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Avasinis

Region Friaul-Julisch Venetien / Provinz Udine

Denkmal vor der KircheDer Ort
Der kleine Ort Avasinis liegt ca. 30 km nördlich von Udine, auf der Höhe von Gemona del Friuli unmittelbar westlich der Autobahn und der S.S. 13.

Das Ereignis
In dem Bergdorf nahm am 2. Mai 1945, dem Tag des Inkrafttretens der bereits bekannt gemachten Kapitulation der deutschen Truppen in Italien, ein SS-Verband der sogenannten „Karstjäger" Rache für einen Partisanenangriff und ermordete 51 (nach anderen Berichten 65) Bewohner – Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer am Nachmittag des gleichen Tages. Nach dem Blutbad nahmen die Täter 40 Frauen als Geiseln, denen sie für den Fall eines weiteren Angriffs der Partisanen die Erschießung androhten. Zwei von ihnen wurden vergewaltigt und anschließend ermordet.

 


Wegweiser zur GedenkstätteGedenkstein mit Namen der OpferGedenken          
Vor der Dorfkirche an der Piazza 2 Maggio ist ein hoher Gedenkstein mit Kreuz und mit den Namen der Ermordeten errichtet. Vom Platz aus führt  ein Weg (Wegweiser: Pfeil mit drei Kreuzen „Martiri 2 maggio 1945“) im steilen Bogen zur Kirche hinauf, an deren Rückseite eine große Gedenkstätte angelegt ist. Auf Tafeln und Gedenksteinen sind die Namen und Portraits der Ermordeten festgehalten.

 

 



Täter und Strafverfolgung nach 1945
Die „Karstjäger“ waren ab Sommer 1943 u. a. in Friaul und im Karstgebirge bei der Partisanenbekämpfung im Einsatz. Sie setzten Dörfer in Brand, ermordeten Zivilisten oder nahmen viele von ihnen als Zwangsarbeiter gefangen, die dann nach Deutschland deportiert oder  in Italien eingesetzt wurden. Die Truppe unter ihrem Kommandeur, SS-Standartenführer Hans Brand, hatte ihren ursprünglichen Standort in Pottenstein/Franken und nahm nach dem Krieg immer wieder an Kameradschaftstreffen der Nachfolgeorganisationen der Waffen-SS teil. Erst in den 1990-er Jahren begannen  Ermittlungen der deutschen Justiz gegen zwei Angehörige der SS-Einheit. Die Zeugenaussagen von 134 (!) SS-Veteranen ergaben keine konkreten Tathinweise, so dass die Ermittlungen der Würzburger Staatsanwaltschaft 2007 eingestellt wurden. (Fransecky, u.a., S. 141 ff.)

Die Gedenkstätte befindet sich hinter der Kirche

Literatur / Medien:
Schreiber, Gerhard: Deutsche Kriegsverbrechen. Täter, Opfer, Strafverfolgung. München 1996, S. 115 f.; Fransecky, Tanja von / Rudorff, Andrea / Schneider, Allegra / Stracke, Stephan (Hg.): Kärnten, Slowenien, Triest. Umkämpfte Erinnerungen. Bremen 2010, S.142 f.; La Resistenza 3, S. 44; Wedekind, Michael: Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien. 1943 bis 1945. Die Operationszonen „Alpenvorland“ und „Adriatisches Küstenland“ (= Militärgeschichtliche Studien. Bd. 38), München 2003, S. 458; resistenza.de/ss-massaker-bleibt-ungesuehnt; www.medienwerkstatt-franken.de/mediathek/zeitgeschichte/zeitgeschichte-detailansicht/news/tatort-avasinis/