Region Abruzzen / Provinz L'Aquila
Der Ort
Pietransieri mit ca. 500 Einwohner/innen ist eine kleine Teilgemeinde von Roccaraso, fast 1300 m hoch gelegen im Sangro-Tal, ca. 100 km südwestlich von Chieti und von dort entweder über die A 25 und S.S. 17 oder die S.S. 81 und S.S. 84 erreichbar.
Die Ereignisse
Mitte Oktober 1943 trafen deutsche Soldaten in dem strategisch günstig gelegenen Dorf ein und begannen mit dem Ausbau der Stellungen, die zur Gustav-Linie gehörten. Männer von Pietransieri wurden für den Arbeitseinsatz rekrutiert. Am 7. November 1943 wurde der gesamten Einwohnerschaft die Evakuierung befohlen. Die Mehrheit der Einwohner befolgte den Befehl. Trotz Kälte und Schnee machte sie sich zu Fuß auf den Weg in das 40 km entfernte Sulmona, ein Fußmarsch, der bereits zahlreiche Todesopfer forderte. Ungefähr 200 Einwohner wollten jedoch Pietransieri nicht verlassen und wichen in die Bauernhäuser des Weilers Limmari am Sangro-Ufer aus. Zwischen dem 15. und 21. November reagierten deutsche Soldaten auf diese „Verweigerung“ mit einer wahren Mordorgie: zunächst wurden einzelne Opfer – eine junge Frau, ein greises Ehepaar und andere Dorfbewohner – in Limmari getötet, dann wurden Bauernhäuser gesprengt, zahlreiche Häuser in Pietransieri in Brand gesteckt.
Am 21. November schließlich wurden die nach Limmari geflüchteten Einwohner zusammengetrieben, von einem Ring aus Panzerminen umgeben, die aus der Entfernung gezündet wurden. 128 Menschen fielen diesem Massaker zum Opfer, darunter 34 Kinder, das jüngste gerade einen Monat alt, und 50 Frauen. Nur ein siebenjähriges Mädchen, das unter Leichen begraben war, überlebte. „Ein bestialischer Exzess, der keinen Oberbefehlshaber irritiert zu haben scheint, den kein Wehrmachtsrichter je verfolgte, an den sich vermutlich kein deutscher Soldat erinnert. Dennoch kam die Wahrheit an den Tag…“ (Schreiber 1996, S. 154).
Gedenken
Tafeln mit Namen und Alter der Opfer an beiden Seiten einer Kapelle in Pietransieri erinnern an das Massaker, im Garten steht eine Skulptur mit vier Gedenksteinen, ebenfalls mit Namen und Alter der Opfer. An einer Wand der Kapelle ist die Urkunde über die Verleihung der "Medaglia d'oro al Valor Militare" an die Gemeinde angebracht.