Region Piemont / Provinz Turin

Der Ort
Wanderwege auf dem Colle del LysDie Passhöhe des Colle del Lys (1.311 m) zwischen dem Valle di Susa und dem Valle di Viù ist mit dem Pkw über die Autobahn E 70 bzw. die SS 25 von Turin aus in Richtung Fréjus erreichbar, vorbei an Rivoli, danach Abfahrt Avigliana, dann über die Straße zum Pass Colle del Lys  in Richtung Viù (von Turin aus ca. 1 Stunde).

Turm auf dem Colle del LysDie Ereignisse
Am Morgen des 2. Juli 1944 geriet eine Gruppe der am Colle del Lys operierenden 17. Garibaldi-Brigade (Partisanen-Brigaden) am Fuß des Passzugangs in schwere Gefechte mit einer starken SS-Einheit und faschistischen Truppen. Im Kampf fielen sechs Partisanen, 26 Partisanen – die meisten von ihnen hatten sich erst wenige Tage zuvor den Partisanen angeschlossen und waren noch völlig unerfahren – gerieten in Gefangenschaft. Die Gefangenen wurden von den Deutschen auf den Pass gebracht und einige hundert Meter auf der anderen Passseite auf grausame Weise ermordet und den Abhang hinunter geworfen. Bergbewohner informierten die Partisanen, die sich hatten durchschlagen können.

Hintergrund
Den Hintergrund für das Massaker am Colle del Lys bilden die Durchkämmungsaktionen, die deutsche Truppen und Einheiten der Salò-Regimes im Sommer 1944 entlang der Verbindungsstraße nach Frankreich im Susa-Tal ständig durchführten, um Jagd auf die immer wirksamer agierenden Partisanen zu machen, die von ihrem strategischen Zentrum am Colle del Lys aus das Susa-Tal und die dortige Eisenbahnlinie Turin–ModaneLyon und die Verbindungsstraße nach Frankreich angriffen. Nach der Ermordung der gefangenen Partisanen am 2. Juli 1944 holten überlebende Kameraden die Leichen aus der Schlucht und bestatteten sie mit Hilfe von zwei Dorfpfarrern der Umgebung in einem gemeinsamen Grab. Dabei fügten sie, soweit möglich, jedem Leichnam Dokumente hinzu, um ihn später identifizieren zu können. Auf diese Weise konnten die sterblichen Überreste der meisten Opfer ein Jahr später Angehörigen zur Bestattung in der Heimat übergeben werden.

Gedenken
Auf der Passhöhe wurde 1955 ein Turm des Gedenkens errichtet, der nicht nur an das strategische Zentrum der damals von hier aus operierenden Partisaneneinheiten und an deren Kämpfe erinnert, sondern auch an alle 2.024 Partisanen aus den umliegenden Valli di Lanzo, Susa, Sangone und Chisone, die während der 20 Monate der Resistenza ihr Leben verloren. Daneben befindet sich das Carlo-Mastri-Ecomuseum, das u.a. die Geschichte des Widerstandes am Colle del Lys in einer  Ausstellung darstellt, außerdem ein Friedensgarten. Weitere 100 m die Straße talabwärts erinnert eine Gedenktafel an die 26 getöten Partisanen.

Comitato Resistenza Colle del Lys

Gedenktafel für die ermordeten Partisanen

Der Gedenkort wird vom „Comitato Resistenza Colle del Lys“ in Rivoli betreut, das die jährlich Anfang Juli auf dem großen Platz stattfindenden Gedenkveranstaltungen auf  der Passhöhe organisiert, Publikationen herausgibt und mit öffentlicher Förderung neben dem Gedenkturm ein „Ecomuseo“ errichtet hat, das die Natur der Berglandschaft zu sammen mit der Geschichte der für die Region um Turin so bedeutsamen Partisanenkämpfe dokumentiert. In Verbindung mit den Gedenkveranstaltungen finden auf der Passhöhe internationale Friedenscamps statt. Teilnehmer dieser Camps haben neben dem großen Platz an der Passstraße einen „Friedensgarten“ gestaltet, in dem örtliche Organisationen der A.N.P.I, vieler umliegenden Kommunen, unter ihnen die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Ravensburg (Oberschwaben) Erinnerungs- und Solidaritätstafeln angebracht haben.

Vom Colle del Lys aus führen ausgewiesene Wanderwege („Sentieri della Memoria“) auf den Spuren der Partisanen in die Umgebung der Berglandschaft. Wanderkarten und weitere Informationen sind im Sekretariat des „Comitato Resistenza Colle del Lys“ erhältlich (Via Capra 27, I-10098 Rivoli, E-Mail: [email protected]www.colledellys.it.  
 
Tafel der VVN Ravensburg im Friedensgarten

Literatur / Medien:
Luoghi della storia – Percorsi nella memoria. Ed. Ecomuseo della Resistenza del Colle del Lys; Guide to the Carlo-Mastri-Ecomuseum (Hg. Comitato Resistenza Colle del Lys); Bade, Sabine und Mikuteit, Wolfram: Partisanenpfade im Piemont. Wege und Orte des Widerstands zwischen Gran Paradiso und Monviso. Ein Wanderlesebuch. Konstanz 2018; Touring Club Italiano (Hg.): I Sentieri della Libertà. Piemonte e Alpi occidentali. 1938–1945. La Guerra, la Resistenza, la persecuzione razziale. A cura di Livio Berardo. Milano 2007; www.parks.it/parco.col.lys/; alpenrouten.de/Lis-Colle-de-Lys-Colle-del_point268.htmlde.wikipedia.org/wiki/Colle_del_Lys