanstadt_Florenz


Foto Zerstörte Brücke Florenz 1944: Imperial War Museum, London,  TR_002290