Region Piemont / Provinz Turin

Der Ort
Forno di Coazze (1.050 m) gehört zur Ortschaft Coazze und liegt im Talschluss des Sangonetals in den Cottischen Alpen. Mit dem Pkw ist der Ort von Turin erreichbar über die Autobahn A 32/ E 70 in Richtung Fréjus bis Ausfahrt Avigliana Est, auf der SP 190, vorbei an Giaveno, bis Coazze und auf der SP 192 weiter nach Forno di Coazze (von Turin aus ca. 1 Stunde).

Die Ereignisse
Mehr als 300 Menschen aus dem Val Sangone sind zwischen September 1943 und Mai 1945Ossario Partigiano dem Kampf gegen italienische Faschisten und deutsche Besatzer zum Opfer gefallen. Direkt nach der Waffenstillstandserklärung am 8. September 1943 hatten sich hier erste Partisanengruppen (vorwiegend versprengte Soldaten der 4. Italienischen Armee) gebildet. Zudem diente das abgelegene Tal auch als Rückzugsgebiet der Partisanen aus den Nachbartälern. Die erste Durchkämmungsaktion fand bereits am 23. September 1943 statt, der die erst 18-jährige Evelina Ostorero zum Opfer fiel. Viele weitere folgten. Das grausamste Verbrechen geschah im Rahmen der Durchkämmungsaktion „Operation Habicht“ im Mai 1944: 23 der Widerständler, die zuvor im Val Sangone verhaftet und anschließend in provisorischen Gefängnissen in Coazze und Giaveno untergebracht worden waren, wurden nach Forno gebracht. Dort liess man sie ein Massengrab (Fossa Comune) ausheben. Danach wurden die 23 Männer angeschossen, ins Grab geworfen und tagelang bewacht, bis auch der Letzte von ihnen verblutet war. Ihr Tod wurde nachträglich auf den 16. Mai 1944 datiert.

Gedenken
Gedenktafel am OssarioForno di Coazze
Bereits am 4. November 1945 wurde mit dem aus privaten Spenden finanzierten Ossario Partigiano in Forno di Coazze eine zentrale Gedenkstätte errichtet. Hier fanden 98 Menschen ihre letzte Ruhestätte. Jedes Jahr im Mai wird ihrer unter dem am Ossario angebrachten Motto „USQUE AD FINEM ET ULTRA COMITES“ (frei übersetzt: „Gefährten bis zum bitteren Ende und darüber hinaus“) in einer Gedenkveranstaltung gedacht.

Gedenkstätte am MassengrabEine weitere Gedenkstätte befindet sich an der Stelle des früheren Massengrabes. Von einem Plateau mit Informationstafeln zur Geschichte der Resistenza im Val Sangone führt ein kurzer Gedenkweg gegenüber des Ossario über die Wiesen abwärts in Richtung Bach zu dieser Stelle. Das Zentrum der Gedenkstätte bildet eine massive Steinplatte, in die der  Abdruck eines gekrümmt liegenden Menschen eingemeißelt ist.

Palazzina Sertorio
Folgt man der Straße weiter in Richtung Talschluss, findet sich am Campingplatz I Pianas eine vom Projekt "La Memoria delle Alpi" (Gedächtnis der Alpen) aufgestellte Informationstafel zu den dort beginnenden "Sentieri della Resistenza di Coazze". Einer der Wanderwege führt zum früheren Jagdhaus Palazzina Sertorio, die Partisanen während der „Operation Habicht“ im Mai 1944 als Versteck diente. In der Nähe steht die Statue von Liborio Ilardi, der dort am 10. Mai 1944 erschossen wurde.

Coazze
Das im ehemaligen Gemeindehaus von Coazze eingerichete Ecomuseo della Resistanza beherbergt eine Ausstellung und bietet Informationsmaterial und Zeugnisse über den Widerstand in der Region sowie über  Wandermöglichkeiten (Adresse: Viale Italia 1961,1 Telefon 011-9349681, rete.comuni-taliani.it/wiki/Coazze/Ecomuseo_della_Resistenza)

                                                                                                                                                     
Literatur / Medien
Bade, Sabine und Mikuteit, Wolfram: Partisanenpfade im Piemont. Wege und Orte des Widerstands zwischen Gran Paradiso und Monviso. Ein Wanderlesebuch. Konstanz 2018; Boccalatte, Luciano/ D’Arrigo, Andrea / Maida, Bruno, 38–45 – Una guida per la memoria. Luoghi della guerra e della resistenza nella provincia di Torino, Istituto piemontese per la storia della resistenza e della società contemporanea ‚Giorgio Agosti‘,Turin 2007; lombardia.anpi.it/media/blogs/lombardia/2011-05/i_98caduti_coazze.pdf; www.provincia.torino.gov.it/culturamateriale/musei/e_coa01.htm; anpicatania.wordpress.com/2011/01/03/ossario-dei-caduti-partigiani-di-forno-di-coazze-i-98-nominativi-tre-catanesi-e-un-siciliano/ (Namen und Kurzbiographien der 98 Opfer)