Region Piemont / Provinz Turin

Der Ort
Die Kleinstadt mit ca. 8.000 Einwohner/innen (2010) liegt ca. 40 km südwestlich von Turin und ist mit dem PKW über die SP 589 erreichbar

Die Ereignisse
Am 3. April 1944 fielen einundfünfzig Männer und Jugendliche im Alter zwischen 14 und 70 Jahren in Cumiana einem Massaker zum Opfer. Es wurde auf Anordnung des deutschen Sicherheitsdienstes in Turin, vor Ort unter dem Befehl des SS-Offiziers Anton Renninger, ausgeführt. Die Opfer gehörten zu 150 Geiseln, die die Deutschen nach einem zwei Tage zuvor erfolgten Partisanenangriff genommenen hatten. Einundfünfzig von ihnen wurden erschossen, obwohl die Freilassung der von den Partisanen gefangen genommenen Deutschen bereits vereinbart war.

Hintergrund
Ziel der deutschen Besatzer war es, die Partisanengruppen mit Hilfe von Durchkämmungsaktionen und Verhaftungen in Cumiana und den umliegenden Dörfern zurückzudrängen. Dies war der Auftrag für eine im März 1944 nahe Cumiana stationierte italienische SS-Einheit. Den Partisanen gelang am 1. April ein erfolgreicher Angriff auf einen mit Lebensmitteln beladenen Lkw in Cumiana und die Gefangennahme von 31 SS-Angehörigen. Italienische und deutsche SS-Einheiten begannen mit Vergeltungsmaßnahmen: noch am gleichen Tag plünderten sie in Cumiana, zerstörten Häuser, aus denen Partisanen geschossen hatten und nahmen ca. 150 Geiseln. Anton Renninger drohte als örtlicher Kommandant deren Erschießung an, wenn die Partisanen sich nicht zu Verhandlungen über die Freilassung der gefangen genommenen SS-Angehörigen bereit erklärten. Als der Unterhändler der Partisanen nach zweitägigem Hin und Her über die Verhandlungsmodalitäten am 3. April in Cumiana eintraf, lagen die Leichen von 51 der Geiseln am Straßenrand. Sie waren wenige Stunden zuvor willkürlich ausgesondert und vor dem Bauernhof Riva la Caia ermordet worden. Die gefangenen SS-Soldaten wurden von den Partisanen dennoch freigelassen, um das Leben der restlichen Geiseln zu retten.

Kreuz mit GedenkinschriftDas Massaker von Cumiana gehört in die lange Reihe jener „Strafaktionen“, mit deren Hilfe die  Zivilbevölkerung von der Unterstützung der im Laufe des Jahres 1944 immer erfolgreicher werdenden Partisanen abgeschreckt und terrorisiert werden sollten. Die Partisanen wiederum sollten durch drakonische Maßnahmen isoliert werden.

Die Tragödie von Cumiana fand in einem Moment verschärfter Aktionen der Besatzungsmacht und der Faschisten  gegen die Partisanen statt. Man fürchtete die Zusammenarbeit  von Partisanen und sozialen Bewegungen, die gerade in Turiner Fabriken entstanden – hervorgegangen aus  den Generalstreiks vom März 1944. Somit war eines der Ziele der militärischen Besetzung Italiens in Gefahr: die ökonomische Ausbeutung.“ (Dr. Luciano Boccalatte, Direktor des Resistenza-Instituts Turin, in: resistenza.de/schwarzer-moment-in-der-geschichte-der-partisanen)

Gedenktafel für die ermordeten GeiselnGedenken
Jedes Jahr Anfang April endet ein Schweigemarsch der Einwohner von Cumiana beim früheren Hof Riva La Caia in einem Seitenweg der Zufahrtsstraße am Stadtrand, dessen Beginn ein Kreuz markiert. Er gilt der Erinnerung an das Blutbad vom 3. April 1944, zu dessen Hintergrund die erfolgreiche Aktionen der Partisanen gehören, mit denen sie in den Wochen zuvor weitgehend die Kontrolle über die Umgebung Cumianas und damit über den Zugang zur Ebene vor Turin errungen hatten.     
Im Zentrum von Cumiana erinnert seit 1995 ein weiteres Mahnmal mit einem Flachrelief Umberto Mastroiannis an das Massaker.              

Nach 1945
Der verantwortliche SS-Offizier Renninger lebte nach dem Krieg unbehelligt in Erlangen. Er wurde 1999 vor einem italienischen Militärgericht angeklagt, starb jedoch im Jahr 2000, bevor das in seiner Abwesenheit geführte Verfahren beendet werden konnte. Nach 10-jähriger Bemühung des Erlanger Bündnisses für den Frieden und des Vereins zur Förderung alternativer Medien (www.resistenza.de), die bereits im Jahr 2001 eine Städtepartnerschaft mitinitiierten, haben die Städte Erlangen und Cumiana 2011 ein Freundschaftsabkommen beschlossen. (www.nordbayern.de/region/erlangen/erlangen-besiegelt-freundschaft-mit-cumiana-1.1144218?rssPage=RXJsYW5nZW4=)

Literatur / Medien:
Schreiber, Gerhard: Deutsche Kriegsverbrechen. Täter, Opfer, Strafverfolgung.  München 1996, S. 158 f.; La La resistenza. Beiträge zu Faschismus, deutscher Besatzung und dem Widerstand in Italien (3); Verein zur Förderung alternativer Medien e.V. Erlangen (Hg) 2006, S. 58 ff.; Comello, Marco, Jetzt sind wir an der Reihe. Das Massaker von Cumiana und der Widerstand im Piemont unter deutscher Besatzung 1943–1945. Hg. Verein zur Förderung alternativer Medien Erlangen 2003; Fohrer, Eberhard: Oberitalien. Reiseführer 7. Auflage 2010, S. 521; Bade, Sabine/Mikuteit, Wolfram: Partisanenpfade im Piemont. Wege und Orte des Widerstands zwischen Gran Paradiso und Manviso. Ein Wanderlesebuch. Konstanz 2018; http://it.wikipedia.org/wiki/Strage_di_Cumiana; resistenza.de/das-massaker-von-cumiana