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Bocognano

Region Korsika (Corse), Departement Corse-du-Sud

Der Ort
Die Gemeinde, etwa 480 Einwohner/innen, am Fuß hoher Berge (Monte d'Oro, Monte Renoso u.a.), liegt an der N 193 Ajaccio (36 km) – Corte (41 km) – Bastia (108 km)und der D 27 →Bastelica; Bahnhof an der Strecke Ajaccio–Corte–Bastia.

Die Ereignisse
In Bocagnano waren italienische Soldaten und Schwarzhemden stationiert, der Kommandant im „Palazzu di Napulio“. Er wurde nach dem Volksaufstand am 9. September 1943 von 30 Patrioten „besucht“ und verhielt sich neutral.

Bocognano (© Pierre Bona, Wikipedia) Palazzu

STO-Zwangsarbeit
In Korsika galt – wie in ganz Frankreich – das Vichy-Gesetz über den STO = Zwangsarbeit in der deutschen Rüstungswirtschaft. Die Bevölkerung in Korsika war dagegen; die Italiener ebenfalls, weil sie keine Arbeitskräfte an die Deutschen abgeben wollten; die FN gab die Parole aus: „Maquis statt  Lager“. Der Präfekt hatte eine Ausnahme erwirkt: Keiner sollte Zwangsarbeit außerhalb der Insel, etwa in Deutschland, leisten. Letztlich mussten etwa 150 junge Männer in Bocognano und weitere 140 in der Nähe von Bastia für die Italiener arbeiten, in Bocognano auf einer Wanderbaustelle im Straßenbau; es gab offenbar kein festes Lager.

Hintergrund
Die Vichy-Regierung beschloss am 16. Februar 1943 einen einjährigen Zwangsarbeitsdienst (STO) in der deutschen Rüstungswirtschaft für alle zwischen 1920 und 1922 geborenen jungen Männer (über 600.000).  Dies stieß in ganz Frankreich auf  Ablehnung. So auch in Korsika – und zwar quer durch alle politischen Lager. Auch das italienische Militär in Korsika war nicht einverstanden; es wollte dem Deutschen Reich keine Arbeitskräfte überlassen, sondern sie für eigene Zwecke einsetzen. Der frz. Präfekt erreichte eine Sonderregelung: Kein Korse wird zur Zwangsarbeit nach Deutschland geschickt; er kann aber zu Zwangsarbeit für die Italiener in Korsika verpflichtet werden. Die Empörung legte sich nicht. Die FN blieb bei der Ablehnung: „Nachdem ihr dem Tiger Hitler entkommen seid, will man euch dem Schakal Mussolini ausliefern“. Sie rief die jungen Leute dazu auf, sich der Résistance anzuschließen: „Besser Maquis als Lager“.
Letztlich mussten von den 3.000 Betroffenen im Juli 1943 etwa 150 Männer beim Bau einer Straße von Bocognano nach Bastelica (die heutige D 27) helfen. Weitere etwa 140 wurden zunächst in Bastia, dann im nahen Folelli in der Gerbstoff-Fabrik eingesetzt. Sie klagten über schlechte Ernährung, schwere Arbeit und den ausbleibenden, versprochenen Lohn. Abwesende wurden von den Italienern kaum verfolgt. Der STO führte zu einem „Exodus in die Maquis“, wo die Jungen auf erfahrene Widerstandskämpfer trafen.

Rathaus von Bocognano Straßenschild zum Volksaufstand

Gedenken
Soweit bekannt erinnert nichts an die ehemaligen STO-Arbeiter.
Der Platz am Office de Tourisme heißt „Place du 9 Septembre 1943“. Der Text auf dem Schild lautet: „Am 9. September 1943 lösen die korsischen Patrioten nach dem Aufruf des Front der Nationalen Befreiungsfront den  Volksaufstand die Volkserhebung mit dem Ziel der Befreiung aus.“

Literatur/Medien
Chaubin, Hélène: La Corse à l’épreuve de la guerre 1939 – 1943, Paris 2012, S. 139ff.
Choury, Maurice: Tous bandits d'honneur! Résistance et Libération de la Corse (Juin 1940 – Octobre 1943), Neuauflage Ajaccio 2011, S. 226ff.
Résistance et Libération de la Corse, Ajaccio 1993, S. 51
http://fr.wikipedia.org/wiki/Bocognano