Region Toskana / Provinz Lucca
Der Ort
Die Kartause von Farneta („Certosa dello Spirito Santo“), ein Kloster der Kartäuser, liegt in der Nähe der Gemeinde San Macario in Piano, ca. 10 km westlich von Lucca. Es ist über die SS 439 von Lucca aus erreichbar. Seit der Gründung des Klosters im 14. Jahrhundert hatte sich die Anlage mehr als verdoppelt, zuletzt erweitert durch die Aufnahme der 1903 aus Frankreich vertriebenen Brüder des Mutterklosters Grande Chartreuse.
Das Ereignis
Am Abend des 2. September 1944 drang ein Zug Waffen-SS unter dem Kommando des SS-Offiziers Hermann Langer in das Kloster ein und entdeckte bei der Razzia zahlreiche zivile Flüchtlinge, unter ihnen auch im Kloster versteckte Juden. Viele von ihnen wurden von den SS-Männern auf der Stelle erschossen. Der aus der Schweiz stammenden Prior, Don Martino Binz, und die Mönche, unter ihnen auch der frühere Bischof von Valencia in Venezuela, Bernardo Maria Montes de Oca, wurden mit den restlichen Gefangenen nach Nocchi di Camaiore transportiert. Dort wurden sie mehrere Tage in eine alte Fabrikhalle, die als Sammellager für zahlreiche Festgenommene der Durchkämmungsaktionen diente, eingesperrt, misshandelt und gefoltert. 35 der Gefangenen wurden dort erhängt, die anderen in verschiedene Gruppen eingeteilt: die Arbeitsfähigen schickte man nach Fossoli zur Deportation, die anderen wurden am 10. September 1944 in die Festung Malaspina di Massa gebracht und anschließend an verschiedenen Orten getötet. Zu ihnen gehörten auch der Ex-Polizeipräsident von Livorno Moraglia und der Leiter des Psychiatrischen Krankenhauses Maggiano di Lucca, Lippi Francesconi. Don Martino Binz und Bernardo Maria Montes de Oca wurden auf der Straße zwischen Camaiore und Montamagno erschossen. Dem Verbrechen fielen ca. 100 Menschen zum Opfer. Dank des Einsatzes des Bischofs von Carpi entgingen beinahe alle in Fossoli inhaftierten Klosterbrüder der Deporation nach Deutschland.
Nach Abschluss der Aktion hieß es in der Meldung der Führung der 14. Armee: „Der Prior des Karthäuser-Klosters norwestl. von Lucca wegen Waffenschmuggel und Beihilfe zur Fahnenflucht und Partisanenbegünstigung überführt. Bei Überholung des Klosters in der Nacht vom 1./2.9. über 50 Banditen hineingelaufen. 35 Mönche als Mitwisser verhaftet.“ (Schreiber, S. 200f.)
Aus einem Artikel des Corriere della Sera vom 25. November 2005 zum Massaker von Farneta: „Hermann Langer wurde wegen des Massakers in Certosa di Farneta erst 2004 in La Spezia der Prozess gemacht, nachdem 1994 die verschollen geglaubten Akten im „Schrank der Schande“ in Rom gefunden wurden.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Certosa_di_Farneta)
Gedenken
In Certosa di Farneta erinnern Gedenktafeln und ein Denkmal an das Verbrechen vom 2. September 1944 und an die Opfer. Das Denkmal befindet sich in der Via della Chiesa Sesta.