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Dieulefit

Region Rhône-Alpes, Departement Drôme


Der Ort
Kleinstadt, 3100 Einwohner/innen, ca. 30 km östlich von Montélimar. Mit dem Auto von Valence 61 km (D 538 A →Crest, dann D 538) oder 69 km (über A 7 sortie/Ausfahrt 17 →Montélimar/  Dieulefit über D 540).

Die Ereignisse
Über 1500 Menschen fanden in der Gemeinde und Nachbarorten Zuflucht: spanische Republikaner, Resistants, Juden, von den Nazis oder Vichy Verfolgte, zahlreiche Intellektuelle wie z.B. René Char, Louis Aragon, Elsa Triolet (weitere Namen auf http://www.ajpn.org/commune-Dieulefit-en-1939-1945-26114.html). Das entsprach guter Tradition, dem Aufruf katholischer Priester und  protestantischer Pfarrer und wurde geduldet vom (Vichy-)Bürgermeister. Viele Einwohner/innen halfen ohne viel zu fragen, kein Flüchtling und kein/e Helfer/in wurde verraten. Die Leiterinnen der Reformschule École de Beauvallon Marguerite Soubeyran, Catherine Krafft und Simone Monnier nahmen auf Bitten der OSE jüdische Kinder auf, bildeten sie aus und versteckten sie. Die   Schule besteht noch heute als Schule für „Kinder aus schwierigen Verhältnissen“ (sie liegt außerhalb, D 538 →Nyons, bald links D 547 →Beauvallon, Comps). Pol und Madeleine Arcens beschäftigten an der von ihnen im Haus „La Roseraie“ gegründeten Schule widerständige und jüdische Lehrer/innen und beherbergten jüdische Kinder. Die Gemeindesekretärin Jeanne Barnier stellte falsche Ausweise her.

Abschrift der Urkunde über die „Gerechten“ im Rathaus Teil der École de Beauvallon (heutiger Zustand) Place Jeanne Barnier

Gedenken
Die Gemeinde hielt es lange Zeit nicht für angezeigt, an die „selbstverständliche“ Aufnahme  der Flüchtlinge zu erinnern. Die meisten waren „anonyme“ Helfer/innen, eine Nennung einzelner Namen galt als unschicklich und ungerecht. Erst nachdem die israelische Gedenkstätte Yad Vashem einige Bewohner/innen als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet hatte, wurde 2008 im Rathaussaal eine Urkunde angebracht (Rue Justin Jouve). Es dauerte bis 2014, bis zum 70. Jahrestag der Befreiung der „Résistance civile et  des résistants sans armes“ („dem zivilen Widerstand und den waffenlosen Widerständlern“) ein Denkmal errichtet wurde. Das Halbrund symbolisiert den Schutz, den „Dieulefit, wo niemand ein Fremder ist“, gewährt hat. Es erinnert an die Flüchtlinge und die Bürger/innen, die schweigsamen Held/innen. „Dieses Denkmal ehrt nicht Opfer oder Tote, sondern menschliche Wesen, die andere Menschen gerettet haben, die ihnen unbekannt waren“, steht auf dem Gedenkstein  (Parc de la Baume, hinter dem Maison de la Céramique; Eingang über Rue des Reymonds/D 538 oder Rue de la Piscine).

Denkmal der „Résistance civile“ Gedenkstein Denkmal (Ausschnitt)

Neun Einwohner/innen wurden als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet: neben Jeanne Barnier und den Leiter/innen der zwei genannten Schulen die Landwirte Elie und Emilienne Abel, die Familienmitglieder von René Cassin schützten, und der Besitzer der Textilfirma von Dieulefit, Henri Morin, der Isaac Fabrikant aufnahm, dessen Eltern aus Belgien geflohen und 1942 nach Auschwitz deportiert worden waren.

An Jeanne Barnier erinnert ein kleines Keramikschild an einem winzigen Platz (zwischen Rue Gainarde und Rue Basse).

 

Literatur/Medien
Suchon-Fouquet, Sandrine: Résistance et liberté. Dieulefit 1940-1944, Grenoble 2010
Vallaeys, Anne: Dieulefit ou le miracle du silence, Paris 2008
http://www.zeit.de/2015/07/fluechtlinge-frankreich-ueberleben-nationalsozialismus-vichy-regime/komplettansicht
http://de.wikipedia.org/wiki/Dieulefit
http://www.ajpn.org/commune-Dieulefit-26114.html
http://www.ajpn.org/sauvetage-ecole-de-Beauvallon-263.html