Region Lothringen (Lorraine), Departement Vosges
Der Ort
Kurort am See (Lac de Gérardmer), etwa 9.000 Einwohner/innen. Von Colmar 36 km (D 417 über Col de la Schlucht), von Saint-Dié 29 km (D 415 →Anould, dann D 8), von Épinal 40 km (D 11).
Die Ereignisse
Gérardmer war seit 22. Juni 1940 besetzt und hatte eine deutsche Garnison. 1942–1944 wurden etwa 40 Juden über Écrouves und Drancy in die Vernichtungslager deportiert.
Am 6. September 1944 fand in Gérardmer ein hochkarätig besetzte Konferenz (anwesend u.a. SS-Chef Himmler, Wehrmachtsgeneral Blaskowitz, SS-General Oberg) zur Aktion Waldfest mit entscheidenden Weichenstellungen statt: Ausmerzung des Widerstands, „rechtsfreie“ Ermordung von Verdächtigen, Deportation großer Teile der Bevölkerung, Evakuierung und Niederbrennen ganzer Orte, „verbrannte Erde“. Über 8.000 Menschen aus über 70 Dörfern wurden in die KZ oder zur Zwangsarbeit deportiert. Ende September griffen etwa 1.000 deutschen Soldaten die 380 Männer des Maquis Noiregoutte bei Rochesson, 10 km von Gérardmer, an, 14 Maquisards wurden grausam getötet und eine Anzahl in die KZ deportiert.
Am 8. November 1944. 9 Uhr, wurde dem Bürgermeister mündlich folgender Befehl übermittelt: „Auf Befehl des Sicherheitsdienstes (SD) haben sich alle arbeitsfähigen, über 16 Jahre alten Männer von Gérardmer – ohne jede Ausnahme – spätestens um 13 Uhr in Xonrupt einfinden. Sie sollen warme Kleidung tragen und Essen für einen Tag mitnehmen, Fahrräder können benutzt werden“. Mindestens 300 Männer aus Gérardmer und weitere mehr als 300 aus der Umgebung (Liézey, Granges-sur-Vologne, Vagney, Xonrupt) wurden mit einem vorgetäuschten Arbeitsappell in dem Nachbarort Xonrupt zusammengerufen und am nächsten Tag nach einem Fußmarsch über den Schlucht-Pass von Munster (Elsass) per Zug nach Karlsruhe deportiert. Dort mussten sie vor allem in (Rüstungs-)Betrieben Zwangsarbeit leisten.
Auf Befehl der Wehrmacht wurde die restliche Bevölkerung in eine winzige „Sicherheitszone“ evakuiert. Ein Kommando unter dem Befehl des ehemaligen Gestapochefs von Lyon, Knab, plünderte die Stadt. Vom 15. bis 17. November wurde der Ort in Brand gesetzt, 1.200 Gebäude gingen in Flammen auf, die Stadt war ein rauchender Trümmerhaufen, als sie am 19. November von französischen Truppen befreit wurde.