Region Toskana / Provinz Massa-Carrara
Die Stadt
Die Stadt Carrara mit ca. 65.000 Einwohner/innen liegt am Fuß der Apuanischen Alpen. Sie ist über die Autostrada A12 Genova-Livorno, die A11 Firenze-Pisa Nord und die A15 Parma-La Spezia erreichbar. In der Zeit des italienischen Faschismus wurde Carrara mit den Orten Massa und Montignoso zur Kommune Apuania zusammengefasst.
Carrara ist seit der Römerzeit wegen seiner Marmorbrüche berühmt und spielt wegen dieses Marmors auch eine bedeutende Rolle in der Geschichte. Im Zuge des italienischen Einigungsprozesses im 19. Jahrhundert war es ein revolutionäres Zentrum unter Führung von Guiseppe Mazzini. Carrara war im 19. und 20. Jahrhundert eine Hochburg des Anarchismus und starker anderer politisch linker Gruppen. Gegen Ende der 1920er Jahre wurden alle oppositionellen Gruppen von den von den Marmorindustriellen finanzierten Faschisten in einem wahren Vernichtungsfeldzug mit Straßenterror, Brandstiftung, Mord und Totschlag verfolgt, ihre Organisationen aufgelöst und verboten. In die Illegalität gedrängt, gehörten sie zu den Trägern der Resistenza und den Mitgliedern der in der Emigration entstehenden antifaschistischen Einheitsfront. Der Zweite Weltkrieg brachte die Marmorproduktion zum Erliegen. Im Kampf gegen die Partisanen zerstörte die deutsche Wehrmacht 1944/45 große Teile der Einrichtungen in den Steinbrüchen, denn Massa und Carrara lagen am Beginn der „Gotenlinie“ der Wehrmacht.
Die Ereignisse
Am 7. Juli 1944 befahl der damalige deutsche Besatzungskommandant die Räumung der Stadt. Bis zum 9. Juli sollte die gesamte Bevölkerung – zur damaligen Zeit etwa 100.000 – zur Evakuierung bereit sein. Ziel des Räumungsbefehls war es, den Widerstand in der Region zu brechen und den Partisanen die wichtige Unterstützung der Zivilbevölkerung zu entziehen. Am Tag der befohlenen Räumung versammelten sich jedoch die Frauen, angeführt von Aktivistinnen der Frauenverteidigungsgruppen – den gruppi di difesa della donna – auf die Piazza delle Erbe und zogen mit der Parole „Wir verlassen die Stadt nicht“ zum Rathaus. Auch unter massiver Bedrohung – Soldaten mit Maschinengewehren im Anschlag – und trotz zahlreicher Verhaftungen wichen die Frauen nicht, bis am 11. Juli 1944 unter dem permanenten Druck dieser Massendemonstrationen der Räumungsbefehl zurückgenommen werden musste. Dem Widerstand der Frauen war es zu verdanken, den bewaffneten Widerstand der Resistenza in dieser Gegend bis zur endgültigen Befreiung im April 1945 ermöglicht zu haben.